Das Grätzlzentrum Frieda | Nachbarn sind überall | Gelebtes Miteinander am Keplerplatz in Favoriten
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März 2025


 

Liebe Leser*innen!

 

In zahlreichen Pfarren der Erzdiözese Wien gibt es hervorragende Angebote für ALLE Menschen im Pfarrgebiet. Dadurch werden Pfarren zu Orten der Nachbarschaft und des Dialogs. Etwas, das es in der heutigen Zeit immer mehr braucht. Drei Beispiele stellen wir diesmal in den Kommentaren vor.

 

Aber damit Pfarren so ein Angebot machen können, damit sie offen für die Menschen sein können, dafür braucht es wiederum Menschen. Und das sind Ehrenamtliche, die sich hier engagieren.

 

Aber leider hören wir aus zahlreichen Pfarren auch das Gegenteil. Nämlich, dass ehrenamtliches Engagement nur sehr eingrenzt gewünscht ist. Und das führt dann oft dazu, dass Menschen die Pfarre verlassen.

 

Aus meiner langen Erfahrung kenne ich leider viel zu viele dieser Menschen, die früher einmal in Pfarren aktiv waren und sich jetzt lieber woanders engagieren.

 

Aber das muss nicht so sein, haben wir uns gedacht! Mit der PGR Initiative gemeinsam haben wir ein Plädoyer für eine Kultur der Ermöglichung in der Erzdiözese Wien geschrieben.

 

Wir brauchen diesen Kulturwandel, um das Engagement von Ehrenamtlichen zu fördern und das Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamtlichen gut zu gestalten. Das Fördern von Charismen und das Ermöglichen gemeinsamer Ideen sollen dabei im Mittelpunkt stehen und nicht das Abarbeiten von Aufgaben, die vorgegeben werden.

 

Mit so einem Kulturwandel können Pfarren Räume anbieten:

Räume zum Treffen, Räume zum Reden, Räume zum Lernen, Räume zum Spielen. Außerdem sollen Menschen hier Räume finden, die es sonst nirgendwo gibt – Räume der Spiritualität und Räume der Begegnung mit Gott und den Menschen. Räume für ein Gemeindeleben, in denen sie ihre Charismen im christlichen Geist einbringen und sich wohl fühlen können.

 

Schreiben Sie uns, was Sie von unserem Plädoyer halten und bringen Sie Ideen ein, wie wir einer Verwirklichung näher kommen können: katholische.aktion@edw.or.at

 

Ihr Reinhard Bödenauer

 

P.S: Die Ordnungen für Pfarrgemeinderäte (PGR) und Vermögenverwaltungsräte (VVR) regeln die Arbeit in den pfarrlichen Gremien, spiegeln aber auch gewisse Grundhaltungen wider. Die PGR-Initiative lädt ein, Änderungsvorschläge für diese Ordnungen auf ihrer Website zu diskutieren ...

 

 

 
THEMA PFARRE & NACHBARSCHAFT


 


 

Das Grätzlzentrum Frieda

 

Im Jänner 2023 wurde das Grätzlzentrum Frieda Krim der Pfarre Franz von Sales (1190 Wien) eröffnet. Auf 900m² entstanden schöne Räume für das aktive Pfarrleben, aber auch für neue Angebote und Initiativen aus der Nachbarschaft.

 

Zweimal pro Jahr erscheint ein umfangreiches Programmheft, das breitflächig verteilt wird und viele Menschen anzieht, die bisher nicht mit der Pfarre in Kontakt kamen. Die Palette reicht von Yoga, Mal- und Jonglierabenden über Theater und Musik bis hin zu spirituellen Angeboten speziell für Menschen, die mit traditionellen Formen wenig anfangen können, theologischen und gesellschaftspolitischen Workshops, Festen und Barabenden (Friedα - Programm 2025 - Pfarre Franz von Sales).

 

Das Standing der Gemeinde in der Nachbarschaft ist seit Jahrzehnten stark und hat sich in den letzten Jahren deutlich intensiviert. Dutzende Pfarrgruppen für jedes Alter, die für alle Interessierten offenstehen, leisten Community Building und sorgen dafür, dass die Beteiligten in einem starken Netzwerk aufeinander schauen und ein „Dorf in der Großstadt“ bilden. Viele Menschen nützen die Möglichkeit, ihre Feste, Ausstellungen und mehr zu guten Konditionen in unseren Räumlichkeiten abzuhalten. 

 

Nachbar:innen, denen wir als Kirche bisher ferner standen, wenden sich an uns, um ihre Talente im Rahmen des Frieda-Programms einzubringen. Möglichst viele Angebote machen wir im öffentlichen Raum, um ins Gespräch zu kommen und die christliche Botschaft greifbar zu machen. Dies gelang auch mit einer großen Regenbogenfahne am Kirchturm im „Pride Month“ Juni.

 

Die Zusammenarbeit mit vielen Institutionen im Bezirk sorgt für eine starke Hebelwirkung, etwa über Regionalforum, Bezirksvorstehung, Volkshilfe, Vereine, Geschäftsleute etc. Eine besondere Kooperation besteht mit der Volksschule im Grätzl, einer sogenannten „Brennpunktschule“: 17 gezielt vermittelte Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf kommen wöchentlich ins Grätzlzentrum, um nach einem gemeinsamen Mittagessen in 1:1-Betreuung zu lernen und zu spielen. Das Angebot wird durch Lesepat:innen und weiterführende Unterstützung abgerundet.

 

Eine durch die Pfarre finanzierte hauptamtliche Caritas-Referentin leistet unter anderem im Rahmen der Kleider- und Lebensmittelausgabe, dem „Café Zeitreise“ für demenzkranke Menschen, von Wärmestuben sowie von Beratung und finanzieller Unterstützung großartige Arbeit und stellt einen wichtigen Knotenpunkt im Grätzl dar.

 

Im Fall eines Blackouts steht das Grätzlzentrum als offizielle „Lichtinsel“ für die Nachbarschaft bereit. Als EMAS-zertifizierte Einrichtung nützen wir unseren Multiplikatoreffekt für Umwelt- und Klimaschutz und gehen demonstrativ mit gutem Beispiel voran (Wärmepumpe, Photovoltaik, Mehrweggeschirr, Biolebensmittel etc).

 

Alle diese Angebote sind nur durch hunderte ehrenamtliche Mitarbeiter:innen denkbar, wobei es in den letzten Jahren vermehrt gelang, dafür auch Menschen außerhalb der Pfarre, die teilweise nicht katholisch sind, zu gewinnen. Dafür sind wir besonders dankbar.

 

Aus unserer Erfahrung können wir euch nur Mut zusprechen: wenn wir nicht den Untergang verwalten wollen, müssen wir uns trauen, Pfarre ganz neu zu denken und die Türen weit zu öffnen. Es lohnt sich! Für Nachfragen bzw. Ermutigung meldet euch gerne: frieda@franzvonsales.at

 

Axel Gotsmy ist stv. PGR-Vorsitzender der Pfarre Franz von Sales im 19.Bezirk in Wien

 


 

Nachbarn sind überall

 

Wird man als Pfarrverantwortlicher gefragt, welche Nachbarschaftsprojekte denn wichtig und erfolgreich seien, könnte man zunächst alle traditionellen und langjährig erprobten Hilfsdienste erwähnen: Ja, wir haben einen Caritaskreis, der sammelt und Essen ausgibt. Ja, eine Gruppe von Personen teilt Geburtstagsbriefe an ältere Pfarrmitglieder aus (zu denen sie selber schon gehören). Ja, im Seniorentreff können Menschen zusammenkommen, die sonst allein daheim sitzen würden. Ja, auch Geflüchtete betreuen wir, begleiten sie manchmal zur Taufe.

 

Oder man nennt die unkonventionellen Ideen: Eine Sammelaktion für bosnische Familien im Rahmen des Pfarrnetzwerks Asyl.


Im Begegnungszentrum FranZ, das, wie der Name schon sagt, Menschen zusammenbringen soll, gibt es einen Babygrätzltreff, einmal eine Lesestunde mit der Buchhändlerin von gegenüber, einen Flohmarkt, ein Knödelkochen für die Wärmestube der Nachbarpfarre, Diskussionsabende zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen.

 

Es ließe sich noch einiges aufzählen.

 

Unsere Pfarrarbeit wird seit Jahren von den Bibelstellen über Zachäus und den barmherzigen Samariter begleitet. Und diese beiden frohen Botschaften zeigen recht gut, was wesentlich sein könnte: Es gibt zwar tendenziell  immer weniger Katholik:innen im Umfeld, aber es gibt sicher genügend neugierige und interessierte Menschen, mit denen wir gemeinsam aufmerksam durch unsere Pfarrgebiete gehen können und uns betreffen lassen von den Nöten und Wünschen der Menschen in diesem 2. Bezirk. 

 

Und dann wird Nachbarschaftshilfe konkret und spontan, wie beim Samariter. Dann versorgt der Bankangestellte mit der Lehrerin oder die Studentin mit dem Bäcker ums Eck einmal die Obdachlosen mit Suppe. Ein anderes Mal singt der Pfarrkindergarten älteren Menschen Weihnachtslieder. Und eine Zeit lang bringen Lehrer:innen im Ruhestand Geflüchteten aus der Ukraine und Syrien Deutsch bei. Mit dem Bezirksvorsteher kann man kochen und sich dabei Dinge erzählen, die bei offiziellen Treffen nicht vorkommen würden.

 

Vieles davon ist spontan und passt so gar nicht in unsere geregelte Arbeitsjahrplanung.

 

Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, so erklären wir es unseren Erstkommunionkindern, der kann hören und sehen, was gerade jetzt wichtig und notwendig ist.


Das kann manchmal geplant, manchmal spontan sein. Das kann anstrengend für die Pfarrgemeinde sein, weil oft etwas Neues auf uns wartet; es kann die Pfarrgemeinde zusammenschweißen, weil man gemeinsam etwas bewegt. Das Gesamtprojekt der Nachbarschaft hört auch nie auf, die Einzelprojekte schon.

 

Und das Tröstliche ist: Wir haben oft nur fünf Brote und zwei Fische (die Brotvermehrung ist das Leitevangelium in unserem Begegnungszentrum FranZ), aber wir dürfen vertrauen, dass es für alle reicht.

 

Heinz Weinrad ist stv. PGR Vorsitzender der Pfarre St. Johann Nepomuk im 2.Bezirk in Wien.


 


 

Gelebtes Miteinander am Keplerplatz in Favoriten

„Und das Wort ist Fleisch geworden.“ (Joh 1) Das ist das „Motto“ unserer Pfarre – Jesu Gesicht in allen Menschen zu sehen.

 

Ein Schritt aus den Kirchentüren hinaus, erlebe ich tagtäglich die Vielfalt, die unseren Bezirk prägt – manchmal anstrengend, manchmal bereichernd, dann wieder belastet gesehene oder vielleicht auch nur vermutete Armut, sogar Obdachlosigkeit, das Gemüt.

 

Immer wieder aber auch berührende Momente, in der Kirche, die auch ein Zentrum sein kann, in dem ohne Scheu der je eigene Glaube gelebt werden kann. Vor kurzem erst habe ich ein Paar getroffen, muslimischen Glaubens, das haben sie später erzählt, die im katholischen Gotteshaus eine Kerze für jemanden angezündet haben.

 

Beides zeigt mir die Bedeutung von Kirche in der Nachbarschaft, von gelebter Zusammengehörigkeit.

 

Ist es einerseits das Leben in einer multikulturellen Umgebung, in der Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion zusammenleben, so ist es andererseits die grundlegende Aufgabe der Kirche, caritativ, im umfassenden Sinn, tätig zu sein.


Gerade im sozialen Bereich brauchen wir als Pfarre aber auch das Zusammenspiel mit den großen Caritas-Einrichtungen der Kirche, um über die Verteilung von Lebensmitteln hinaus, helfen zu können.

 

Es geht nicht darum, wie viel wir tun, sondern darum, dass wir es mit Liebe tun. (Mutter Teresa)


Ein wichtiges Projekt ist die Wärmestube, die in den Wintermonaten Schutz und Verpflegung für Menschen in Not bietet. Menschen ohne Zuhause, aber auch Menschen, die Heizkosten sparen müssen, haben hier die Möglichkeit auszuruhen, miteinander zu reden und zu spielen, es ist jemand da, der ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte hat. Das offene Ohr ist hier das liebevollste Angebot, das die Mitarbeiter*innen bieten. Wärmestube verbindet uns aber nicht nur mit den Menschen, die der Hilfe bedürfen. Was mir jedes Jahr auffällt, ist, dass sich hier die unterschiedlichsten Gemeindemitglieder treffen und zusammenarbeiten können – ohne dass das „ihr“ und „wir“ aus den verschiedenen Gemeinden eine Rolle spielt.

 

Favoriten – wie kann es da anders sein: Auch der interreligiöse Dialog spielt hier bei uns eine zentrale Rolle. Begegnungen zwischen Christ*innen, Muslim*innen und Andersgläubigen sind der einzige Weg, Vorurteile abzubauen und das Zusammenleben zu stärken. Zu einer ganz besonderen Begegnung lädt dabei jährlich Bezirksvorsteher Marcus Franz ein: Zu einem Iftar-Essen im Bezirksamt. Gemeinsam wird gebetet, gemeinsam gefeiert. Neugierde, Fragen und Antworten, Offenheit und Miteinander prägen diese Abende.

 

Gebete ändern nicht die Welt. Aber die Gebete ändern Menschen, und Menschen ändern die Welt. (A. Schweitzer)
So hoffen und wünschen wir.

 

Barbara Radlmair ist stv. PGR-Vorsitzende der Pfarre Zum Göttlichen Wort im 10.Bezirk in Wien.

 


 

HANDLUNGSANSTÖSSE

 

Überlegen Sie, wie Sie die Anregungen aus dem Plädoyer "Für eine Kultur der Ermöglichung in unseren Pfarren" in Ihrer Pfarre diskutieren und umsetzen können.

 

Besuchen Sie die oben angeführten Projekte und versuchen Sie Anregungen für ihre Pfarre zu bekommen

 

Und überlegen Sie, welche Initiativen Sie als Pfarre setzen können, damit mehr Menschen aus der Nachbarschaft am Leben ihrer Gemeinde teilnehmen können.

 


 
GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

 

Am Do. 6.3. findet um 18:30 Uhr die 36. Weinviertelakademie statt mit dem Thema "Arbeitswelt im Wandel: Künstliche Intelligenz als Jobkiller oder Chance?". Mit Lena Marie Glaser haben wir wieder eine sehr kompetente Vortragende gefunden ..

 

Das FairWandeln-Vernetzungstreffen am 11. März in der Pfarre Aspern widmet sich dem aktuellen Thema "Haltung zeigen! Zivilgesellschaftliches Engagement üben". Es wird darum gehen, wo und wie man das lernen und üben kann. Außerdem wird der Laudato Si Andachtsweg der Pfarre Aspern vorgestellt ...

 

Wir haben zum Heiligen Jahr einen Öko-Fair-Sozial Spaziergang erstellt, den man in der Pfarre durchführen kann ...

 

Die katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten laden unter dem Motto „G'scheit fair unterwegs“ wieder zur Aktion Autofasten ein ...

 
ZEITGEMÄSSE SPIRITUALITÄT

 

Unsere KA Schwerpunktseite zur Fastenzeit mit Impulsen und Gebeten ist wieder online ... 

 

In sieben Pfarren des Pfarrnetzwerk Asyl finden in der Fastenzeit Kreuzwege zum Thema „Geflüchtete“ statt. Die Orte und Termine gibt es hier ...

 

Mehrere kirchliche Organisationen veranstalten gemeinsam mit dem Pfarrnetzwerk Asyl ab 19. März einmal im Monat ein Gebet für Frieden und Gerechtigkeit in der Kapelle der Jesuitenkirche. Infos dazu gibt es hier ...

 
MEINUNG

 

Traude Novy schreibt darüber, dass in dieser von so vielen Brüchen gekennzeichneten Lage gerade wir Christinnen und Christen aufgerufen sind, in Anbetracht unserer Geschichte, Scheuklappen abzulegen, mutig zu sein und Hoffnung zu ermöglichen ...

 

Margit Appel weist in ihrem akteullen Kommentar darauf hin, dass wir mitten in einer Sorge-Krise sind und fragt sich, ob die neue Regierung hier entsprechende Gegenmassnahmen plant ...

 

DIES & DAS


 

Angela Kemper ist schon seit längerer Zeit Vorsitzende des Welthaus Wien. Die Gründe für ihr kirchliches Engagement hat sie in ihrer Vorstellung beschrieben ..

 

Beim Montagsforum der Kalvarienbergpfarre (Pfarrzentrum, St.-Bartholomäus-Platz 3, 1170 Wien) spricht am 24. März um 19 Uhr Reinhard Bödenauer zum Thema Solidarität und am 28. April Markus Gerhartinger vom Umweltbüro zum Thema Religion und Nachhaltigkeit.

 

Ernst Fürlinger bietet am Stephansplatz gemeinsam mit dem Umweltbüro eine vierteilige Seminarreihe zum Thema Klimagerechtigkeit an. Infos und Anmeldung ...

 

Wer seine Pfarre EMAS zertifizieren lassen will, findet hier alle Infos ...


Am 29.3. findet in Mödling ein Vikariats Männer-Einkehrtag statt ...

 

Und für Frauen findet am 22.3 am Stephansplatz ein Barcamp zum Thema

Frau* Sein - Zwischen Erwartung und Realität statt ...


 

Katholische Aktion der Erzdiözese Wien

1010 Wien, Stephansplatz 6/5

 

Tel. +431515523312 | katholische.aktion@edw.or.at | www.ka-wien.at | KA auf Facebook

 

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