Pfarre zu einem Ort für Dialog und Nachbarschaft machen | Kirche und Politik auf kommunaler Ebene | Das negative Stereotyp „des Islam“ langfristig abbauen
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Jänner 2025


 

Liebe Leser*innen!

 

Bei der Dankfeier am Samstag im Stephansdom hat man gesehen, wie wichtig unserem Kardinal die Ökumene ist.

In der Ära Schönborn war DAS Highlight aus KA-Sicht sicher das Ökumenische Sozialwort (das für uns immer noch wichtig und inspirierend ist, weil viele dieser Themen in den letzten 10 Jahren durch Enzykliken von Papst Franziskus - besonders Laudato si und Fratelli tutti - bestärkt worden sind).

 

Vor 20 Jahren haben meine Vorgänger*innen (auch anlässlich der NÖ Gemeinderatswahl) einen kleinen Folder herausgebracht. Darin ging es um Themen aus dem Sozialwort mit einem besonderen Blickpunkt auf die lokale Ebene, die Gemeindepolitik. Diese Themen sollten eine mögliche Hilfe beim eigenen gesellschaftlichen Engagement sein, aber auch bei der Entscheidung für Parteien bei Wahlen.

Wenn ich mir das heute durchlese, muss ich sagen, dass wir das jetzt - leider - genauso wieder abdrucken könnten. Die 10 Orientierungspunkte - von "Sozialen Zusammenhalt
fördern und sichern" über "Armut bekämpfen" und "Zusammenleben in der Gemeinde" bis zu "Lernorte für Friedensfragen" sind weiter aktuell bzw. noch aktueller als damals. Einzig die Klimakrise war damals noch nicht so brisant.


Und trotzdem tun wir uns leider als Christinnen und Christen noch immer schwer mit dem Engagement in der Gesellschaft. Dabei meine ich gar nicht, dass man in die Politik einsteigt. Aber es gibt so viele andere Möglichkeiten. Ich habe zum Beispiel neben meinem pfarrlichen Engagement jahrzehntelang in der Gewerkschaft versucht, vieles für die Menschen in der Arbeitswelt zu verbessern. Geleitet von meinem christlichen Weltbild.

 

Es ist gut, wenn wir Menschen helfen, durch verschiedenste karitative Aktivitäten. Aber wir dürfen dabei nicht stehen bleiben. Neben Hilfe braucht es auch eine Veränderung der Strukturen. Man muss sich dabei als Pfarrgemeinde auch nicht weit aus dem Fenster lehnen bei lokalen politischen Themen.

 

Aber Pfarre muss ein Ort sein, wo Menschen die Basis für ihr christliches gesellschaftliches Engagement bekommen. Wo sie demokratische Prozesse kennenlernen, wo sie lernen, wie man miteinander bei verschiedenen Themen ringt, aber dann doch Kompromisse erzielt. Wo sie Menschen aus ärmeren Gesellschaftsschichten kennen lernen, um deren Lebenssituation besser verstehen zu können und sich für sie einsetzen, usw.

 

Und wo sie natürlich neben der Bibel auch andere christliche Grundlagentexte wie Laudato Si oder Fratelli tutti kennenlernen. Wo sie erfahren wie wichtig es ist, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen und vieles mehr. Nur so wird unsere Gesellschaft demokratisch, solidarisch und menschlich bleiben.


Ein Denkanstoß: Welche Personen fallen Ihnen ein, die mithelfen könnten, dass Ihre Pfarre mehr zu einem Ort für Dialog und Nachbarschaft werden kann?

 

Ihr Reinhard Bödenauer

 

 

 
THEMA GEMEINDE & GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

Am 26. Jänner finden in Niederöstereich Gemeinderatswahlen statt. Wir haben das zum Anlass genommen, um über die Frage von Pfarre und gesellschaftlichem Engagement nachzudenken.

 


 

Ist die Pfarre mehr als die Feuerwehr oder ein Turnverein?

 

Als ich 16 Jahre alt war, wäre ich so gern Priesterin geworden. Diese Aufgabe schien mir total interessant. Man konnte sein soziales Engagement sehr vielfältig und abwechslungsreich gestalten und vor allem, man konnte jeden Sonntag predigen. Den anderen mehr oder weniger glühend die Leviten lesen, das schien mir damals eine erstrebenswerte Option. Das Beste an der Sache war, die anderen mussten zuhören.


Wir wissen, es gibt natürlich eine Möglichkeit, sich dem zu entziehen, indem man die Gedanken schweifen lässt. Eine Problemlösungsstrategie die sich, scheint es, in unserer Gesellschaft breitmacht. Ich habe eine Meinung oder eine Idee zu einer Sache, aber es interessiert mich nicht im geringsten, wie das die Anderen wahrnehmen.


Dabei ist das Aufeinanderhören der erste Schritt zu verstehen, was der andere meint.

 

Haben Sie schon mal ein synodales Gespräch geführt? Ich kann das nur empfehlen. Im ersten Moment hat man vielleicht den Eindruck, da geht ja gar nichts weiter, aber wenn wir ehrlich sind, wieviele gremiale Beratungen haben wir schon erlebt, in denen manche Monologe führen, während andere zur schweigenden Mehrheit gehören. Viel Potential unserer Mitmenschen bleibt so auf der Strecke.


Wer sich in einer Pfarre engagiert, kennt vermutlich das Zerriebenwerden zwischen Ansprüchen – den eigenen und denen anderer.


Beteiligt euch in einer konstruktiven Art und Weise am öffentlichen Leben. Engagiert euch gesellschaftpolitisch. Und vor allem – kümmert euch um eure tiefe Gottesbeziehung.

 

Und zwischen all diesen Ansprüchen bleiben wir stecken.

 

Denn eine oft beobachtete Komponente sind Reibungsverluste, die entstehen, weil Mitarbeitende sehr für eine Idee brennen, sich schon Lösungen ausdenken und diese eigentlich in den jeweiligen Gremien nur duchgewunken haben wollen, ohne einen wirklichen Austausch und kritisches Hinterfragen zuzulassen. Das beschreibt für mich das, was Papst Franciscus meinte, als er von den klerikalen Laien sprach.


Wir kennen dieses Phänomen natürlich auch vom öffentlichen Diskurs – nur ich allein habe die Wahrheit, jede gute Idee eines politischen Mitbewerbers darf nicht mehr gewürdigt werden.

 

Eigentlich sollte eine Pfarre prädestiniert sein, ein Ort zu sein, demokratisches Miteinander einzuüben, da sie Menschen mit unterschiedlichen politischen Ansichten vereint.


Im Zusammenspiel mit den politischen Akteuren rangieren wir allerdings auf einer Ebene mit den Vereinen. Es gibt die Feuerwehr, den Turnverein,... und die Pfarre. Vermutlich liegt das daran, dass wir es aufgegeben haben, unsere Positionen zur Diskussion zu stellen. Wir ringen ja nicht einmal mehr miteinander darum.

 

Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang die Angst vor Zerwürfnissen und die Unfähigkeit adäquat darauf zu reagieren. Wo sind die Weiterbildungen und Schulungen für PfarrmitarbeiterInnen, in denen man Führungstätigkeit lernt? Wo man lernt, verschiedene Interessen auszugleichen?


Das sind die Skills die man braucht, um als Pfarre ein Ort zu sein, an dem man Miteinander-Leben und Ringen lernen kann. Das ist noch kein gesellschaftpolitisches Engagement, aber die Voraussetzung dafür.

 

Margit Pröglhöf-Piriwe ist Vizepräsidentin der KA Wien und stv. Vorsitzende des PGR der Pfarre Traiskirchen


 


 

Zusammenarbeiten, Wünschen & Mahnen! - Kirche und Politik auf kommunaler Ebene

 

Kirche und Kommune sehen sich beide verantwortlich für eine sozial-gerechte Gesellschaft. Die Verantwortung an die kommunale Verwaltung oder „den Staat“ alleine zu delegieren ist für uns Christen nicht akzeptabel. Wir müssen ein persönliches Zeugnis abgeben.

 

Im Jakobusbrief steht: „So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Aber es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir aus meinen Werken den Glauben.“ (Jak.2,17-18)

 

Es gibt in vielen Bereichen Kooperationen & Zusammenarbeit von Kirche & Kommune. Z.B. bei städtischen Sozialeinrichtungen wie Altersheimen. Diözesane Caritaseinrichtungen und -beratungen, die Pfarrcaritas aber auch Organisationen wie die Tafel oder das Team Österreich ergänzen sehr oft die sozialen Verpflichtungen der Politik.


Auch wenn das Bemühen durch das Finanzieren von Vereinen im Sozialbereich durch die Kommune durchaus gewürdigt werden muss, besteht jedoch immer die Gefahr von finanziellen Kürzungen. (Gerade jetzt wird von sehr viel von Förderungskürzungen gesprochen!)


Ich bin in der Pfarr-Caritas aktiv und würde mir eine Plattform aller im Sozialbereich tätigen Personen und Organisationen wünschen, um eine Effizienzsteigerung eingesetzter Mittel zu erreichen. Die gelegentliche und maßvolle Erinnerung an die soziale Verantwortung der Politik durch die offiziellen Vertreter der Kirchen kann und muss, meiner Meinung nach in der Zukunft öfter stattfinden. Das muss nicht immer „der Pfarrer“ sein, sondern jene engagierten Kirchenmitglieder sollen dies tun, die über soziale Problemstellungen gut informiert oder sogar involviert sind.

 

Ein weiteres Kapitel ist die Umweltproblematik (von Bodenversiegelung über Erhalt der Artenvielfalt zur Klimakrise, …). In der päpstliche Enzyklika Laudato Si` von 2015 beschreibt der Hl. Vater ausführlich die Verfehlungen der derzeitigen Gesellschaften in Bezug auf unseren Lebensstil und dem Umgang mit der Natur. Jeder kann – nein muss – die Welt verbessern, lautet sei Credo. Aber wie soll das funktionieren? Auch wenn jeder einzelne sein Gewissen mit Mülltrennung und Radfahren versucht zu beruhigen, die großen Einschnitte und Verfehlungen werden doch noch von der Politik verursacht.

 

Ich bin einem Arbeitskreis Schöpfungsverantwortung in Wiener Neustadt engagiert. Ich sehe es als unsere Verantwortung auch die mahnende Stimme zu erheben:

 

Wenn z.B. noch immer autozentrierte Verkehrspolitik gemacht wird, obwohl mittlerweile klar ist, dass mehr Straßen mehr Verkehr bringen. Die Fällung von großen, alten Bäumen und als Ersatz das Setzen von jungen Bäumen, sind nur Symbolpolitik. Bienenweiden auf Verkehrsinseln, die unzureichende Zusammenarbeit mit der Radlobby, die Entsiegelung von geringen Flächen im Stadtgebiet sind offensichtliche Zeichen, dass die Umweltproblematik, trotz aller Beteuerungen, in vielen Parteien noch nicht wirklich angekommen ist. Innerkirchlich sind vereinzelt Initiativen zur Schöpfungsverantwortung (auch in meiner Stadt) wahrzunehmen.

 

Eine Erinnerung, besser eine Mahnung von kirchlicher Seite an die Politik, die Verantwortung der Natur gegenüber wahrzunehmen, auch auf kommunaler Ebene, tut auch diesbezüglich not. Die „Sorge um das gemeinsame Haus“ (wie es Papst Franziskus nennt) ist Thema - mehr denn je - persönlich und auf allen politischen Ebenen.

 

Josef Worm, Wr. Neustadt

 


 

HANDLUNGSANSTÖSSE

 

Grundsätzlich wissen Menschen in den (Pfarr)gemeinden am besten, welche Themen in der lokalen Politik gerade aktuell sind. Basierend auf dem Sozialwort haben wir aber auch viele Ideen und Anregungen zusammengestellt, wie man in der Pfarre gesellschaftlich aktiv werden kann ...

 


 
DIALOG & NACHBARSCHAFT

 

Der Weltladen am Rennweg 85 im dritten Wiener Gemeindebezirk hat sich seit vielen Jahren auf Kommissionware spezialisiert. Schulen, Aktionsgruppen, Pfarren können unkompliziert Waren für ihre Veranstaltungen abholen und nachher das Nichtverkaufte problemlos zurückgeben und abrechnen. Dadurch wird die Idee des Fairen Handels ohne großes Risiko einem weiten Personenkreis zugänglich gemacht. Da der Inhaber des Weltladens Mitte 2025 in Pension gehen wird, ist der Fortbestand des Geschäftes derzeit unsicher.

 

Peter Schönhuber, Vikariatsrat aus der Pfarre zur frohen Botschaft, sucht daher Menschen, die entweder Vereinsmitglied werden, ehrenamtlich im Verkaufslokal mitarbeiten oder ein zinsenloses Darlehen gewähren wollen. Kontaktaufnahme unter peter.schoenhuber@gmail.com bzw. +436802120753.

 
MEINUNG

 

Ernst Fürlinger, Theologe und Religionswissenschaftler, fragt anläßlich von Aussagen der niederösterreichischen Landeshauptfrau wie das negative Stereotyp „des Islam“ langfristig abgebaut werden kann ...

 

"Was ist los in unserem gemeinsamen Haus?" ist ein kurzes Statement unserer Welthaus Vorsitzenden Angela Kemper zu den aktuellen politischen Vorgängen ...

 

Mein Corona-Tagebuch

Unsere regelmäßige Blogschreiberin Traude Novy hat (im Eigenverlag) viele ihrer Beiträge in einem Buch mit dem Titel "Mein Corona-Tagebuch" veröffentlicht.

 

Am 24. Februar um 18:30 Uhr präsentiert sie das Buch im Gespräch mit Renata Schmidtkunz im Otto-Mauer-Zentrum in der Währinger Straße 2-4 ...

 

DIES & DAS


 

Barbara Radlmair, neue KA Vorsitzende im Vikariat Stadt, hat eine ausführliche Vorstellung zu ihrer Person geschrieben ...


Und noch nicht vorgestellt haben wir Regina Petrik, die schon seit 1.September neue KAÖ-Generalsekretärin ist: Die 61-Jährige geborene Wienerin lebt seit 30 Jahren in Eisenstadt und hat eine lange berufliche Laufbahn in der Erwachsenenbildung, in der pädagogischen Beratung und seit 2010 in der Politik hinter sich. In der KA ist sie seit ihrer Jugendzeit engagiert. In der Pfarre Pötzleinsdorf (Wien 18) war sie Jungschargruppenleiterin und Pfarrgemeinderätin. Von 1982 – 1991 war sie Mitglied der Jungschar-Diözesanleitung der ED Wien und als deren Vorsitzende arbeitete sie in mehreren Gremien der KA und im Pastoralrat mit. 2009 -2010 war sie Vizepräsidentin der KAÖ. „Nach meinen vielfältigen beruflichen Wegen habe ich das Gefühl, nun wieder nach Hause zu kommen“, erzählt Regina nach ihren ersten Wochen als KAÖ-Generalsekretärin. „Ich freue mich, dass ich im Rahmen der KA so viele engagierte Christinnen und Christen in ihrem Engagement zur Gestaltung unseres gesellschaftlichen und kirchlichen Zusammenlebens unterstützen darf. Gerade in Zeiten wie diesen.“

 

Am 28. Jänner spricht der österreichische Spitzendiplomat Wolfgang Petritsch im Otto-Mauer-Zentrum darüber, dass die Konflikte und Kriege im Nahen Osten auch im geopolitischen Kontext mit dessen Einfluss auf die Region gesehen werden müssen ...

 

Und am 29. Jänner referiert Werner Reichel im Otto-Mauer-Zentrum über die Ursachen der Kinderlosigkeit und deren Folgen, die weit über die Demographie hinausgehen ...


 

 

Katholische Aktion der Erzdiözese Wien

1010 Wien, Stephansplatz 6/5

 

Tel. +431515523312 | katholische.aktion@edw.or.at | www.ka-wien.at | KA auf Facebook

 

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