FairWandelntreffen zum Frieden | Interkulturelle Kompetenz stärken | Mechaye Hametim
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Oktober 2024


 

Liebe Leser*innen!

 

Als wir im Juni den Schwerpunkt "Essen & Landwirtschaft" geplant hatten, wussten wir nicht, wie aktuell er leider jetzt sein würde.

 

Das Hochwasser, das auch besonders in unserer Diözese gewütet hat, hat uns gezeigt, wie schnell wir mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert sind. Das sind natürlich einerseits die vielen Wohnhäuser, die überflutet und beschädigt wurden. Aber es trifft andererseits auch die Landwirtschaft stark. Und damit die Bäuerinnen und die Bauern.

 

Und es ist verständlich, wenn unter diesen Rahmenbedingungen immer mehr Bauern aufhören wollen und junge Menschen lieber andere Berufe ergreifen. Weil man nicht weiß, ob die Ernte, die man geplant hat, vielleicht von einem Kälteeinbruch oder einem Hochwasser usw. zerstört wird. Und weil es immer weniger Versicherungen gibt, die Bauern überhaupt versichern wollen. Damit wird das Risiko aber unkalkulierbar.

 

Damit gerät unsere landwirtschaftliche Produktion immer mehr in die Krise und wir werden abhängiger von ausländischen Produkten (Wenn Sie das Thema mehr interessiert dann empfehle ich den Falter Natur Podcast "Lassen Versicherungen die Bauern im Regen stehen?")

 

Deswegen heißt Einsatz für den Klimaschutz auch Einsatz für unsere Menschen in der Landwirtschaft. Ein besonderes Augenmerk müssen wir dabei auf die dramatisch hohe Bodenversiegelung legen. Denn je mehr sich diese Versiegelungs-Wüsten ausbreiten, desto gefährlicher wird es.

 

Und doppelt schlimm ist es, wenn - wie bei der Wiener Neustädter Ostumfahrung -  nicht nur Boden versiegelt wird, sondern damit gleichzeitig wertvolle landwirtschaftliche Nutzfläche zerstört wird.

 

Wir sollten es so machen, wie Emanuel Huemer aus St. Gabriel, der in diesem Newsletter beschreibt, wie ihn die Enzyklika „Laudato Si“ bestärkt hat, entsprechende Aktivitäten zu setzen, gemäß unserem Jahrzehnte-alten Dreischritt: Sehen-Urteilen-Handeln. Manche setzen das "Feiern" auch als weiteren Schritt dahinter. Dazu ist einem nach der Zerstörung der Gärtnerei am Protest-Acker zwar nicht zumute, aber wir haben uns wieder gesammelt und die Rad-Demo in Wiener Neustadt hat am Samstag wieder hoffnungsvolle Aufbruch-Stimmung erzeugt!

 

Wenn Sie sich engagieren wollen, dann melden Sie sich bei uns. Wir planen, unsere Aktivitäten in Richtung Bodenschutz zu verstärken und wollen gemeinsam als Christ*innen aktiv werden.

 

Ihr Reinhard Bödenauer


P.S. Die PGR-Initiative macht derzeit eine Online-Umfrage zum Thema "Warum Pfarren funktionieren?". Bitte füllen Sie die kurze Umfrage aus und leiten Sie sie auch Menschen in Ihrer und anderen Pfarren weiter.

 

 

 
THEMA ESSEN & LANDWIRTSCHAFT

Im Schatten des großen Themas der Klimakrise werden die Themen "Essen & Landwirtschaft" oft zu wenig beleuchtet. Dabei trifft die Bodenversiegelung gerade diese Bereiche besonders. Mit unseren beiden Kommentaren wollen wir auch einladen, sich persönlich oder in der Pfarre mehr mit diesen Themen zu beschäftigen.

 


 

Der Schutz des Lebens in unseren Böden

 

Der Boden, auf dem die Ostumfahrung Wiener Neustadt südlich von Wien gebaut werden soll, ist einer der fruchtbarsten Böden Österreichs. 20 Hektar sollen dem Bau dieser Straße zum Opfer fallen und weitere 60 Hektar dem dadurch erschlossenen Gewerbegebiet.

 

Seit Februar sind wir nun dabei gemeinsam einen Gemüsegarten auf der Fläche anzulegen, der die Zwangsenteignung bevorsteht. Blumen, eine Vielzahl unterschiedlicher Gemüsearten, Salate, Gurken, Tomaten, Paprika, Kürbis, Zucchini, Tatsoi, Chayotes, Zwiebel, Fenchel, Bohnen, Spargel, Karotten, Mais, Erdäpfel, … Kräuter, Sträucher, Obstbäume und Beziehungsnetze wachsen und gedeihen seither am Protest-Acker in Lichtenwörth. Das Gemüse für den Herbst und das Frühlingsgemüse wird gerade gepflanzt. Und auch wir haben die Auswirkungen der Dürre, von der die Landwirtschaft in Österreich dieses Jahr betroffen war, zu spüren bekommen. Die Hagelversicherung beziffert den Schaden in der österreichischen Landwirtschaft aufgrund der Dürre mit 150 Millionen Euro. Andere Extremwetterereignisse aufgrund des Klimawandels werden auf weitere 100 Millionen Euro Schaden eingeschätzt.

 

Ganz besonders stolz sind wir auf unseren Folientunnel, den wir gemeinsam organisiert und am Protest-Acker aufgestellt haben. Wir veranstalten regelmäßige offene Gartentage und versuchen unserem Anliegen Gehör zu verschaffen. So lenkte ich einen Traktor als mit einer Traktor-Demo beim Österreichischen Städtetag in Wiener Neustadt auf die Bodenversiegelung aufmerksam gemacht wurde.

 

Das Recht auf Nahrung ist ein Grundrecht jeder Person, welches allerdings in Österreich noch lange nicht für alle erfüllt ist. Die Produktion von frischem Gemüse ist für kleinere landwirtschaftliche Betriebe nicht mehr rentabel.

 

Die Entscheidungsmacht liegt bei einigen wenigen Großkonzernen und Industrien, wobei die Interessen der Kleinbäuer*innen meist außen vor bleiben. Dabei beruht unsere Welternährung zu 70% auf kleinbäuerlichen Strukturen. Von diesen konnte ich mich in Chiapas/Mexiko überzeugen, als ich im Rahmen meiner Ordensausbildung ein Praktikum bei Indigenen Kleinbäuer*innen machte.

 

Eine gerechte Ernährungsgrundlage zu schaffen, bedeutet, von einer weiteren Vernichtung fruchtbaren Bodens abzusehen und Boden zu schützen. Die Interessen der Kleinbäuer*innen sollten im Fokus politischen Handelns sein und die Bodenversiegelung muss gestoppt werden. Angesichts des Artensterbens, der Biodiversitätskrise und der Klimakatastrophe ist jeder weitere versiegelte Quadratmeter, ein Quadratmeter zuviel- zumal es sich in Lichtenwörth um Enteignungen handelt.

 

Ich bin Steyler Missionar (SVD) und in der Besetzung am Protest-Acker aktiv. Gemüse pflanzend und mit den Händen in der Erde wühlend, wurde mir schnell klar, wie wichtig dieses fruchtbare, voll Leben strotzende Stück Erde mit all seinen Lebewesen für uns Menschen ist.

 

Das Arbeiten am Acker half mir zu verstehen, was es bedeutet „den Schrei der Schöpfung zu hören“, die von allen Seiten bedrängt wird. Von hier aus erhielt die Umweltenzyklika Laudato Si´ für mich ganz neue Bedeutung. Position für den Acker beziehend, erklärt mir das röm. katholische Lehramt die Zusammenhänge, in die ich verwickelt bin: „In diesem System, das dazu neigt, alles aufzusaugen, um den Nutzen zu steigern, ist alles Schwache wie die Umwelt wehrlos gegenüber den Interessen des vergötterten Marktes, …“ EG 56/LS 56

 

Wegen diesem Ausgeliefert-Sein der Mitwelt an Profit-Interessen ist es wichtig sich auf die Seite der Schöpfung zu stellen. „Bewahrung der Schöpfung“ bleibt Handarbeit.

 

Br. Emanuel Huemer SVD (Gesellschaft des Göttlichen Wortes. Auch bekannt als Steyler Missionare) und als Steyler im Bereich “Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung” aktiv.

 

Das ist die Kurzfassung seines Kommentars. Die Langversion finden Sie hier ...

 


 

Du musst keine Berge versetzen, nur einen Stein ins Rollen bringen!

 

Die Idee, unsere Pfarrgemeinde ein Stück voranzubringen in Richtung ökologisch, wirtschaftlich fair und sozial, gefiel uns und so beschlossen wir, 4 Frauen der kfb-Gruppe Bewegte Frauen, an der Initiative “Pfarre FairWandeln” teilzunehmen.

 

Als eines der ersten Projekte entstand die Genussbörse: Oftmals haben Menschen in ihren Gärten Überschüsse an Obst und Gemüse, andere würden sich freuen, hätten sie es. Wir beschlossen, einen Schaukasten zu installieren, um Angebote und Gesuche aushängen zu können. Parallel installierten wir eine WhatsApp-Gruppe namens “Genussbörse”. Ersteres war allerhand Aufwand, wurde aber wenig genutzt.

 

Die WhatsApp-Gruppe hingegen wurde freudig angenommen und verbreitet, umfasst zurzeit ca. 60 Mitglieder. Neben Früchten wird allerhand verschenkt oder getauscht und geliehen, z.B. ein Kinderhochstuhl, ein Moped für die Ferien, englische Lektüre, Pflanzensetzlinge, Tipps für den Garten, eine extralange Leiter… Neben dem materiellen Genuss schätzen wir es auch, mit anderen interessanten Menschen in Kontakt zu kommen.


Im Bereich der Bewusstseinsbildung machten wir die Erfahrung, dass Kooperationen sehr zielführend sind. Unsere Veranstaltungen sind durchwegs gut besucht. Etwa gemeinsam mit dem Weltladen in Form einer Modeschau mit Fairtrade-Mode bei einem Heurigen - die Models natürlich aus unserer Gemeinde. Mit unserem Dorferneuerungsverein gab es einige hochkarätige Vorträge zum Thema Klimawandel, z.B. mit Dr. Sigrid Stagl. Die Gemeindepolitiker konnten wir für einen Vortag zu Natur im Garten gewinnen, Bauern und Bäuerinnen aus der Umgebung zu einem Podiumsgespräch im Anschluss an den Film „Wutbauer“.


Manchmal haben wir den Eindruck, in den 7 Jahren unseres Tuns ist wenig passiert, wenn wir aber genau hinschauen, sind das viele kleine Bausteine, und ohne sie wäre unsere Pfarrgemeinde definitiv ärmer und eintöniger. Vor allem hat sich eine Art Netzwerk gebildet, man kennt einander mit ähnlichen Anliegen und Zielen und das ist sehr bestärkend. Es ist immer spannend, was sich als nächstes auftut.

 

Wichtig finde ich es, die Augen offen zu halten und zu schauen, was sich gerade wieder anbietet. Eine von uns erlebte beruflich einen Glücks-Workshop. Sie war so begeistert, dass wir beschlossen, die Referentin für einen Abend zu uns einzuladen. Und da die Einkaufsmöglichkeiten im Ort nicht so besonders interessant sind, ist eine neue Idee, gemeinsame Einkaufs-Genuss-Fahrten in den nächsten Weltladen und/oder eine bio-faire Gemixtwarenhandlung in der Nachbargemeinde zu unternehmen.

 

Wir werden dranbleiben!

 

Traude Reinwein, Pfarre Ziersdorf

 

Das ist die Kurzfassung ihres Kommentars. Die Langversion finden Sie hier ...


 


 

HANDLUNGSANSTÖSSE

 

Informieren Sie sich selber mehr über die Themen Bodenschutz, Essen und Landwirtschaft. Sprechen Sie mit betroffenen Menschen, besonders Bauern und Bäuerinnen darüber. Laden Sie sich Menschen ein, über die Themen in Ihrer Pfarre zu diskutieren. Ein Möglichkeit, um ins Gespräch zu kommen, können auch die politischen Nachtgebete zu den Themen "Klima" und "Na Mahlzeit" sein, die Sie hier finden ...

 

 


 
GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

 
Frieden schaffen und bewahren – aber wie? Beim nächsten Online-FairWandeln-Vernetzungstreffen am 5.11. geht es um die Frage wie realistisch eine aktive Friedenspolitik heute ist und welche Rolle  FairWandler*innen bzw. Nachbarschaftsinitiativen und Pfarren dabei spielen können ....

 

Für den diözesanen Umweltpreis 2024 können Pfarren noch bis 31.10. einreichen. Es werden insgesamt sieben Preise, die mit je € 1.000,– dotiert sind, vergeben. Infos gibt es beim Umweltbüro ...

 

Lebt Österreich Demokratie? Bei der KAVÖ-Herbsttagung am 29.11. geht es um die Frage, wodurch das Ansehen und die Wirkkraft der demokratischen Institutionen beschädigt werden und was wir dieser Entwicklung entgegensetzen können, um die lebendige, liberale Demokratie zu stärken ...

 

Im Pfarrverband Kamptal gab es wieder eine Kinderklimakonferenz ... Wenn auch Sie eine Klimakonferenz in ihrer Pfarre machen wollen, finden Sie hier alle Informationen ...

 
DIALOG & NACHBARSCHAFT

 

Die Pfarre Akkonplatz hat eine Einkaufsgemeinschaft gegründet, um sich nachhaltig, ohne Supermarkt mit den Dingen des täglichen Bedarfs zu versorgen. Mehr über das Projekt gibt es hier ...


Bei der nächsten Veranstaltung der Reihe "Vielfalt schätzen - interkulturelle Kompetenzen stärken" von Kirche im Dialog geht es am 23.11. um Interkulturelle Kommunikation, besonders in der Pfarre. Nutzen Sie dieses Angebot! Termine & Anmeldung

 
MEINUNG

 

Anlässlich der Nationalratswahl fragt sich Traude Novy, woher die große Unzufriedenheit jener gefühlten Mehrheit kommt, die in einem der reichsten Ländern der Welt mit einem der besten Sozialsysteme lebt ...

 

Traude Novy ist irritiert darüber, dass Menschen aus einem Gefühl des Mitleids heraus helfen, aber mit dem Rechtsanspruch auf ein menschenwürdiges Leben nicht umgehen können. Es scheint so zu sein, als müsste man sich sein Lebensrecht erst durch Wohlverhalten verdienen ...

 

Renate Delpin schreibt über Ohnmachtsgefühle, die in der Pfarre Aspern dadurch besänftigt werden, dass man jene unterstützt, die sich für einen respektvollen Umgang mit der Erde und allen Lebewesen einsetzen. Auf diesem Hintergrund entstand das Projekt „Andachtsweg für unsere Erde“ ...


 

DIES & DAS


 

"Gewalt gegen Frauen ist leider Dauerbrenner“. Die kfb-Wien Vorsitzende Erna Novosel spricht im Interview mit dem SONNTAG über die aktuellen Herausforderungen, aber auch über die Chancen für die Katholische Frauenbewegung ...

 

Hands on Mentoring sucht neue ehrenamtliche Mentor*innen und bietet am 14.11. ein Job Speeddating für junge Arbeitssuchende.

 

Die KMB lädt am 10. November zur Männerwallfahrt nach Klosterneuburg und am 24. November zur Romero-Festmesse.

 

Die kfb bietet eine "Wir über 50+ Offene Jahresgruppe für Frauen" an. Die Termine finden sich hier ... Außerdem gibt es von der kfb eine Online Veranstaltung zum Thema "Erfolgreich argumentieren für Care-Gerechtigkeit" am 14.11. ...


Für eine kindgerechte Kirche und mehr Mut, Kinder aktiv ins Pfarrleben einzubinden, wirbt aktuell die Initiative "Kirche gestalten: Kinder mittendrin!" der Katholischen Jungschar ...

 

Der KAV will mit einer Vortragsreihe die tieferen Hintergründe des Nahostkonflikts aufzeigen – von der Lebenssituation der betroffenen Menschen bis zur Deutung aus der Sicht der drei Religionen und ihrer Theologien ...

 

Zum 86. Mal jähren sich heuer die Gräuel der Novemberpogrome. Seit vielen Jahren erinnert die Gemeinde St. Ruprecht unter anderem in Kooperation mit dem KAV in den Bedenktagen „Mechaye Hametim“ an diese Ereignisse und die Schoa – auch und gerade im Wissen um die Mitverantwortung von Christinnen und Christen dabei. Das ganze Programm gibt es in diesem PDF ...

 

Am 28.11. gibt es eine Diskussion des Netzwerks Grundeinkommen zu sozialpolitischen Politikinstrumenten im Otto Mauer Zentrum ....

 

 

Katholische Aktion der Erzdiözese Wien

1010 Wien, Stephansplatz 6/5

 

Tel. +431515523312 | katholische.aktion@edw.or.at | www.ka-wien.at | KA auf Facebook

 

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