Worte des Friedens statt Verrohung der Sprache | 14. Romaria | Industrieviertelakademie
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April 2024


 

Liebe Leser*innen!

 

Als Kind haben Sie vielleicht manchmal den Satz "Sprich schön" oder "Schön sprechen" gehört. Gemeint waren damit meisten Schimpfwörter, die Kinder verwendet haben.

"Sprich schön" muss man aber heutzutage leider auch immer öfter Erwachsenen sagen. Dabei geht es weniger um Schimpfwörter als darum, wie wir Dinge benennen.  

 

Konfliktiv (auch in der Kirche) wird es bei männlichen und weiblichen Sprachformen. Auch wenn es harmlos klingt, ist es für viele Menschen ein großer Unterschied und eine Frage der Wertschätzung, ob wir nur von "Mitarbeitern in der Pfarre" oder von "Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pfarre" sprechen. Ja, es ist anstrengender, regelmäßig darüber nachzudenken, wie wir Menschen benennen (weil wir es noch immer anders gewohnt sind), aber es ist auch eine zentrale Frage der Wertschätzung.

 

Und dann kommen wir in die großen gesellschaftlichen Themen. Die Fragen, wie wir über Menschen sprechen, zum Beispiel jene, die aus ihrem Land zu uns geflohen sind. Das Pfarrnetzwerkasyl hat deswegen schon seit einiger Zeit einen Blog zum Thema der "Verrohung der Sprache" ins Leben gerufen. Sie schreiben dort:

 

"Es ist feststellbar, dass menschenverachtende Diskurse – über Flüchtlinge, Grenzzäune, notwendige Abschottungen etc. – vom Großteil der Bevölkerung schon als völlig normal erachtet werden. Betroffen davon sind Einzelpersonen, oftmals aber auch Gruppen mit spezifischen Merkmalen. Die Würde, die jeder Mensch als Kind Gottes zugesprochen bekommt, wird damit völlig missachtet. Auch das ist leider nicht neu."

 

Ich finde, wir müssen uns einmischen, wenn abwertend über Menschen gesprochen wird und wir müssen unsere Stimme erheben, wenn Medien oder Politik verrohte Sprache verwenden.  

Anregungen dazu finden Sie hier in den Denkanstößen, im Blog des Pfarrnetzwerks Asyl aber auch bei der nächsten Romaria, die am 26. April in Wien-Simmering stattfindet und bei einem Info- und Diskussionsabend mit Sprachwissenschafterin Ruth Wodak am 30. April.

 

Ihr Reinhard Bödenauer

 

 

P.S. Mit der Vorstellung von Andreas Löffler (KA Vorsitzender im Süden) beginnen wir eine neue Serie, damit Sie die Menschen in der KA Wien näher kennenlernen. Sie können ihn auch am Freitag bei der Industrieviertel-Akademie „Engagiert trotz Krise“ in Wiener Neustadt persönlich treffen!

 

 

 

 

 

 
THEMA VERROHUNG DER SPRACHE

Am 26. April 2024 findet die 14. Romaria, der Solidaritätsweg mit Geflüchtenen, statt. Das Thema lautet diesmal "Worte des Friedens statt Verrohung der Sprache".

 

Die Verrohung der Sprache beschreibt einen Prozess, in dem die  Kommunikation zwischen Menschen zunehmend durch aggressive, beleidigende oder herabwürdigende Ausdrucksformen geprägt wird. Dieses Phänomen kann in verschiedenen Kontexten auftreten, beispielsweise in sozialen Medien, in der Politik, im Alltagsleben oder in der Arbeitswelt.

 

Unter anderem hat auch Kardnial Schönborn im Jänner in einer Ansprache vor einer Verrohung der Sprache gewarnt ...

 


 

Ich habe keine andere Wahl!

 

Auch Sprache fördert soziale Kälte und Unmenschlichkeit

Einen wesentlichen Beitrag zur zunehmenden sozialen Kälte und Unmenschlichkeit leistet auch das Thema „Sprache“. Oft merken wir gar nicht, dass menschenverachtende Diskurse – über Flüchtlinge, Grenzzäune, notwendige Abschottungen etc. – oft schon als völlig „normal“ erachtet werden. Betroffen sind manchmal Einzelpersonen, zumeist aber Gruppen mit spezifischen Merkmalen.

 

Manchmal sind das auch Attribute, die solchen Gruppen zugeschrieben und schon bald sehr generalisierend verwendet werden. Die Würde, die jeder Mensch als Kind Gottes zugesprochen bekommt, wird völlig missachtet; Menschen werden zu Objekten degradiert. Die schamlose Normalisierung dieser Verhetzung findet schleichend und ziemlich ungebremst statt. Und es wird immer einfacher – nicht zuletzt dank der sozialen Medien – direkt zu sein. Die einseitige „Wahrheit“ ungeschminkt und unreflektiert, oftmals auch anonym, als die einzige Sichtweise darzustellen.

 

Das war schon immer so in der Geschichte – Sprache und Bewusstsein passen sich den Realitäten an. Das geschieht einerseits ganz automatisch, wird aber andererseits auch bewusst gesteuert und gezielt – auch zur bewussten Spaltung der Gesellschaft - eingesetzt. In der momentanen Situation in Österreich bekommt man den Eindruck, dass sehr bewusst die unbewusste Wirkung der Sprache eingesetzt wird, um beispielsweise als „Volkskanzler“ wieder für Recht und Ordnung zu sorgen. Schon oft in der Geschichte sind (rohen) Worten Taten gefolgt.

 

Als Pfarrnetzwerk Asyl wollen wir dem etwas entgegensetzen. Wir sind eine Vernetzung von christlichen Pfarren in Wien und NÖ und haben das Ziel, durch unterschiedliche Aktivitäten für Menschen auf der Flucht einzutreten. Weihbischof Franz Scharl hat einmal sehr gut beschreiben, worum es geht: „Das ‚Pfarrnetzwerk Asyl‘ ist ein not-wendendes Schutz-Netzwerk gegen den gemeinschaftlichen und persönlichen Absturz in die Unmenschlichkeit!“

 

Aus der Website des Pfarrnetzwerks Asyl finden Sie viele Artikel und Informationen zum Thema "Verrohung der Sprache". Es geht darum, auf diese schleichende Entwicklung hinweisen, aufrütteln, zur Achtsamkeit auffordern. Und dort, wo es notwendig ist, mutig die Stimme zu erheben!

 

Besuchen Sie unsere Website, informieren Sie sich und engagieren auch Sie sich für dieses wichtige Thema!

 

 


 

Wie man über Flucht und Flüchtlinge spricht: Ein kritischer Blick

 

Flucht ist kein freiwilliger Akt, sondern eine Reaktion auf extreme Gefahren und Verfolgung. Trotz der eigenen Fluchtgeschichte meiner Familie erlebe ich eine zunehmende Entfremdungin der Gesellschaft und Politik gegenüber Flüchtlingen. Diese Entfremdung wird durch eine
Rhetorik der Ausgrenzung verstärkt, die Flüchtlinge delegitimiert und stattdessen Grenzziehungen legitimiert. Solche Diskurse finden sich nicht nur in rechtspopulistischen
Kreisen, sondern auch in der politischen Mitte und führen zu einer Normalisierungausgrenzender Parolen.

Das Sprechen über Flucht und Flüchtlinge ist geprägt von einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite steht die Forderung nach einem Stopp der Migration mit der Begründung, Migrant*innen würden gesellschaftliche Ressourcen ausnutzen. Auf der anderen Seite wird Migration unter bestimmten Bedingungen toleriert, unter dem Motto „Integration durch Leistung“. Diese Debatte wird zunehmend ökonomisiert und vernachlässigt die menschliche
Dimension.

Medien spielen eine entscheidende Rolle in der negativen Darstellung von Flüchtlingen, indem sie diese als Bedrohung oder als ausnutzend darstellen. Solche Repräsentationen
unterstützen die Legitimation von strengen Grenzkontrollen zum Schutz der „eigenen“Bevölkerung. Dabei werden Flüchtlinge entmenschlicht und als Massen oder
Naturkatastrophen dargestellt.

Die Rechtfertigung von Ausgrenzung in einer pluralistischen Demokratie bedarf scheinbar akzeptabler Argumente, die oft auf einem vermeintlichen „gesunden Menschenverstand“
beruhen. Diese Argumente sind Teil eines Diskurses, der bestimmte Personengruppen exkludiert und dabei auf kollektiv geteilte Stereotype und Vorurteile zurückgreift.

Zusammengefasst: Die Debatte um Flucht und Migration ist tief in Ausgrenzungsrhetorik und ökonomisierten Argumenten verwurzelt, die die Menschlichkeit der Betroffenen vernachlässigt. Ein kritischer Diskurs ist notwendig, um diesen Tendenzen entgegenzuwirken.

Ruth Wodak, Sprachsoziologin, Diskursforscherin und emeritierte Professorin für angewandte Sprachwissenschaften der Universität Wien und der Lancaster University.

 

Das ist die Kurzfassung ihres Kommentars. Die Langversion finden Sie hier als PDF ...

 


 

HANDLUNGSANSTÖSSE

 

Viele weitere Texte zum Thema finden Sie bei Pfarrnetzwerk Asyl.

 

Machen Sie auch in ihrer Pfarre auf das Thema aufmerksam, z.B. durch eine Bildungsveranstaltung oder einen Artikel im Pfarrblatt.


Gehen Sie bei der 14. Romaria am 26. April mit. Treffpunkt um 17:00 Uhr
beim 4. Tor des Zentralfriedhofs. Anschließen geht es über zwei weitere Stationen zur Pfarre Kaiserebersdorf ...

 

Am Di., 30.4. um 18:30 Uhr gibt es einen Info- und Diskussionsabend vom Pfarrnetzwerk Asyl mit Ruth Wodak zum Thema "Verrohung der Sprache – Wie „Unsagbares“ sagbar wird". Hinkommen und weitersagen ...

 


 
GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

 

 

Die Massenbaumfällungen am Donaukanal  sind weiterhin ein Thema. Erst dieses Wochenende gab es wieder eine große (Rad)Demonstration. Wir unterstützen & vernetzen Menschen (besonders im 2., 3. & 11. Bezirk), die sich für den Naturschutz engagieren wollen und sich für die Durchführung einer Strategischen Umweltprüfung einsetzen, um alternative Lösungen zu finden. Melden Sie sich unter katholische.aktion@edw.or.at!

 

Der Einsatz der auch von der KA Wien unterstützten überparteilichen Plattform Vernunft statt Ost“Umfahrung“ in Wiener Neustadt zieht immer weitere Kreise und weckt immer mehr Interesse, auch bei den Medien. Am Dienstag, 16.4 gab es einen Beitrag im ORF Report der 30 Tag lang nachgesehen werden kann ...

 
DIALOG & NACHBARSCHAFT

 

Treten Sie in Dialog mit den Menschen in ihrem Pfarrgebiet. Zum Beispiel durch die Durchführung einer Klimakonferenz. Wir unterstützen Sie dabei! Alle Informationen zu den Klimakonferenzen (auch für Kinder und Jugendliche) gibt es hier ...

 

Dialog und Nachbarschaft wird auch durch Sport gefördert. Unsere Diözesansportgemeinschaft hat dafür vielfältige Angebote von Tischtennis über Fußball bis zu Judo. Sie können aber auch in ihrer Pfarre eine neue Gruppe gründen. Ein Beispiel ist die DSG-Seniorenturngruppe über die der ORF hier berichtet hat ... Alle Infos über die DSG finden Sie hier ...

 

Am 19.April gibt es in Wiener Neustadt unsere Industrieviertelakademie 2024. Dabei geht es darum wie wir es Menschen in der Pfarre ermöglichen können sich trotz der Krise  für eine gute Zukunft und ein menschenwürdiges Leben einzusetzen und sich lokal zu engagieren ... Ein Interview mit einem der Vortragenden zum Thema „Starkregen, Trockenheit, sinkende Grundwasserspiegel“ finden Sie hier: „Wassermangel wird ein weltweites Thema“.


Im Pfarrgarten der Pfarre Wien-Aspern gibt es Holzhütten, die meistens leer stehen. So kam Renate Delpin von der Gruppe FairWandeln-Werkstatt Aspern die Idee, diese für einen wöchentlichen Biomarkt zu nutzen. Jetzt kann jeweils freitags von 12 bis 18 Uhr bei den Standln eingekauft werden. Das frische Obst und Gemüse kommt vom Lieferant "Land in Sicht" ...

 
MEINUNG

 

Traude Novy erzählt von Ereignissen in der Zwischenkriegs- und NS-Zeit und fragt sich, wieso wir daraus nichts gelernt haben und heute noch immer lieber pilgern gehen usw. anstatt uns den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen und uns zu engagieren ...

 

Das Fastensuppenessen der kfb inspiriert Traude Novy zu der Forderung dass eine Kirche in der Nachfolge Jesu ihr Hauptaugenmerk darauf richten muss, ihre sozialen Begegnungsorte wieder vielen Menschen zugänglich zu machen, ohne Anspruch auf elitäre Spiritualität ...

 

Angesichts der sich immer schneller drehenden Aufrüstungsspirale und dem Schlagwort des "Kriegsfähig werden" stellt sich Traude Novy viele Fragen ...

 

DIES & DAS


 

Andreas Löffler ist unser KA-Vorsitzender im Vikariat Süd. Hier stellt er sich vor und erzählt, was in persönlich und in der Kirche bewegt ...

 

Am  Pfingstsonntag, 19. Mai 2024, findet wieder das St. Gabrieler Pfingstfest unter dem Motto „Lasst euch vom Geist leiten“ statt. Es gibt Workshops, einen Festgottesdienst und anschließend ein Fest ...

 

Die katholische Theologin und Werteforscherin Regina Polak bewertet die aktuelle von der ÖVP angestoßene Debatte über eine Leitkultur als demokratiepolitisch „höchst bedenklich“ ... Auch die KAÖ hat in dieser Debatte weniger „Scheindebatten“ und „populistische Hohlphrasen“, dafür eine tatsächliche Verbesserung der politischen und demokratischen Kultur im Land gefordert ...

 

Die KAÖ sucht eine*n Generalsekretär*in (20h). Die Ausschreibung gibt es hier als PDF. Die Katholische Jugend Österreichs sucht eine* Geschäftsführer*in ... Und in der Jungschar Wien wird ein*e Teammanger*in und ein*e Bildungsreferent*in gesucht. Bitte leiten Sie diese Auschreibungen auch an interessierte Personen weiter!

 

 

Katholische Aktion der Erzdiözese Wien

1010 Wien, Stephansplatz 6/5

 

Tel. +431515523312 | katholische.aktion@edw.or.at | www.ka-wien.at | KA auf Facebook

 

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