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Liebe Leser*innen!
Das Thema "Rassismus" ist kein einfaches, weswegen ich gleich am Anfang auf den ausgezeichneten Text "Rassismus: Eine praktisch-theologische Herausforderung" von Regina Polak verweise, der viele Aspekte dieses Themas beleuchtet.
Rassismus ist im Alltag und auch in der Sprache vorhanden und auch wir selbst sind nicht gefeit, in die Rassimusfalle zu tappen. Es geht darum, sensibel zu sein und auch lang eingelebte Verhaltensweisen zu ändern.
Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Sternsingaktion. Nach langen Diskussionen hat die Katholische Jungschar dieses Jahr den Pfarren empfohlen, auf das Schminken mit Hautfarben zu verzichten.
Denn auch ein Brauch, der viele Jahrzehnte lang kein Problem war, kann unter neuen Vorzeichen problematisch werden. Denn das eindeutig rassistische „Blackfacing“ hat zwar nichts mit dem Schminken beim Sternsingen zu tun, aber es bringen betroffene Menschen damit in Verbindung und werten es als unangebracht.
Wenn Sie wissen wollen, warum Menschen aus Asien es für unangebracht halten, sich im Fasching als "Chinesen" gelb anzumalen, empfehle ich Ihnen die Podcastfolge "Yellowfacing" mit Betroffenen.
Dabei geht es nicht darum, dass wir jetzt gar nichts mehr machen dürfen oder uns nicht mehr verkleiden können. Auch nicht geschminkte Kinder sind hervorragend als Sternsinger*innen erkennbar.
"Rassismuserfahrungen in der Kirche sind keine Ausnahmeerscheinung, sondern Alltagsrealität", schreibt die evangelische Theologin Nathalie Eleyth auf feinschwarz.net. Es gibt also leider genug zu tun.
Und deswegen möchte ich zu guter Letzt auf die Predigt von Toni Faber bei der Männerwallfahrt verweisen: "Wir glauben daran, dass wir mit all dem, was wir an Fähigkeiten und Talenten haben, mutig an einer neuen Kirche, an einer neuen Gesellschaft mitbauen dürfen, die nicht von Hass und Intoleranz geprägt ist, die nicht von all dem geprägt ist, was unsere Vergangenheit belastet hat, sondern neu in die Zukunft aufzubrechen wagt.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen erfolgreichen Aufbruch ins neue Jahr! Und ich würde mich wie jedes Jahr freuen, Sie bei unserem KA Neujahrscafé mit politischem Neujahrsgebet begrüßen zu können!
Ihr Reinhard Bödenauer
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THEMA RASSISMUS
Was ist Rassismus eigentlich genau? Te Millesi definiert ihn in diesem Artikel so: "Rassismus ist, wenn Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder Staatsangehörigkeit, aufgrund kultureller oder aber auch körperlicher Merkmale, ungerecht behandelt werden, diskriminiert, gedemütigt oder bedroht werden. Dabei werden oft ganze Gruppen von Menschen in einen Topf geworfen und mit negativen Eigenschaften besetzt."
Dass Rassismus nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein theologisches Problem ist, beschreibt Regina Polak sehr gut in ihrem Artikel "Rassismus: Eine praktisch-theologische Herausforderung":
"Der Kampf gegen Rassismus ist kein Nebenschauplatz des christlichen Glaubens. Es handelt sich auch nicht nur um eine politische Aufgabe. Rassismus ist ein genuin theologisches Problem. So sieht dies z. B. der (weiße), katholische US-Theologe Jon Nilson. Für ihn ist Rassismus mehr als eine Sünde und mehr als ein ethisches Problem, das zur Verhaltensveränderung auffordert. Rassismus ist vielmehr eine Ablehnung des christlichen Glaubens in seinem innersten Kern. Der Rassismus leugnet jenen Gott, den die Bibel bezeugt. Rassismus ist gemäß Nilson eine Häresie, weil er den Ursprung jedes einzelnen Menschen und der ganzen Menschheit in Gott negiert und damit die Gleichheit aller Menschen ebenso ablehnt wie den Einsatz für eine gerechte Gesellschaftsordnung."
Auch Nathalie Eleyth, evangelische Theologin und Religionswissenschaftlerin, kommt anlässlich des Erscheinens des Berichts „Being Black in the EU“ der Europäischen Agentur für Grundrechte zum Schluss, dass Rassismus uns alle angeht und eine kritische Auseinandersetzung (auch) in unseren Kirchen und Theologien längst überfällig ist. Sie beschreibt auch die gängigen Abwehrmechanismen (Ausreden), wenn BI_PoC (Black, Indigenous und People of Color) von erlebten Ausschluss- und Entrechtungserfahrungen berichten ...
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Rassismus ist bei uns in Österreich ein Alltagsproblem.
In einer im Oktober diesen Jahres präsentierten Studie der EU-Grundrechteagentur (FRA) liegt Österreich gemeinsam mit Deutschland an der negativen Spitze bezüglich Rassismus im Alltag.
Doch wo findet sich Rassismus? Wenige bis kaum Menschen würden zugeben, dass sie tagtäglich mit Rassismus konfrontiert werden. „Stell dich nicht so an“ „Sei nicht gleich beleidigt“, Sätze die Betroffene öfters hören. Ein Runterspielen des Problems.
Als bestes Beispiel kann ich mich selbst anführen. Ich bin seit 2021 gewählte Vorsitzende der Katholischen Jungschar Wien und sitze wie so üblich auf vielen Gremien. Auf Österreichebene bin ich die einzige nicht weiße Person. Und doch bin ich nicht dunkel genug… Man wirft mir vor, dass ich gar nicht Rassismus erfahren würde. Man nimmt mich nicht ernst, oder man erwägt gar nicht erst, mich nach meiner Meinung zu fragen.
Nehmen wir die Jungschar als Beispiel! Erst zu dieser Sternsing-Aktion hat sich die Jungschar Österreichs geeinigt eine Empfehlung zum Nichtschminken von Hautfarben herauszubringen. Ein riesiger Schritt für die Beteiligten, aber ein winziger Schritt zur Lösung eines tief verwurzelten Problems.
Warum diskutiert man im Jahr 2023 noch, ob es denn Rassismus sei oder nicht, wenn die Antwort doch ein klares "Ja" ist. Sich für einen Tag zu schminken, um den Kontinent Afrika zu repräsentieren, ist veraltet und nicht „wertschätzend“ anderen gegenüber.
Ein anderes Beispiel ist doch der Katholizismus selbst. Wer waren denn die ersten Katholiken? Sicher keine weißen, blauäugigen Menschen. Und doch sind nicht gerade viele People of Color (POC) in der österreichischen Kirche vertreten. Warum denn?
Vielleicht weil man oft als Aushängeschild verwendet wird, vielleicht weil weiße Menschen nicht wissen, wie sie in unserer Umgebung sich verhalten sollen oder vielleicht weil wir es satt haben zu hören, dass sie ja keine Farben sehen. Die Gründe sind vielfältig, tragen jedoch alle zum Gesamtproblem bei. Es wird Zeit Mut zu fassen und auch die Kirche mit der Realität der heutigen Zeit zu konfrontieren.
Michelle Hauer ist ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jungschar der Erzdiözese Wien
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Warum wir einen Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus brauchen
Seit 1999 setzt sich der Verein ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit für eine rassismuskritische Gesellschaft ein. Unsere tägliche Arbeit verdeutlicht uns dabei wieder und wieder, wie diffus das Thema Rassismus für viele immer noch ist.
Deshalb stellt sich für uns mit jedem Rassismus Report die Frage, welchen Schwerpunkt wir setzen und welche Themen wir neben den anonymisierten Falldarstellungen behandeln, um das System Rassismus greifbarer zu machen. Wir müssen öfter und klarer über Rassismus sprechen, um ihn zu entlarven und besser dagegen vorgehen zu können. Denn Rassismus ist ein gesellschaftliches Instrument, das sich seit Jahrhunderten global etabliert hat, strukturell verankert ist und Macht ungleich verteilt.
Dieses System sichert weißen Menschen soziale, wirtschaftliche sowie politische Privilegien ebenso wie eine machtvollere Position in der Gesellschaft. Es wird ein „wir“ gegen „die Anderen“ geschaffen, wobei „die Anderen“ abgewertet bzw. herabgewürdigt werden. „Die Anderen“ weichen einer konstruierten „Norm“ ab, werden als Gruppe und nicht als Individuen gesehen.
Kein anderes System der Unterdrückung hat strukturell dermaßen tiefgreifende, nachhaltige und global weitreichende Agenda erschaffen wie der Rassismus. Diese rassistischen Vorstellungen und Hierarchien wirken bis heute nach, was einerseits zu sozialen Ungleichheiten und Diskriminierung führt und andererseits Macht und Privilegien festigt. Auch heute noch werden rassistische Narrative über Personengruppen genutzt, um Missstände, Ungerechtigkeiten, Diskriminierung und Hass zu legitimieren.
Die amtierende Hochkommissarin für Menschenrechte, Nada Al-Nashif, betonte den Zusammenhang zwischen Kolonialismus und Rassismus und die Notwendigkeit, sich mit den historischen und aktuellen Folgen des Kolonialismus für die Menschenrechte auseinanderzusetzen.
Denn nur so kann Jahrhunderte langes und in allen Ebenen der Gesellschaft – sei es Bildung, Gesundheit, Arbeitsmarkt, Medien – verankertes Wissen aufgebrochen und verändert werden. Die Vorsitzende des Ausschusses für die Beseitigung der Rassendiskriminierung, Verene Shepherd, betonte, dass der Kolonialismus nicht nur ein historisches, sondern auch ein aktuelles Phänomen sei, das dringend Aufmerksamkeit erfordere.
Im Jahr 2020 sprach die Europäischen Kommission eine Empfehlung an die Mitgliedsstaaten für Nationale Aktionspläne gegen Rassismus aus. Vorgesehen war eine Frist bis Ende 2022, die die aktuelle Regierungskoalition trotz Festlegung im aktuellen Regierungsprogramm 2020-2024 bisher nicht umgesetzt hat. Das ist ein katastrophales Signal.
Um zu zeigen, welche konkreten Schritte gesetzt werden können, haben wir im aktuellen Rassismus Report unsere Forderungen auf 8 Seiten ausformuliert. Es sind kurz-, mittel- und langfristige Eckpunkte, die zusammen Ziele sind, die einen Idealzustand darstellen, der mit der Einbeziehung von zivilgesellschaftlichen und Community Organisationen und entsprechenden finanziellen Mitteln umgesetzt werden soll. In Anbetracht dieser tiefgreifenden strukturellen Herausforderungen, die Rassismus in unserer Gesellschaft bilden, wird deutlich, dass wir dringend strukturelle Maßnahmen benötigen.
Amina El-Gamal ist Koordinatorin für (trans-) nationale Projekte und Vernetzung bei ZARA. Der Text wurde gemeinsam mit Ramazan Yıldız, Outreach bei ZARA, verfasst.
Das ist die Kurzfassung ihres Kommentars. Die Langversion finden Sie auf unserer Website ...
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HANDLUNGSANSTÖSSE
Beim Thema Rassismus ist einer der wichtigsten Punkte, das Problem zu erkennen und nicht abzuwehren oder klein zu reden. Oft gibt es Betroffene im persönlichen oder Pfarrumfeld, mit denen man das Gespräch suchen kann und ihre Erfahrungen mit Rassismus erfragen kann. Viele weitere Anregungen, was man tun kann, finden sich in diesem Artikel der Katholischen Jungschar ...
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GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT
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Unterstützen Sie unsere Initiative "30/80/100: Tempo senken - Leben retten" Unterschriftenlisten zum Kopieren und Weiterverteilen in Ihrem Pfarrgebiet können Sie hier herunterladen. Thematisieren Sie die Forderungen in Ihrer Pfarrgemeinde (z.B. bei den Verlautbarungen) und legen Sie mehrere Unterschriftenlisten auf.
In Wiener Neustadt gibt es im Bereich der geplanten Ostumfahrung jetzt eine Aubesetzung. Den Wunsch nach einer Nachdenkpause und einem Stop der Arbeiten für das Projekt ...
Eine wichtige Basis unseres gesellschaftlichen Engagements ist das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen. Anlässlich des 20 Jahr Jubiläums gibt es am Mittwoch, den 17. Jänner um 17 Uhr ein Gespräch im Otto-Mauer-Zentrum mit Alois Riedlsperger und Michael Chalupka zur Frage, wieweit es den Anspruch christlicher Kompass für eine Gesellschaft im tiefgreifenden Wandel zu sein in den vergangenen 20 Jahren erfüllen konnte ...
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Helmut Schüller fragt, was die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die Geburt Jesu Christi miteinander zu tun haben ...
Traude Novy widmet sich in ihrem Kommentar diesmal dem Konflikt im Nahen Osten und fragt, wie wir damit umgehen sollen ...
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Bei unserem KA-Neujahrscafé 2024 in den KA-Büros am Stephansplatz 6 im 5. Stock gibt es am 8.1. ab 16:00 Uhr Kuchen, Brötchen, Weinverkostung Sonntags-Bier, Glücksrad und vieles mehr. Im Anschluss um 18:30 Uhr laden wir ein zum Politischen Neujahrsgebet im Quo Vadis & im Zwettlerhof am Stephansplatz 6 ...
Unser Mentoring-Projekt "Hands on" hat den Papst-Leo-Preis für Verdienste um die Katholische Soziallehre verliehen bekommen ...
Die aktuelle Folge des KSÖ-Podcasts mit Uta Meier-Gräwe widmet sich dem Thema "Putzen, waschen, Geschenke kaufen: Warum ist reproduktive Arbeit immer noch Frauensache – und was ist sie uns wert ...
In der neuen Denk:zeichen Podcastfolge der Katholischen Jungschar & Jugend geht es darum, wie Resilienz, Selbstwert, Selbstwirksamkeit und Spiritualität zusammenhängen und zu einem stabilen und widerstandsfähigen Heranwachsen beitragen können. Im Artikel dazu steht, wie kirchliche Kinder- und Jugendgruppen positiv zur Resilienz beitragen können ...
Die Südwind-Buchwelt in der unteren Mariahilfer Straße 8 hat es im Moment nicht leicht: Wegen der großen Baustelle daneben kommen immer weniger weniger Kund*innen in das Geschäft. Und auch das zweite Geschäft im 9.Bezirk in der Schwarzspanier Straße 15 hat wegen der U-Bahn-Baustelle deutlich weniger Frequenz. Deswegen wird es langsam finanziell etwas eng. Wer für Weihnachten noch etwas aus dem Weltladen braucht oder Bücher oder CDs (oder auch nur Gutscheine dafür), könnte diesmal bei der Südwind-Buchwelt kaufen ...
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