Laudate Deum | Künstliche Intelligenz | Sonntagsplakate und Sonntragsbier
Im Browser lesen

Oktober 2023


 

Liebe Leser*innen!

 

Vor einem halben Jahr haben wir als KA Wien unser Profil nachgeschärft. Unser Leitsatz lautet jetzt: "Wir sind Christ*innen, die die Gesellschaft mitgestalten wollen. Unser Auftrag: Engagieren für eine bessere Welt."

 

Wie wichtig dieses Engagement ist, hat Papst Franziskus ja schon in den Enzykliken "Laudato si" und "Fratelli Tutti" unterstrichen. Jetzt hat er mit "Laudate Deum" ein "Update" für das acht Jahre alte Laudato si veröffentlicht.

 

Inhaltlich finden sich keine großen Neuerungen, aber die Sprache ist schärfer geworden, die Mahnungen deutlicher. Ich halte es für sehr wichtig, dass wir als Christ*innen diese Texte nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern auch lesen und uns vom Papst inspirieren und anspornen lassen.

 

Das ist auch einer der Gründe, warum ich vor kurzem die geistliche Assistentin der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien geworden bin. Weil ich es wichtig finde, dass wir unsere Quellen und Schätze, sei es die Bibel, Enzykliken oder anderes, gut kennen. Und daraus nicht nur argumentieren, sondern auch Kraft schöpfen und die Richtung weisen lassen.

 

Denn für unser aktives Engagement in dieser Welt braucht es eine spirituelle Verwurzelung. Neben dem Lesen von Texten trägt nicht zuletzt das persönliche Gebet, das Gespräch mit Gott bei: fragend, bittend, dankend, anklagend. Und für eine Organisation wie die KA und ihre Gliederungen ist besonders stärkend: das gemeinsame Gebet.

 

Ich freue mich daher sehr, dass wir seit einiger Zeit wieder politische (Nacht)Gebete feiern. Neben der Auseinandersetzung mit brennenden Themen, bringen wir die Nöte unserer Zeit zu Gott und stellen uns gemeinsam in die bedingungslose Liebe Gottes, die allen Menschen gilt, um aktiv zu bleiben oder neu aktiv zu werden.

 

Das letzte zum Thema "Entschleunigung" hat übrigens am Samstag in Wiener Neustadt stattgefunden. Den Bericht finden Sie hier und gleich auch die Unterlagen, um es in Ihrer Pfarre durchzuführen.

 

In diesem Sinne möchte ich Sie einladen, einerseits Laudate Deum zu lesen (und vielleicht auch noch Laudato si und Fratelli tutti) und anderseits auch das gemeinsame Gebet (wieder) in den Blick zu nehmen.

 

Wenn Sie ein Politisches Nachtgebet feiern wollen, finden Sie hier Vorlagen zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen. Falls Sie ein eigenes Thema wählen, freuen wir uns, wenn Sie uns die Texte zur Verfügung stellen.

 

Vielen Dank,
Ihre Sabine Kräutel-Höfer

 

P.S. Eine Vorstellung von mir finden Sie hier auf der Website...

 

 

 
THEMA LAUDATE DEUM

 

Am 4. Oktober 2023 hat Papst Franziskus die Enzyklika "Laudato Si" ergänzt und das Apostolische Schreiben Laudate Deum veröffentlicht. Eine kurze Zusammenfassung des Inhaltes gibt es hier ... ein kurzes Video dazu vom Vatikan hier ...

 

Wir haben zwei Menschen gebeten, uns ihre Gedanken zu Laudate Deum zu beschreiben:

 


 
Laudate Deum: Ein Papst schreit auf – man hört jedoch nur einen Teil davon.

In Kommentaren zum neuen Dokument „Laudate Deum“ (LD) von Papst Franziskus zur Klimakatastrophe wird leider selten erwähnt, dass es hier eine klare Kritik des Papstes an der Logik und Dynamik der weltweit dominierenden ökonomischen und gesellschaftlichen Ordnung, dem Kapitalismus, gibt. Diese Kritik setzt die Linie des Vorgängerdokuments „Laudato Si‘“ und anderer Erklärungen von Papst Franziskus fort, ja verschärft sie.

 

Der Zwang zu ständigem Wachstum ist ein Kernprinzip des kapitalistischen Systems, das an die Grenzen der Belastbarkeit der natürlichen Lebensgrundlagen aber auch der sozialen Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenlebens stößt. Dass die Grenzen bereits überschritten sind, wird besonders am massiven Artensterben und am Kollaps des planetaren Klimasystems deutlich.

 

Die kapitalistische Ordnung ist Teil des umfassenden Paradigmas, das in Europa in den letzten Jahrhunderten entwickelt und von dort aus seinen weltweiten Siegeszug angetreten hat. Zu diesem Paradigma gehört die Reduzierung der Natur auf ein Objekt, auf eine Ressource, die nur der menschlichen Macht zu Diensten ist (vgl. LD Nr.22). „Alles, was existiert, hört auf, ein Geschenk zu sein, das man würdigt, schätzt und pflegt, und wird zum Sklaven, zum Opfer einer beliebigen Laune des menschlichen Geistes und seiner Fähigkeiten.“ (LD Nr. 22)

 

Papst Franziskus wiederholt den Befund aus „Laudato Si‘“, dass der Mensch der Macht, die mit dem Versuch der technologischen Naturbeherrschung verbunden ist, ethisch und kulturell nicht gewachsen ist. „Es ist nicht verwunderlich, dass eine so große Macht in solchen Händen in der Lage ist, Leben zu zerstören, während die Denkmatrix des technokratischen Paradigmas uns verblendet und uns nicht erlaubt, dieses äußerst ernste Problem der gegenwärtigen Menschheit wahrzunehmen.“ (LD Nr. 25)

 

Diese Verblendung versucht der Papst zu durchbrechen, indem er auf die Tiefendimension der ablaufenden Katastrophe hinweist, u.a. auf die Logik des Wirtschaftssystems und ihre zerstörerischen Folgen für die natürlichen Lebensgrundlagen und das soziale Zusammenleben: „Die Logik des maximalen Profits zu den niedrigsten Kosten, verschleiert als Rationalität, als Fortschritt und durch illusorische Versprechen, macht jede aufrichtige Sorge um das gemeinsame Haus und jede Sorge um die Förderung der Ausgestoßenen der Gesellschaft unmöglich.“ (LD Nr. 31)

 

Ja: „Ein Papst schreit auf“ – man hört jedoch nur einen Teil davon. Es wäre für die Kirche und die Gesellschaft aber wichtig, dass sich z.B. die Umweltbeauftragten der katholischen Kirche – als kirchliche Expertinnen und Experten für eine Nachhaltigkeitswende – nicht mit einer ökologischen Modernisierung begnügen, die innerhalb des Wachstums-Paradigmas bleibt, sondern in dieser entscheidenden Frage mit Franziskus mitgehen.

 

Es geht darum, allen Mut, alle Kreativität und allen Sachverstand zu mobilisieren, um seitens der Kirche zur Beantwortung der drängendsten Frage unserer Epoche beizutragen: Wie könnte eine wirklich nachhaltige, gerechte, zukunftsfähige Marktwirtschaft und Gesellschaft im Rahmen einer demokratischen Ordnung und offenen Gesellschaft aussehen - jenseits des zerstörerischen Wachstumszwangs und im Einklang mit der Natur?

 

Ernst Fürlinger ist katholischer Theologe und Religionswissenschaftler

 

Das ist die Kurzfassung ihres Kommentars. Die Langversion finden Sie auf unserer Website ...

 


 

Gedanken zu Laudate Deum

 

Mit der Veröffentlichung von Laudate Deum hat Papst Franziskus alle Erwartungen erfüllt: Er hat in klaren, aber diplomatischen Worten die Untätigkeit und Ignoranz gegenüber der Klimakrise bemängelt, hat die dafür Verantwortlichen benannt und angeprangert, hat zu globaler Solidarität aufgerufen und dazu, trotz allem die Hoffnung nicht zu verlieren.

 

Ich will einen Schritt zurücktreten, denn bemerkenswerter als die Inhalte von Laudate Deum ist der Kontext des apostolischen Schreibens.

 

Vor eineinhalb Jahren hat der IPCC festgestellt, dass wir noch zwei bis drei Jahre haben, um eine Trendwende zu erreichen und die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten. Diese Grenze zu überschreiten würde eine derartige Destabilisierung des Weltklimas und der globalen Ökosysteme bedeuten, dass Milliarden Menschen binnen weniger Jahrzehnte ihre Lebensgrundlage verlieren würden.

 

Heute haben wir noch bestenfalls eineinhalb Jahre, um eine wenn auch geringe, so doch realistische Chance darauf zu haben, das zu verhindern. Dafür braucht es die vereinte Kraft von uns allen. Seit der Pariser Klimakonferenz 2015 sind acht Jahre vergangen und die Krise, die damals vielleicht noch mit den Mitteln internationaler Vereinbarungen eingedämmt werden hätte können, ist eskaliert.

 

Und nun stellt sich, im vollen Bewusstsein dieser Situation, Papst Franziskus hin und veröffentlicht ein Schreiben mit erwartbarem Inhalt und erwartbarer Botschaft, das die erwartbaren – und sicher auch erwarteten – Reaktionen hervorruft. Ein bisschen so, als wäre es noch 2015. Aber es ist nicht mehr 2015. Die internationalen Verhandlungen und Verträge sind gescheitert – vielmehr, sie wurden sabotiert von Lobbyist*innen fossiler Konzerne und korrupten Politiker*innen. Die Mahnungen, die Beteuerungen, die Zusagen von Paris 2015 sind verpufft.

 

Die Kirche, der Papst Franziskus vorsteht, steckt weiterhin Unsummen an Geld in fossile und kolonialistische Konzerne, die vor allem im globalen Süden irreparablen Schaden anrichten, Menschen ausbeuten und unser aller Lebensgrundlage zerstören. Und dieser Papst selbst reist weiterhin um die ganze Welt, auch, um den Regierungschef*innen, die diese fossile Zerstörung geschehen lassen und vorantreiben, vor laufender Fernsehkamera die Hand zu schütteln und diplomatisches Schweigen um Ökozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu hüllen, die diese Politiker*innen verantworten.

 

Währenddessen kämpfen Aktivist*innen insbesondere aus dem globalen Süden gegen genau diese Konzerne und Regierungschef*innen und riskieren dabei immer wieder ihr Leben. Oft tun sie dies gemeinsam mit Vertretenden von Ordensgemeinschaften und lokalen christlichen Gemeinden. Genauso oft richtet sich ihr Widerstand gegen Konzerne und Staaten, die mit der Institution katholische Kirche aufs Engste verwoben sind. Es fragt sich, auf welcher Seite der Papst wirklich steht.

 

Man kann dem entgegenhalten, dass der Papst sein Wort in die Waagschale legt, und sein Wort hat nicht unerhebliches Gewicht. Aber dieses Wort ist nicht genug. Jesus, in dessen Nachfolge der Papst qua Amt stehen will, hat nicht nur wohl erwogene Worte verkündet, sondern die Tische der Händler*innen aus dem Tempel geworfen.

 

Der Papst hingegen hat sich erneut dazu entschieden, die Tradition einer Institution fortzuschreiben, die allzu oft nicht mehr als diplomatische Worte findet, wenn es um reale Probleme dieser Welt geht (die sie oft mitverschuldet).

 

Dass er dazu aufruft, die Hoffnung nicht zu verlieren, wirkt beinahe paradox angesichts des resignativen Charakters seines Schreibens, das eine so ungenügende Antwort auf die Krise unserer Zeit darstellt. Ja, unsere Zeit braucht Hoffnung und Mut und neues Vertrauen, aber die Veröffentlichung von ‚Laudate Deum‘ ist wohl kaum geeignet, dazu beizutragen. Hoffnung erfordert Handeln.

 

Mag. Anna Kontriner  MA hat in Wien Philosophie und Katholische Theologie studiert. Sie arbeitet als freie Lektorin und ist in der LobauBleibt-Bewegung aktiv.

 

Das ist die Kurzfassung ihres Kommentars. Die Langversion finden Sie auf unserer Website ...

 


 

WERDEN SIE AKTIV

 

Unterstützen Sie unsere Initiative "30/80/100: Tempo senken - Leben retten" Unterschriftenlisten zum Kopieren und Weiterverteilen in Ihrem Pfarrgebiet können Sie hier herunterladen. Thematisieren Sie die Forderungen in Ihrer Pfarrgemeinde (z.B. bei den Verlautbarungen) und legen Sie mehrere Unterschriftenlisten auf.

 

Machen auch Sie eine Klimakonferenz in Ihrer Pfarre! Alle Informationen gibt es hier ...

 

Organisieren Sie ein politisches Nachtgebet. Texte dazu finden Sie auf unserer Schwerpunktseite ...

 


 
MEINUNG

 

Nur 46% der Niederländer*innen haben Tempo 100 auf der Autobahn vor der Einführung befürwortet. Zwei Jahre danach sprachen sich 60% sogar für eine Reduktion auf 90 km/h aus. Braucht Tempo 30/80/100 in Österreich eine Mehrheit in der Bevölkerung, überlegt Renate Delpin in ihrem aktuellen Kommentar ...

 

Anlässlich des Konfliktes im Nahen Osten fragt Traude Novy, ob wirklich die Religion schuld am Unfrieden in der Welt ist. Oder wird sie nur für menschenverachtende Zwecke missbraucht? Aber wieso ist es so leicht, sie zu instrumentalisieren und zu missbrauchen ...

 

 

DIES & DAS


 
Leider besonders aktuell angesichts der Ereignisse im Nahen Osten sind wieder die Bedenktage zum Gedenken der Novemberpogrome 1938.  Zum 85. Mal jähren sich heuer die Gräuel der Novemberpogrome, die in Wien besonders grausam verliefen: Alle jüdischen Bethäuser (mit Ausnahme des Stadttempels) wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstört. Seit vielen Jahren erinnert die Gemeinde St. Ruprecht in Kooperation mit anderen christlichen Institutionen wie der KAÖ und dem KAV in den Bedenktagen „Mechaye Hametim“ an diese Ereignisse und die Schoa – auch und gerade im Wissen um die Mitverantwortung von Christinnen und Christen dabei. Alle Veranstaltungen dazu finden Sie hier ...

Künstliche Intelligenz als Herausforderung für Gesellschaft und Demokratie ist das Thema der diesjährigen Herbsttagung des Katholischen Akademiker:innenverbandes Österreichs am 10.11.2023 im Technischen Museum Wien. Infos und Anmeldung (bis 27.10.) gibt es hier ...

Am 11. November findet ENCUENTRO - die diözesane Weltkirche-Tagung 2023 statt. Thema sind Globale Partnerschaften als Lernorte für ein neues Kirchesein. Reden Sie mit Gästen aus Ecuador, Kenia und den Philippinen und Mitgliedern weltkirchlicher Migrant*innen-Gemeinden in Wien ...

 

Damit der freie Sonntag im Gespräch bleibt, stellt die Sonntagsallianz sechs verschiedene Plakate zur Verfügung auf denen Menschen erzählen, was ihren freien Sonntag zu einem besonderen Tag macht. Die Plakate sind kostenlos im Büro der Sonntagsallianz erhältlich ...

 

Auch das neue Sonntagsbier mit dem Spruch auf den Etiketten „Sonntag frei. Ich bleib dabei!“ ist ein guter Werbeträger für das Anliegen des freien Sonntags. Sie können das Bier für Feste etc. über das Büro der Sonntagsallianz bestellen ...


Die kfb Wien fordert mit dem Bündnis „fairsorgen“ mehr Geld für Care-Arbeiter*innen und Care-Empfänger*innen. Mittels einer Aktion vor dem Parlament in Wien appellierten sie an die Nationalratsabgeordneten, Verantwortung für eine zukunftsorientierte Budgetpolitik und eine Trendwende bei den staatlichen Investitionen zu übernehmen ...

 

Die von der KA unterstützte Initiative "183 Stunden durchgehend für das Klima" hat mit einer Mahnwache von 21.bis 28. Oktober die österreichischen Parlamentsabgeordneten aufgefordert, endlich effektive Maßnahmen gegen die Klimakrise zu beschließen. Auf www.klima183.at finden Sie Informationen, um sich mit klimapolitischen Anliegen per Brief, Mail oder über Social Media an Abgeordnete zu wenden ...

 

 

Katholische Aktion der Erzdiözese Wien

1010 Wien, Stephansplatz 6/5

 

Tel. +431515523312 | katholische.aktion@edw.or.at | www.ka-wien.at | KA auf Facebook

 

Newsletter weiterempfehlen

 

Kfb-Mitglieder erhalten diesen Newsletter, weil sie über diese Teil-Organisation Mitglied der Katholischen Aktion sind.

 
Newsletter abmelden