Liebe LeserInnen!
Schon länger planen wir diese Denkanstöße zum Thema "Arbeitslosigkeit" und als hätten wir es beauftragt, kommt kurz vorher ein "Sager" des Bundeskanzlers, "Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten“, meinte er eine Lösung gefunden zu haben.
Dass mit der Arbeit ist aber leider eine sehr komplexe Angelegenheit. Es fängt mit den Rahmenbedingungen an: Was habe ich gelernt? Gibt es Jobangebote in meiner Gegend? Bekomme ich eine Kinderbetreuung bzw. geht es sich aus, meine Eltern zu pflegen, und vieles mehr. Und dann gibt es noch all das, worüber wir als Christ*innen im Sozialwort des ökumenischen Rates der Kirche geschrieben haben (das vor genau 20 Jahren erschienen ist). Bis heute haben das Sozialwort und alle anderen Schreiben zur christlichen Soziallehre nichts an ihrer Aktualität verloren. Jede Christin und jeder Christ, vor allem christliche Politiker*innen, sollten diese Schreiben einmal gelesen haben (am Anfang der Karriere, nicht am Ende). Im Sozialwort steht unter anderem: „(170) Da Erwerbsarbeit Identität schafft und ein wichtiger Teil des Lebens ist, gewinnen Qualitätskriterien besondere Bedeutung. Dazu gehören Fragen wie Gesundheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zumutbare Arbeitszeiten, realistische Mobilitätserfordernisse.“ Ich würde mir wünschen, dass wir als Christ*innen viel mehr diese Aspekte in die Debatte einbringen. Auch wenn es starke Arbeitnehmer*innenorganisationen wie die Arbeiterkammer und die Gewerkschaft gibt, merkt man anhand solcher Debatten doch, wie schwach leider unsere Stimme und die christlichen Grundlagen unserer Gesellschaft geworden sind. Umso froher bin ich einerseits, dass die KAB auch dieses Jahr wieder am 7.Oktober zum Thema "Gutes Arbeiten" aktiv wird. Und andererseits, dass wir mit "Hands On"-Mentoring ein KA-Projekt haben, mit dem wir junge Menschen beim Einstieg in das Arbeitsleben unterstützen können (dass auch das nicht so einfach ist, lesen sie unten).
Und falls sie jetzt Lust bekommen haben, wieder einmal im Sozialwort zu lesen, finden Sie den ganzen Text hier auf unserer Website ...
Vielen Dank,
Ihr Reinhard Bödenauer
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Ehrenamtliches Mentoring braucht mehr Unterstützung
Im Jahre 2020 hat "Hands on Mentoring" ein Mentoring Netzwerk aller Wiener Mentoring Projekte gegründet. Ziel ist die Vernetzung, der Austausch und auch für gemeinsame politische Anliegen einzustehen.
In einem gemeinsamen Brief an Bundesministerin Susanne Raab haben wir im März einige Anliegen formuliert:
Der Bedarf an Mentor*innen nimmt in den letzten Jahren nicht zuletzt auch aufgrund der steigenden Anforderungen (Teuerungen, Krieg/Flucht, Inflation, Energiekosten und dgl.) zu. Wir brauchen daher mehr Ressourcen, um ein nachhaltiges Engagement von Ehrenamtlichen sicherstellen zu können.
Auch wenn Mentoring von unbezahlten Ehrenamtlichen durchgeführt wird, braucht es professionelle Strukturen und Begleitung der Ehrenamtlichen. Daher haben wir einen Fonds für die explizite Förderung von Mentoring- Projekten angeregt mit einem Fassungsvermögen von 250.000 Euro/Jahr. Zudem fordern wir die Sichtbarmachung des Engagements der ehrenamtlichen MentorInnen an. Sie sind sowohl für die von ihnen begleiteten Menschen als auch für die gesamte Gesellschaft ein großes Vorbild.
Um unsere wichtigen Anliegen auch persönlich darzulegen, haben wir Frau Raab um einen Termin gebten. Leider hat sich Frau Raab bis heute nicht bei uns gemeldet, was uns alle mit Unverständnis und Kopfschütteln zurück lässt. Trotz mehrfacher Verankerung im Regierungsprogramm laufen unsere Anliegen und Forderungen ins Leere.
Alle beteiligten Projekte arbeiten mit ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die wiederum mit sozialen Randgruppen arbeiten und professionelle Unterstützung und Begleitung von Hauptamtlichen brauchen, um ihre wertvolle Arbeit gut leisten zu können. Es wurde zwar 2023 ein neues Freiwilligengesetz in die Wege geleitet und ein Staatspreis für ehrenamtliches Engagement ausgeschrieben, was aber einfach nicht genug ist. Ehrenamtliches Engagement braucht ausreichende Ressourcen finanzieller Art, um erfolgreich arbeiten zu können.
DSP Eva Rosewitch, Leiterin von Hands on Mentoring
Die ausführliche Fassung des Briefes finden Sie auf unserer Website ...
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Es ist sehr schwierig eine Arbeit zu finden, die meinen Fähigkeiten entspricht
ich bin 38 Jahre alt, und wurde in Odessa geboren. Leider musste ich aufgrund des Krieges im März 2022 aus der Ukraine flüchten. Ich habe einen Bachelor in Telecommunication Engineering und einen Master in Public Administration. In Odessa habe ich als Project Koordinatorin und Key Account Managerin für eine größere Firma gearbeitet.
Ich habe immer sehr motiviert und gerne gearbeitet und war für business analytics zuständig, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Eine gute Arbeit zu haben, war mir immer sehr wichtig, ich hatte Pläne und Perspektiven. Ich hatte genügend Geld und ein glückliches Leben. Der schreckliche Krieg hat das alles zerstört.
Ich fühle mich in Wien sehr wohl, ich habe sehr viel Unterstützung bekommen, die Ankunft und Integration wurde mir leicht gemacht. Ich habe eine Wohnung und bekomme etwas Unterstützung vom Staat. Ich bin beim AMS gemeldet, was aber nicht besonders hilfreich ist. Ich war zuvor noch niemals arbeitslos und habe mich dank meiner Studien und Ausbildung immer sehr sicher gefühlt.
Leider ist es sehr schwierig eine Arbeit zu finden die meinen Fähigkeiten entspricht. Natürlich habe ich in Österreich umgehend begonnen, Deutsch zu lernen, ich bin auch aktuell noch in einem Deutschkurs. Sehr viele ArbeitgeberInnen möchten Angestellte mit perfekten Deutschkenntnissen in Wort und Schrift, hierbei muss ich mich noch verbessern.
Sehr bald nach meiner Ankunft in Wien habe ich meinen Weg zu Hands on Mentoring gefunden. Eva hat mich sehr herzlich willkommen geheißen, mir alles erklärt und mich sehr schnell zu einer Mentorin vermittelt. Meine Mentorin ist Elisabeth Aigner, eine sehr erfolgreiche HR-Managerin. Elisabeth hat mir sehr geholfen und mich ausgezeichnet unterstützt.
Daraufhin hatte ich einige Jobinterviews, die aber leider aufgrund meiner Deutschkenntnisse nicht erfolgreich waren. Aktuell mache ich einen Deutschkurs und eine Coaching Ausbildung. Es ist sehr schwer für mich, beruflich auf meinem Niveau Fuß zu fassen, daher habe ich mich entschieden, eine Aushilfstätigkeit anzunehmen. Ich habe mich nun als Küchenhilfe in einer Großküche beworben und hoffe, dass ich den Job bekomme.
Mit dem AMS habe ich leider keine hilfreiche Erfahrungen machen können. Ich bin sehr dankbar, dass es das AMS gibt und das österreichische Sozialsystem für Geflüchtete aus der Ukraine offen ist. Mir wurden immer wieder Jobangebote zugeschickt, die aber meist unpassend waren.
Was wir Geflüchtete aus der Ukraine dringend brauchen, sind kostenlose Deutschkurse, auch bis B2 Niveau. Der Erfolg bei der Berufssuche und der Weg aus der Arbeitslosigkeit hängt doch sehr an den Sprachkenntnissen.
Damit ich perfekt Deutsch lerne, und auch um mich ideal zu integrieren, habe ich mir ein Umfeld ausgesucht, das fast ausschließlich aus ÖsterreicherInnen besteht. Hier gibt es wenige Menschen, die arbeitslos sind. Falls sie es sind, fällt es ihnen leicht, einen neuen Job zu finden. Meine ukrainischen Freundinnen kämpfen alle mit ähnlichen Problemen wie ich: Die Deutschkenntnisse werden bemängelt.
Viele meiner ukrainischen Freundinnen sind ebenso sehr hoch ausgebildet: eine Frau war Anwältin in der Ukraine und arbeitet nun als Küchenhilfe. Sie ist zufrieden, eine Arbeit gefunden zu haben, würde sich aber wünschen, in ihrem früheren Bereich arbeiten zu können.
Iryna Korovainiuk
Das ist die Kurzfassung ihres Kommentars. Die Langversion finden Sie auf unserer Website ...
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Die KI basierten Einstiegstests sind sehr schwierig
Ich bin 23 Jahre alt. Ich bin 2015 aus Syrien nach Österreich geflüchtet. In Syrien war ein Leben nicht mehr möglich, ich hatte keine Perspektiven, der Krieg hat alles zerstört. Als ich in Österreich ankam, war ich zunächst in Traiskirchen. Dort habe ich begonnen, Deutsch zu lernen. Danach kam ich nach Wien, wo ich dann meinen Pflichtschulabschluss gemacht habe. Relativ bald nach dem Pflichtschulabschluss habe ich meinen Weg zu Hands on Mentoring gefunden. Hier wurde mir zugehört und geholfen, was sehr wertvoll für mich war.
Ich habe mit der Hilfe von meinem Mentor bei Hands on Mentoring eine überbetriebliche Lehre als Maschinenbautechniker gefunden. Ursprünglich wollte ich eigentlich Glaser werden, habe aber in dem Bereich keine Lehrstelle gefunden. Jetzt geht es mir sehr gut. Ich möchte was aus mir machen. Meine Frau und ich haben ein kleines Kind, dem wir eine Zukunft bieten wollen. Ich arbeite zuverlässig und fleißig, ich möchte nicht, dass der österreichische Staat etwas für mich bezahlt. Ich möchte mein eigenes Geld verdienen. Wenn ich meine Lehre abgeschlossen habe, möchte ich noch den Meister in Maschinenbautechnik machen.
Hands on Mentoring hat mir geholfen, an mich zu glauben und meine Träume und Ziele zu verfolgen. Ich bin sehr dankbar, dass ich zu dem Projekt geschickt wurde von meinem Jugendcoach in der Schule. Dort hat man sich Zeit für mich genommen und mit mir daran gearbeitet, eine Lehre zu finden.
In meinem Umfeld sehe ich sehr viele junge Menschen, die an der Lehrstellensuche verzweifeln. Ganz oft schaffen sie es nicht, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Wenn sie es doch schaffen, scheitert es sehr oft an den Deutschkenntnissen. Insbesondere sind die KI basierten Einstiegstests sehr schwierig. Man muss in kurzer Zeit sehr viele Mathe- Deutsch und Allgemeinwissensfragen beantworten, die mit dem eigentlichen Beruf wenig zu tun haben.
Ich würde mir wünschen, dass diese Tests weniger darüber entscheiden, ob man für den Beruf geeignet ist. In einem persönlichen Gespräch oder durch ein Praktikum kann man eher beweisen, dass man für den Beruf geeignet ist.
Mohammad Ahmad
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WERDEN SIE AKTIV
Helfen Sie mit, Jugendlichen eine Arbeit und dadurch eine Perspektive zu vermitteln, indem Sie Mentor*in von Hands on werden. Alle Informationen dazu gibt es hier ... Auf dieser Seite können Sie auch für das Projekt spenden.
Falls sie sich inhaltlich engagieren wollen, können Sie das bei der Katholischen ArbeitnehmerInnenbewegung. Die Kontaktdaten finden Sie hier ...
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GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT
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Bitte vormerken: Wir planen am Samstag, den 21. Oktober um 18 Uhr ein Politisches Nachtgebet zum Thema Entschleunigung in Wiener Neustadt bei der Abfahrt der S4 im Bereich Neudörflerstraße. Weitere Infos folgen in den nächsten Denkanstößen.
Unterstützen Sie unsere Initiative "30-80-100: Tempo senken - Leben retten" Unterschriftenlisten zum Kopieren und Weiterverteilen in Ihrem Pfarrgebiet können Sie hier herunterladen. Thematisieren Sie die Forderungen in Ihrer Pfarrgemeinde (z.B. bei den Verlautbarungen) und legen Sie mehrere Unterschriftenlisten auf. Sprechen Sie auch mit Freund:innen und Arbeitskolleg:innen darüber und sammeln Sie weitere Unterschriften. Sie können auf unsere Website www.ka-wien.at/entschleunigen auf ihren Social Media Profilen hinweisen.
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Wie wäre es, wenn auch Funktionäre der Wirtschaftskammer, die Ökonomie als das verstünden, was sie ja laut Lehrbüchern zu sein hat, nämlich die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen können, fragt Traude Novy in ihrem aktuellen Blogbeitrag ...
Tempo 30 – 80 – 100 kann nur ein Anfang sein, schreibt Renate Delpin, wenn sie die Verkehrssituation in ihrem Pfarrgebiet anschaut ...
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Damit der Kirchenraum lebendig bleibt und als Ort der Gemeinschaft erhalten wird, ist das Thema des nächsten FairWandeln-Vernetzungstreffens am 18.10. (Online). Vertreter*innen der Evang. Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin erzählen, wie sie ihre Kirche und Räumlichkeiten an heutige Gegebenheiten angepasst haben und damit einen Mehrwert für den gesamten Kiez (Grätzl) geschaffen haben ...
Unter dem Titel "The dark side of the light" spricht KAV-Vorsitzende Ille Gebeshuber im Science Talk mit Eva Schernhammer am Di. 17. Oktober über die Zunahme nächtlicher Lichtexposition in den Städten und die medizinische Forschung dazu über negative Auswirkungen auf Psyche und Organismus des Menschen selbst ...
Über die Bedeutung von Grundwasser als lebenswichtige Ressource im Ökosystem erzählt Christian Griebler am Mi, 25. Oktober im Otto-Mauer- Zentrum ...
Feministisch-theologische und queer-feministische Perspektiven auf Gewalt und Utopien bietet ein Gespräch von Welthaus Wien mit Geraldina Céspedes Ulloa aus Guatemala am 5.10. im Lateinamerikahaus ....
Pilgern sie am 21.10. mit Religions for future durch die Lobau. Am Weg zwischen der Pfarre Aspern und Eßling inspirieren Impulse aus verschiedenen spirituellen Traditionen unterschiedlicher Religionsgemeinschaften ....
Eine Nachlese unserer Teilnahme beim Klimastreik in Wien und St. Pölten finden Sie hier ...
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