Liebe LeserInnen!
Lebensmittelverschwendung ist ein leider viel zu wenig diskutiertes Thema. Denn sie hat viele problematische Seiten. Unter anderem verstärkt sie die Klimakrise. Auf ihrem Weg entlang der Wertschöpfungskette, also von der Landwirtschaft über die Verarbeitung und den Transport bis in den Handel, verursachen weggeworfene Lebensmittel zwischen acht und zehn Prozent der weltweit produzierten Treibhausgase. Das bedeutet: Zwischen acht und zehn Prozent der Treibhausgasemissionen entstehen umsonst, da diese Lebensmittel noch nicht einmal auf unserem Teller landen. Wäre der Lebensmittelabfall ein eigener Staat, hätte er nach China und USA den drittgrößten Treibhausgasausstoß.
Aber auch das Artensterben ist mit der Lebensmittel-verschwendung verbunden. Ein Drittel der globalen Landfläche wird weltweit bereits für Ackerbau und Viehzucht genutzt. Das macht die Landwirtschaft zu einem der stärksten Treiber des weltweiten Artensterbens. Erst jüngst erlaubte die EU Landwirt*innen, im Sinne der Ernährungssicherheit Brachen dem Anbau zu opfern. Für viele Arten sind diese aber die letzten Rückzugsräume zwischen Ackerwüsten.
In diesem Sinne möchte ich Sie zu unserem nächsten Politischen Nachtgebet am 15.6 zum Thema "Verschwendung, Versiegelung und Verteilung" im Dommuseum mit optionalem Besuch der Ausstellung "Mahlzeit" einladen. Unser thematischer Ausgangspunkt ist die Lebensmittel-verschwendung. Aber im Weiteren wird es auch um die Frage des Bodenverbrauches gehen, denn wie wir oben gelesen haben, hängt alles sehr stark zusammen.
Apropos Bodenverbrauch: Schon seit langem unterstützen wir den Protest gegen die Ostumfahrung von Wiener Neustadt. Auch hier geht es um unnötigen Bodenverbrauch, noch dazu wo es sich hier bei den Lichtenwörther Äckern laut AGES um fruchtbarste Böden Österreichs handelt, die besonders resistent gegen Trockenheit sind.
Anfang Juni habe ich dort mit unserem Generalsekretär Christoph Watz und Andreas Löffler, Vorsitzender der KA im Vikariat Süd, die Protestierenden unterstützt. Mehr darüber können Sie hier lesen ...
Und weil mir das Thema "Bodenverbrauch" so ein Anliegen ist, möchte ich Sie bitten, die österreichische Organisation "AllRise" zu unterstützen. Sie entwickelt Klimaklagen, um diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die direkt und indirekt die Zerstörung der Umwelt vorantreiben. Finanziell können Sie noch bis 15.6. hier einen Beitrag leisten oder Sie treten Ihre Ansprüche bezüglich bereits eingetretener und auch künftiger Schäden wegen legislativen Unrechts im Bereich der Eindämmung des überbordenden Bodenverbrauchs an allRise ab ..
Vielen Dank,
Ihr Reinhard Bödenauer
P.S. Wenn Sie noch mehr von mir lesen wollen, finden Sie hier ein Interview zur Arbeit der KA Wien mit mir ...
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THEMA LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG
Ungefähr 40% der Lebensmittel weltweit werden weggeworfen, das sind 2,5 Milliarden Tonnen. Das entspricht der Menge an Nahrungsmitteln, die in diesem Jahr vom 1. Jänner bis zum 26. Mai hergestellt wurden.
Auch in Österreich werden kostbare Lebensmittel verschwendet: 146.000 Tonnen Brot und Backwaren pro Jahr, 12.800 Tonnen Rindfleisch, rund 133 Kilogramm pro Person. Das schadet nicht nur dem Klima. Auch der Geldbeutel ist voller, wenn weniger vergeudet wird.
Lebensmittelverluste fallen im globalen Süden zu einem größeren Teil in der landwirtschaftlichen Produktion an, während in Ländern mit hohem oder mittlerem Einkommensniveau ein Großteil des Verlustes in Handel und Haushalten zustande kommt.
Weitere umfangreiche Infos zur Lebensmittelverschwendung gibt es hier ...
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Frankreichs ,,Anti-Wegwerf-Gesetz“
Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich Frankreich in großen Schwierigkeiten und konnte seine Bevölkerung nicht ernähren. Daher wurden in der Agrarpolitik große Anstrengungen unternommen, um sicherzustellen, dass unser Land so viel produziert, dass sich jede*r satt essen kann. Heute nennen wir das Ernährungssicherheit. Diese Politik wurde den Landwirt*innen natürlich durch die Landwirtschaftskammern sehr stark empfohlen, um sie zum Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln zu ermutigen und die Erträge deutlich zu steigern. Wir wissen, welche Schäden dies für die Gesundheit und die Artenvielfalt verursacht hat.
Zunächst funktionierte es gut, aber sehr schnell bemerkten wir eine Überproduktion: Ich erinnere mich an Bilder von Gemüseproduzent*innen, die einen Teil ihrer Produktion auf Mülldeponien entsorgten- was für eine Verschwendung! Seitdem gibt es Bestrebungen, die Lebensmittelproduktion zu regulieren. Trotz allem sehen wir, dass 32% der Lebensmittel weggeworfen werden, bevor sie überhaupt erst im Supermarkt ankommen.
Frankreich hat daher 2013 und 2016 Gesetze erlassen, um der missbräuchlichen Praxis der Supermärkte, essbare Produkte wegzuwerfen und sie davor durch Bleichen für den Verzehr ungeeignet zu machen, ein Ende zu setzen.
Das Garot-Gesetz von 2016 zielt darauf ab, Lebensmittel-verschwendung zu bekämpfen, indem es Supermärkte mit einer Ladenfläche von mehr als 400 m² dazu auffordert, eine Partnerschaft mit Wohltätigkeitsorganisationen einzugehen, die überschüssigen Lebensmittel an Menschen in Not verteilen.
Große Hersteller und Händler, die sich dagegen nicht an dieses Gesetz halten, müssen mit einem Bußgeld von mit 3.750 Euro pro Verstoß rechnen. Darüber hinaus müssen Geschäfte seit 2020 einen Bereich für Waren mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum mit Rabatten zwischen 30 und 50% einrichten. Auch sehen wir das Auftauchen von Regalen mit sogenanntem „hässlichem“ Gemüse, das bisher nicht in die Verkaufskriterien von Supermärkten passte. Auch hier braucht es bislang Standards: die richtige Form, die richtige Farbe, weder zu groß noch zu klein… anders als wenn ich zu Hause in meinen Garten gehe, da sammle ich alles ein!
Dies mag für große Einzelhändler und die Lebensmittelindustrie sehr lobenswert und erfreulich erscheinen, stellt jedoch nicht die Verschwendung in der Produktion vor der Verteilung und dem Verkauf in Supermärkten in Frage. Tatsächlich kommt es auch in den Produktionsnetzwerken von Agrar- und Lebensmittelfabriken zu Abfällen, denn auch dort ist alles sehr standardisiert. Jährlich werden in allen Produktions- und Vertriebsketten 10 Millionen Tonnen essbare Lebensmittel verschwendet, d. h. 150 kg pro Franzose/ Französin.
Ein anderer Punkt: Wenn Supermärkte alle ihre nicht verkauften Waren an Wohltätigkeitsorganisationen spenden, ohne diese zuvor zu sortieren, müssen die Vereine diese Arbeit selbst erledigen. Mein Mann, ein Freiwilliger des Roten Kreuzes, bringt regelmäßig etwas davon für unsere Hühner mit! Unter diesen Spenden befinden sich auch verdorbene Produkte, die nicht das Beste für die Gesundheit sind. Zweitklassige Produkte für zweitklassige Menschen?
Lebensmittelverschwendung ist ein echtes gesellschaftliches Problem. Sie trägt zum Klimawandel bei und sollte Fragen über die Nachhaltigkeit unseres Verhaltens angesichts all dieser Produktions- und Konsummuster aufwerfen.
Kurz gesagt, dieses Gesetz von 2016 ist sicherlich eine gute Idee. Aber wir müssen in unseren Produktions- und Konsummethoden noch weitergehen. Und vielleicht akzeptieren, dass unsere Supermarktregale nicht immer überfüllt sein müssen ...
Margot Chevalier Co-Präsidentin von CMR (Christen in der ländlichen Welt) Frankreich, einer Partnerorganisation der KAB
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Ein verworrenes Spektakel
Die „Bread Pieces“ sind aus Brotüberschüssen einer Großbäckerei gebackene Skulpturen.
Die Bäckerei mit der ich zusammenarbeite ist einer der größten Österreichs, ein Betrieb von hunderten Händen, die an Fließbändern koordiniert mit Maschinen zusammenarbeiten. Die ausgebackenen Reste als Objekte erzählen später von den Bedingungen vor Ort. Von selbst können beim Betrachten oder Essen der Skulpturen Rückschlüsse auf die Bedingungen und Mechanismen exzessiver Marktökonomien gezogen werden.
Diese absurden Abläufe der Massenproduktion im Lebensmittelbereich stehen einer bescheidenen, uns allen bekannten Konsumhaltung gegenüber: „Verschwendung!“, oder „Mit dem Essen spielt man nicht!“. „Maßvolles Leben“ macht das Brot als Skulptur zur Zielscheibe von Angriffen. Statt den Hefen im Gärprozess, sind jetzt Parolen und Rückschlüsse am Werk. Sie sind das Triebmittel einer kritischen Reflexion. In einem Internetforum einer Tageszeitung finden sich auch schnell nützliche Tipps, die Abhilfe schaffen sollen:
„Altbackenes Brot in Würfel schneiden und in einer Pfanne mit etwas Butter anbraten, bis sie goldbraun sind. Den Brotwürfeln Eier, Milch, gehackte Petersilie, Salz und Pfeffer hinzufügen und zu einem Teig mischen. Den Teig 15 Minuten ruhen lassen und anschließend Knödel daraus formen. Die Knödel in leicht siedendem Salzwasser für ca. 20 Minuten kochen, bis sie an der Oberfläche schwimmen.“
Reaktionen zeugen vom Nachdenken über das Gesehene: Doch der Hausverstand trifft den Kern der Sache nur bedingt – auch wenn es gut gemeint ist. Der Großteil des Überschusses an Brot der in Großbäckereien oder Ketten täglich produziert wird, schafft es nicht über die Ladentheke – und schon gar nicht über die Supermarktkassa.
Während Bäckereibetriebe versuchen ihre Retourwaren wieder in die Wertschöpfungskette einzubeziehen, manche sogar in ihre Teige einarbeiten und „Wieder Brot“ daraus machen, landen die Retourwaren der großen Supermärkte, die im Schnitt ein Drittel ihres Brotangebots ausmachen, mehrheitlich im Müll. In der Konkurrenz des unregulierten Marktes entsteht diese große Verschwendung. Meine „Bread Pieces“ als Symbolbild erzählen auch von diesem Sachverhalt.
Anna Paul
Die "Bread Pieces" sind derzeit im Rahmen der Austellung "Mahlzeit" im Dommuseum zu sehen.
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WERDEN SIE AKTIV
Am Donnerstag, den 15.Juni um 18:15 gibt es das Politisches Nachtgebet zu Verschwendung, Versiegelung und Verteilung im Dommuseum mit vorheriger Führung durch die aktuelle Ausstellung „MAHLZEIT“ ...
Wenn Sie das Gebet selbst in Ihrer Pfarre durchführen wollen, finden Sie die Unterlagen ab Ende Juni auf unserer Schwerpunktseite "Politisches (Nacht)Gebet".
Und natürlich können Sie selbst aktiv werden, in dem Sie abgelaufene und noch essbare Lebensmittel nicht wegwerfen. Oder indem Sie im Supermarkt nicht nach der besten Ware Ausschau halten, sondern auch nicht perfektes Obst und Gemüse kaufen.
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GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT
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Junge Menschen, die Angehörige der LGBTIQ*-Community sind, wenden sich häufig von der Katholischen Kirche ab, weil sich ihre Weltanschauung von der kirchlichen Lehre deutlich unterscheidet und sie sich nicht angenommen und respektiert fühlen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sehen die Katholische Jungschar, Jugend und Hochschuljugend, es als ihre Aufgabe, Akzeptanz und Offenheit nach Außen zu kommunizieren und Zeichen zu setzen, dass Menschen der LGBTIQ*-Community sehr wohl erwünscht sind und einen Platz in der Katholischen Kirche haben sollen.
Am 17. Juni findet in Wien wieder die Pride, die Regenbogenparade statt, und die Katholische Jugend geht mit. Sie schließen sich dabei den Religions for Equality an. Treffpunkt 12:30h am Ring, wo genau gibt es kurzfristig bei der KJ auf Instagram! Am 16.Juni bietet die KJ auch wieder einen Pride-Workshop zu den Basics aber auch "Warum machen wir da eigentlich mit?", "wie darüber reden", "Als Christ*in Ally sein" an. Ab 16:30h im Gruppenraum in der Ebendorferstraße 8. Hier geht es zur Anmeldung ...
Und am 15.6. gibt es den Pride Prayer, den offiziellen Gottesdienst zur Regenbogenparade in der Altkatholischen Kirche, begleitet vom Chor der Kath. Hochschuljugend ... Mehr zum Thema LGBTIQ* und Katholische Hochschuljugend finden Sie auch hier ...
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Wir freuen uns, dass unsere Bloggerin Traude Novy vom Verein "Südwind" mit dem Preis "Die Seglerin" für ihr langjähriges Engagement in der Entwicklungspolitik und für Gerechtigkeit in der Welt geehrt wurde ...
Diesmal gibt es von ihr wieder zwei neue Kommentare. In "Drei am Runden Tisch" schreibt sie Briefe an Patricia Pawlicki, Marlene Engelhorn und Wolfgang Rosam zu deren Gespräch über Vermögens- und Erbschaftssteuer ...
Und unter dem Titel "Im Sprung gehemmt" macht sie sich anläßlich des Todes von Helmut Krätzl Gedanken darüber, dass die Kirche den Weg von der Nachfolge Jesu Kirche zu einer Anbetung Gottes Kirche ging, was den Frauen in der Kirche massiv zu schaffen macht ...
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Die Katholische Aktion Österreich ist besorgt über die rasante Steigerung der Mietkosten, die auf Dauer den sozialen Frieden gefährden und fordert eine Mietpreisbremse ...
Unsere armenische Welthausgäste haben in einem Interview mit Radio Klassik erzählt, wie sie mit Aufforstungen, neuen Gemüsearten und Schulungen das Leben zehntausender Menschen verbessern wollen ...
Für alle, die über eine Veränderung im Berufsleben nachdenken oder vor der Pensionierung stehen und überlegen, wie sie diesen Lebensabschnitt gestalten wollen, gibt es von der KAB wieder eine Workshopreihe, die sie in diesem Prozess unterstützt ...
Und das Otto-Mauer-Zentrum bietet zwei Vorträge rund um den Synodalen Prozess. Markus Tiwald spricht am 15.6. über demokratische Kirchenstrukturen und einer Weiterentwicklung des kirchlichen Amtes aus biblischer Perspektive und Regina Polak gibt am 21.6. einen Einblick in den Status quo des Synodalen Prozesses ...
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