Wo ist das "Leben in Fülle"? | Schwerpunkt Schöpfungsverantwortung | Klima Nachtgebet in Liesing
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März 2022


 

Liebe Leser/innen!

 

Eine viel- und gernzitierte Bibelstelle ist Johannes 10,10 "... ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben". Doch immer mehr Menschen haben in der heutigen Zeit das Gefühl, dass wir von diesem "Leben in Fülle" immer weniger haben.

 

Klimakrise, Corona-Pandemie und jetzt der Ukraine-Krieg sind nur drei aktuelle Anlässe, die dieses Gefühl bestärken. Viele andere Themen, die uns schon seit vielen Jahren begleiten, kommen da noch dazu. Ein Höhepunkt ist der aktuelle Drang nach Aufrüstung statt Abrüstung der Waffen, der gerade diskutiert wird.

 

Umso wichtiger wird eigentlich die christliche Frohbotschaft, die sich in obenstehender Bibelstelle ausdrückt. Und doch beschleicht mich das Gefühl, dass wir das noch nicht so richtig realisiert haben.

 

Die Theologin Regina Polak hat in einem Podcast vor kurzem sehr gut zusammengefasst, was wir derzeit dringend brauchen:

 

Einerseits uns unserer eigenen Tradition zu vergewissern, wozu es uns als Christinnen und Christen eigentlich gibt (Mission ad intra), die eigenen Texte neu lesen und kennenlernen und deren Aktualität für heute verstehen lernen. Und andererseits zu schauen, was denn hier rund um mich die Zeichen der Zeit sind, was meine Gruppe am meisten betrifft (Mission ad extra). Und dann braucht es in der Zusammenschau gemeinschaftliche Nachdenkprozesse: Wofür sind wir jetzt, an diesem Ort, mit den Leuten um uns verantwortlich, aufgrund unserer Sendung.

 

Zu so einem gemeinschaftlichen Innehalten laden wir übrigens an diesem Samstag, den 2. April nach Wien-Liesing zum Politischen Nachtgebet zum Thema Klima- und Bodenschutz ...

 

Gerade jetzt ist unsere christliche Botschaft so wichtig wie schon lange nicht mehr, in diesen unruhigen Zeiten, in denen die Menschen dringend nach Ankerpunkten für ihr Leben suchen, nach Perspektiven, auf die sie ihr Leben ausrichten können.

 

Deswegen ist es wichtig, dass jede/r von uns, aber auch wir als Katholische Aktion, hier unsere Anstrengungen diesbezüglich verstärken. Dieser Newsletter - mit dem Schwerpunkt Schöpfungsverantwortung - ist auch ein kleiner Schritt dorthin.

 

Zum Abschluss möchte ich noch einmal Regina Polak zitieren: "Die Wiederentdeckung der Offenheit der Zukunft und damit auch der Freiheit, ist eine Chance mit Gott in Berührung zu kommen".

 

Ihr Reinhard Bödenauer


 


 
SCHWERPUNKTTHEMA "SCHÖPFUNGSVERANTWORTUNG"

 

Die Verantwortung für die Schöpfung ist ein zentrales Thema unserer Zeit. Wohl auch deswegen war die Enzyklika "Laudato si" eines der ersten zentralen Projekte, die Papst Franziskus angegangen ist. Wir empfehlen allen, die es noch nicht gemacht haben, sie zu lesen. Franziskus spricht in "Laudato si" von einer einzigen, umfassenden sozio-ökologischen Krise: Umweltschutz, Armutsbekämpfung und der Einsatz für Menschenwürde gehörten untrennbar zusammen.

 

Ein sehr wichtiges Thema - auch in der Erzdiözese Wien - ist die Bodenversiegelung. Bei zwei Initiativen, die wir unterstützen, nämlich dem Kampf gegen die Stadtstrasse sowie dem gegen die Ost-Umfahrung Wiener Neustadts, spielt auch der Bodenverbrauch eine wichtige Rolle. Einige Fakten dazu:

Täglich wird in Österreich die Fläche eines Bauernhofs verbaut. Österreich ist dabei Europameister.

  • 2,5 Hektar: Das ist das Ziel des täglichen Bodenverbrauchs, auf das sich die Österreichische Bundesregierung im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie bereits im Jahr 2002 verständigt hat. Faktum ist aber, dass wir in Österreich in den letzten 10 Jahren jeden Tag durchschnittlich 20 Hektar Äcker und Wiesen (entspricht 30 Fußballfeldern) zubetoniert haben.
  • In den letzten 25 Jahren verlor Österreich durch Verbauung 150.000 Hektar Äcker und Wiesen. Das entspricht der gesamten Agrarfläche des Burgenlands.
  • Der Bodenverbrauch beträgt im 3-Jahres-Durchschnitt (2018–2020) 11,5 Hektar pro Tag (Vgl. 2017-2019: 12 Hektar pro Tag). Das entspricht einer Fläche in der Größe von 16 Fußballfeldern.
  • Österreich verliert jährlich 0,5 % seiner Agrarfläche, d.h. in 200 Jahren gäbe es bei Fortschreiten dieser Entwicklung so gut wie keine Agrarflächen mehr in Österreich. In Tschechien sind es 0,17 % und in Deutschland oder der Schweiz 0,25 %.

Diese und weitere Fakten (sowie auch Lösungansätze) finden Sie in dieser Broschüre der Österreichischen Hagelversicherung ...

 


 

Seid mutig und ungehorsam!

 

Was sollen wir tun, angesichts dessen, dass eine lebenswerte Zukunft nur möglich ist, wenn rasch konsequente Schritte gesetzt werden in eine ganz andere Richtung als die bisher angepeilte, und wenn unsere Politiker:innen keine Anstalten machen, diese Schritte zu setzen? Nun, man kann den Mut und die Hoffnung verlieren und sich ins – noch – halbwegs heile Privatleben zurückziehen, wie es derzeit so viele Menschen tun.

 

Als Christ:innen aber sollten wir uns einem anderen Anspruch stellen. Ist nicht jenes Wort aus Matthäus 5,14.16 eines der am meisten zitierten im katholischen Glaubensleben unserer Zeit: "Ihr seid das Licht der Welt. […] So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen."? Nehmen wir es uns zu Herzen, auch wenn es gerade unbequem ist. Jetzt ist nicht die Zeit dafür, sich ins Private zurückzuziehen.

 

Es ist jetzt die Zeit dafür, mutig zu sein, nicht länger einfach mitzuspielen in einem System, das unsere Lebensgrundlagen zerstört, das unzählige Menschen ins Elend stürzt und noch unzählige mehr ins Elend stürzen wird, es ist jetzt die Zeit dafür, "Licht der Welt" zu sein. Es ist jetzt auch nicht die Zeit dafür, den Schaden, den wir im Großen anrichten, im Kleinen ausgleichen zu wollen, wie wir es in der katholischen Kirche allzu oft versuchen.

 

Plakativ gesagt: Es geht nicht darum, jetzt einen Apfelbaum zu pflanzen, sondern darum, die Lobau zu retten. Wir dürfen, theologisch gesprochen, hoffen, dass das möglich ist, dass Gott das Seine dazu tun wird, wenn wir das Unsere tun. Aber das Unsere tun, das müssen wir. Und weil es nicht an der wissenschaftlichen Grundlage oder an den technischen Möglichkeiten mangelt, sondern am politischen Willen, sollten wir es uns zur Aufgabe machen, zu dieser Willensbildung aktiv beizutragen.

 

Seien wir politisch!

 

Mag. Anna Kontriner hat in Wien Philosophie und Katholische Theologie studiert. Sie arbeitet als freie Lektorin und ist in der LobauBleibt-Bewegung aktiv.

 

Das ist die Kurzfassung ihres Kommentars. Die Langversion finden Sie auf unserer Homepage ...

 


 

Genug mit unserem derzeitigen System in Wirtschaft und Gesellschaft!

Genug mit dem immensen Bodenverbrauch bei Straßenbauten! Genug mit Verkehrskonzepten, die vorrangig auf Individualverkehr setzen! Genug mit unserem derzeitigen System in der Wirtschaft und in der Gesellschaft, das uns an den Rand der Klimakatastrophe gebracht hat.

 

Das sind die Überzeugungen der Aktivist*innen gegen die „Stadtstraße“ und die „Lobau-Autobahn“, und es sind auch meine Überzeugungen. Und ich bin ihnen so dankbar, dass sie ausharren in der Kälte und sich mutig den Baumaschinen und der Politik des Zu-Asphaltierens entgegenstellen. Dass sie einem Brandanschlag genauso trotzten wie den Klagsdrohungen der Stadtregierung. Dass sie weiter kämpfen trotz der Auflösung der Besetzung der Hausfeldstraße durch die Polizei im Jänner 2022.

 

Denn ich bin überzeugt: Ohne einen tiefgreifenden Wandel und eine Neubewertung von Infrastrukturprojekten werden die Klimaziele nicht erreicht werden.

 

Für mich ist es eine Gewissensfrage: Wird unser kirchliches Reden von der „Bewahrung der Schöpfung“ mehr gewesen sein als viel warme Luft, die wir der Erderwärmung hinzugefügt haben? Oder hat es zum Tun, zu einer wirklichen Veränderung geführt? Habe ich genug getan? Meinen mir möglichen persönlichen Beitrag geleistet?


Ich bin dankbar, dass die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien sich entschieden für eine öko-soziale Wende einsetzt und sich bei diesem aktuellen Konflikt zu Wort gemeldet hat, indem sie sich eindeutig auf der Seite der bedrohten Schöpfung und der zukünftigen Generationen stellt.

 

P. Franz Helm SVD

 

Das ist die Kurzfassung seines Kommentars. Die Langversion finden Sie auf unserer Homepage ...

 


 

Werden Sie aktiv!


  • Aktivieren Sie mehr Menschen, indem Sie in Ihrer Pfarre eine Klimakonferenz durchführen. Alle Informationen dazu gibt es hier ... Und am 25. April gibt es die Möglichkeit, die Konzepte für Klimakonferenzen für Kinder und Jugendliche kennenlernen ...

  • Nehmen Sie an der nächsten Armutskonferenz teil! Sie findet am 24. und 25.5 in St.Virgil in Salzburg statt und widmet sich einem Kernthema von Laudato Si, der Verbindung von Klimakrise und Armut.  In Vorträgen und Workshops gibt es die Möglichkeit, spannende Zusammenhänge zu entdecken und weitere Handlungsanstöße zu bekommen. Infos und Anmeldung ...
  • Kommen Sie zu unserem politischen Klima-Nachgebet am Sa, den 2. April nach Wien-Liesing. Lassen Sie sich von Franz Helm und Mitgliedern des „FairWandeln“-Teams inspirieren von Texten und Liedern, die Hoffnung machen auf eine bessere Zukunft und uns zum tatkräftigen Handeln ermutigen ...
 


 
GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

 

Keine Chance für Gewaltfreiheit? Klaus Heidegger und Paul Zulehner machen sich Gedanken zum Krieg in der Ukraine ... Konkrete Hilfsmöglichkeiten haben wir hier zusammengefasst ... Und der Chor der Katholischen Hochschuljugend singt am 1. April um 19:30 Uhr ein Ukraine-Benefizkonzert bei dem Spenden für ein Hilfsprojekt für Menschen aus der Ukraine gesammelt werden. Es gibt Hits von Mozart über Falco bis Wiener Blond. Ort: Amtshaus Wien-Hietzing (Nähe U4 Hietzing)


Noch bis 16. April geht die Initiative Autofasten, bei der Sie sich für nachhaltige Mobilität engagieren können ...


Vom Herzensanliegen zum konkreten Projekt. Bei der Klimakonferenz am 18. März in Wiener Neustadt waren unter anderem das Verkehrs-Chaos vor Schulen und die unsicheren Wege für Radfahrer*innen ein Thema ...

 

MEINUNG


 

Aus der Geschichte lernen. Traude Novy fordert, kriegerische Heldenfiguren zu entzaubern und jene Frauen und Männer im historischen Gedächtnis zu verankern, die sich für Völkerversöhnung, soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung eingesetzt haben ...

 

Umfassende Solidarität. Eine umfassende Solidarität, die nicht nur die Not in der Nachbarschaft wahrnimmt, sondern die Welt im Blick hat, ist Traude Novy ein wichtiges Anliegen. Denn erst dieser Blick ermöglicht eine Haltung, die nicht zum Spielball unserer leicht entflammbaren, aber auch wieder sehr schnell erkalteten Emotionen wird ...

 

DIES & DAS


 

Das Welthaus Wien lädt zu einer digitalen Schnitzeljagd ein. Unter dem Motto „Dem Schnitzel auf der Spur" begibt man sich auf eine Erkundungstour und löst dabei spannende Rätselfragen rund um das Thema Fleischkonsum ...

Den Livestream der Weinviertel-Akademie „Demokratie und Kirche - ein Widerspruch?“ vom 3. März gibt es auf YouTube zum Nachsehen  ...


Unter dem Titel "Wo die Sehnsucht uns hinführt" – laden die Katholische Frauenbewegung und ANIMA ein, einen Tag lang bei einer Zukunftswerkstatt feministische Visionen für unsere Kirche zu entwickeln. 30. April, 09:00 – 18:00 Uhr, Stephanisaal am Stephansplatz ...
 

 

Katholische Aktion der Erzdiözese Wien

1010 Wien, Stephansplatz 6/5

 

Tel. +431515523312 | katholische.aktion@edw.or.at | www.ka-wien.at | KA auf Facebook

 

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