Die Katholische Aktion Wien trauert um Paula Schönbichler
Ihre Heimat in der Katholischen Aktion war die Katholische Frauenbewegung. Ihr stand sie als Diözesanleiterin von 1986 bis 1992 vor. 1991 wurde sie zur Präsidentin der Katholischen Aktion Wien gewählt. Sie war die erste Frau in dieser Position, und sie empfand die Wahl als große Auszeichnung. Ihr Engagement wurde bald ein ehrenamtlicher Vollzeit-Arbeitsplatz, dem sie sich mit Mut, Herz und Offenheit widmete.Unterstützung und Rückhalt in dieser verantwortungsvollen Aufgabe hatte sie in ihrer Familie und vor allem durch ihren Ehemann Leopold. Es war ja nicht nur die repräsentative Rolle, die ihr als Präsidentin zukam. Sie war auch auf Ebene der Pfarren und Gruppen aktiv.
Paula Schönbichlers Präsidentschaft fiel in eine Zeit des gesellschaftspolitischen und kirchenpolitischen Umbruchs, eine Zeit großer Veränderungen, Konflikte und herausfordernder Entwicklungen. Die Ostöffnung brachte neue Kontakte mit den Kirchen der Nachbarländer, die auch in der Katholischen Aktion und ihren Gliederungen mit großem Engagement gepflegt wurden.
Sehr rasch entstanden aber auch Skepsis, Ängste und Fremdenfeindlichkeit. Ausländervolksbegehren, rechtsextreme Strömungen und Gewalt waren Herausforderungen, denen sich die Katholische Aktion zu stellen hatte. Der Einsatz für Flüchtlinge, die Unterstützung des Lichtermeers, EU-Beitritt und Europa, Schöpfungsverantwortung, Arbeitswelt und Sonntagskultur - das waren nur einige der Themen, die die Katholische Aktion mit ihren Gliederungen und Werken in Tagungen, Diskussionen, Pfarrveranstaltungen und Aktionen aufgriff.
Der Fall Groer erschütterte die Erzdiözese Wien und die gesamte Kirche und hatte folgenschwere Auswirkungen.
In dieser stürmischen Zeit war es für Paula Schönbichler keine leichte Aufgabe, das Schiff der KA zu steuern. Denn auch das Spektrum der Gliederungen, ihrer Aktivitäten und Positionen war nicht immer einfach unter einen Hut zu bringen. Paula brachte Mut, Gelassenheit, Humor und diplomatisches Geschick mit. Sie war keine direktive "Anführerin", Widrigkeiten und Widerständen begegnete sie mit Verständnis und Achtsamkeit. Die Vielfalt der Initiativen, Projekte und Meinungen innerhalb der Katholischen Aktion waren ihr wichtig, ebenso wie das Gemeinsame, Tragende und Prägende und das Mitgestalten der Gesellschaft.
Es mag rückblickend in den Jahren ihrer Präsidentschaft nicht viel zu Lachen gegeben haben, dennoch hat Paula oft gelächelt, ihre Herzlichkeit und Achtsamkeit hat diese Zeit entscheidend geprägt. Aktiv blieb Paula auch, als sie nach 2 Perioden die Präsidentschaft zurücklegte. Nun fand sie Muße, Bücher zu schreiben und sich auch wieder der Familie zu widmen. Und der Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Freundschaften, blieben über viele Jahre hinweg bestehen. Veranstaltungen und Feiern und Einladungen auf Paulas "Landsitz" in Theiss hielten die Beziehung lebendig.
Paula Schönbichler hat viele Jahre lang die Katholische Frauenbewegung und die Katholische Aktion geprägt. Ihr Vermächtnis von Achtsamkeit und Verantwortung bleibt für uns als Ansporn und Ermutigung für die Zukunft. Im Glauben bleiben wir mit ihr verbunden, in der Gewissheit, dass Paula heimgegangen ist in die Gemeinschaft mit dem Ewigen.
Evelyn Hödl