Ein Moschee-Besuch – um mehr über den Islam zu erfahren
Um mehr über den Islam zu erfahren, trafen sich auf Initiative von kfb und KMB am Hauptsitz der Union Islamischer Kulturzentren (UIKZ) in der Pelzgasse 9, 1150 Wien, am 27. Oktober 2015 20 HütteldorferInnen zu einem Moschee-Besuch.
Fünf Säulen und manche Ähnlichkeiten
Das feierliche Singen der Eröffnungssure durch einen Imam stand am Beginn der Begegnung, ehe der junge Jurist MMag. Ahmet Ovacin in der geräumigen Moschee im Untergeschoß des Hauses in bestem Deutsch einleitend Grundlegendes über den Islam berichtete. „Adam war der erste, und Mohammed der letzte Prophet. Abraham, Moses, Jesus und Mohammed sind die vier Hauptpropheten. Die Propheten wurden auserkoren um die wahre Religion zu lehren“, so Ovacin. Mohammed sei als Halbwaise, mit 7 Jahren als Vollwaise aufgewachsen, wurde vom Opa, dann vom Onkel aufgezogen. Jesus wurde mit 30 Jahren Prophet und lehrte drei Jahre. Mohammed erhielt das Prophetentum mit 40 Jahren, war es 23 Jahre, ehe er mit 63 Jahren gegangen ist.
Wesentlich seien die fünf Säulen des Islam. Das Glaubensbekenntnis (Schahada): „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet“. Das (Ritual-)Gebet (Salat) erfolge fünfmal täglich, sei sehr körperbetont (Stehen, Verbeugen, Niederwerfen) und unterscheide sich damit sehr vom Bittgebet. Das Fasten im Monat Ramadan diene der körperlichen und geistlichen Läuterung. Die Sozialabgaben (Zekat, jährlich ein Vierzigstel vom Reinvermögen) gehen an Bedürftige. Und die Pilgerfahrt (Hadsch) nach Mekka solle einmal im Leben erfolgen, legte Ovacin dar.
Es gebe 500 – 600 000 Muslime in Österreich. Bei den Sunniten gebe es vier Rechtsschulen und das Kalifat. Bei den Schiiten als der zweitgrößten Glaubensrichtung habe sich das Imamat gebildet. Muslime glauben an den Schöpfer, aber „nicht, dass Jesus gekreuzigt wurde“. Da es im Unterschied zu den Christen, keine einheitliche Instanz wie den Papst gebe, seien die Auswirkungen infolge der kulturellen Aspekte „sehr unterschiedlich“. Die Türkei sei „kein islamisches Land, hat aber eine islamische Bevölkerung, Saudi-Arabien schon“, sagte Ovacin.
„Wir haben die gleichen Probleme“
Beim Tee einen Stock höher erzählte Ovacin sehr offen und kollegial: „Die Probleme sind sehr sehr ähnlich wie bei christlichen Gemeinden. Wir erreichen 15 – 20 Prozent der Muslime in Österreich. Die Arbeit in der Gemeinde ist keine leichte Arbeit, aber eine sehr schöne. Wir haben die gleichen Probleme“, sagte Ovacin. Wie bei den Christen solle die Ausbildung der Muslime von der Babykrippe bis zum Tod voranschreiten. Es gebe Heime für Burschen und für Mädchen, doch „leider haben diese Strukturen uns gezeigt, dass wir unsere Jugendlichen nicht haben schützen können. Das war ein Fehler der Gemeinde“, gab Ovacin im Blick auf Aktivitäten des Islamischen Staates von sich aus zu bedenken. Bei den Moslems üben die Männer „die Tätigkeiten nach außen, die Frauen nach innen aus“. Wohltätigkeitsstiftungen (Waqf) wie eine Caritas seien in islamischen Ländern sehr alt, gäbe es in Österreich aber noch nicht, so Ovacin.
Nachdem mehrere wie die Leiterin der Hütteldorfer Frauengruppe, Beatrix Kickinger, interessiert zahlreiche Fragen gestellt hatten, dankte Männerrunde-Obmann Wolfgang Schwarz Ovacin für den sehr informativen Besuch. Da sich exakt 10 Frauen und 10 Männer daran beteiligten, scherzte eine Frau: „Das zeigt wie intuitiv wir handeln“. Und ein Mann ergänzte: „Das hätte man so nie organisieren können“. Große Dankbarkeit und ein sehr positives, aber auch lang anhaltendes Echo war die Folge.
Dem 1980 gegründeten gemeinnützigen Verein UIKZ sind Österreichweit 46 selbständige „Partnervereine“ in Form von Moschee- und Bildungsvereinen angeschlossen. Ziel und Zweck der Verbandsarbeit ist die religiöse, soziale und kulturelle Betreuung der Muslime in Österreich.
Franz Vock