Muslimischer Künstler schaut auf das Kreuz
„Das Leid ist oft eine Brücke zur Kameradschaft oder auch zur Freundschaft; Es ist ein Aufruf zur Gemeinsamkeit und nicht zur Einsamkeit. Wir brauchen den anderen, der für das Leid der anderen einsteht“, sagte der Religionslehrer Paul Weitzer bei der Eröffnung der Ausstellung von Said Kamali „Das Kreuz als Leuchtturm auf unseren Wegen“ am 26. Februar 2015 im Otto Mauer Zentrum des Katholischen Akademiker/innenverbandes (KAV) Wien.
"Das Leid ist oft eine Brücke zur Kameradschaft oder auch zur Freundschaft", sagte Paul Weitzer (rechts) in seiner Laudatio zur Eröffnung der Ausstellung des Künstlers Said Kamali (links).
Themen der Zeit aufgreifen
Weitzer verwies besonders auf ein Spiegelkreuz des Künstlers, dass er sehr schätze und betonte: „Wir brauchen Spiegel, denn die Selbsterkenntnis ist wichtig im Leben“. Dazu führte er aus: „Im Leid wachse ich, wenn ich die Schwierigkeiten erkenne. Im Leid zeigt sich die Hinfälligkeit des Lebens; Es macht empfänglich für die Sorgen der anderen, für eine positive Sicht des Leidens. Es ist aber auch eine Brücke. Das Leid verbindet die Vertikale mit der Horizontale, ist ein Ausdruck der Vielseitigkeit“, schloss Weitzer.
„Die Aufgabe der Kunst ist es, die Themen der Zeit aufzugreifen. Konflikte sind oft ein großes Thema für viele Menschen. Die Fragen von Tod, Leid, Freude, Leben beschäftigen viele“, so Lisa Simmel, die Ausstellungsverantwortliche im KAV-Vorstand, in ihrer Einführung. Sie skizzierte: Said Kamali ist im Iran geboren, schiitischer Moslem und habe einen starken Bezug zum Sufismus. Er absolvierte ein technisches Studium, war Lehrer und verlor nach der Revolution von Ayatollah Khomenei wegen seiner regimekritischen Haltung seinen Posten. Er floh nach Österreich mit seiner Familie und arbeitet in einer Maschinenbaufirma. Später absolvierte er an der Orient-Akademie das Studium der Orientalistik.
Brücken bieten Entscheidungsmöglichkeiten
„Said Kamali versucht Brücken zu bauen zum Islam und zum Christentum, zwischen den Menschen“, legte Simmel dar. Er „wollte mit den Menschen ins Gespräch kommen, begann sich in der Symbolik des Kreuzes auszudrücken. Das Kreuz als Symbol des Leides und des Todes“ sei manchmal aber auch „sehr erschwerend“ und ein Ausdruck „der Liebe und des Weges. Es bietet Entscheidungsmöglichkeiten“, so Simmel.
„Es gibt aber auch eine Friedensbotschaft, die hinter dem Kreuz steckt. Es geht um Achtsamkeit gegenüber den Menschen, um Offenheit gegenüber anderen Religionen, gegenüber anderen Menschen“, schloss Simmel, die in den 25 verschiedenen Kreuzesdarstellungen die „Materialvielfalt beeindruckend“ fand, denn diese zeigten seinen Zugang zu diesem Symbol des Wachsens des Menschen, das ihn sensibel für die anderen macht und Spannung zwischen Leid, Tod und Erlösung aufrecht hält.
Ähnlich ging es dem Präsident der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien, Walter Rijs, der bei seinem Ausstellungsbesuch am 23. März 2015 “tiefsinnig, mystische aussagekräftige Bilder“ erlebte, eine „wahnsinnigen Palette“, was man mit Kreuzen alles machen kann. Besonders sei ihm das „Bild mit der Brücke“ hängen geblieben, sehr „verbindend“ und „passend für den Künstler“, so Rijs.
Die Ausstellung ist während den Öffnungszeiten des Otto Mauer Zentrums und vor den Abendveranstaltungen bis Anfang Juli frei zugänglich. Franz Vock