Multireligiöses Friedensgebet in Wiener Neustadt
Über 150 Christen, Muslime und Baha'i kamen zum Friedensgebet des "Interreligiösen Forums Wiener Neustadt“ und setzten ein Zeichen, um den Frieden über Religions- und Ländergrenzen hinweg zu schaffen und zu erhalten.
Gebet und Dialog sind Gebot der Stunde
„Wir glauben, dass Gebet und Dialog das Gebot der Stunde sind und wissen uns in Solidarität mit allen verbunden, denen der Frieden und die Freiheit der Religionsausübung ein wichtiges Anliegen sind“, betonte Elisabeth Mikl, Sprecherin des Interreligiöses Forums. In Anbetracht der dramatischen Lage im Nahen Osten beteten daher auf Einladung des Interreligiösen Forums Menschen von 17 religiösen Gemeinden am 13. Dezember in der Moschee in der Gymelsdorfer Gasse 21 für den Frieden. Ziel war es, ein Zeichen zu setzen und für Respekt, Toleranz und Menschenwürde in allen Religionen und Weltanschauungen gemeinsam einzutreten.
Pater Walter Ludwig von der Stiftspfarre Neukloster erinnerte an unsere eigene Geschichte als sich vor 70 Jahren hier Menschen grausam kriegerisch bekämpften. Er brachte aus dem Neukloster das „Nagelkreuz aus Coventry“ mit: „Es erinnert an den Dompfarrer von Coventry, der nach der Zerstörung der Kathedrale im Zweiten Weltkrieg die Worte „Vater vergib“ zu diesem Kreuz schrieb. Er habe ganz bewusst nicht die Formulierung „Vergib ihnen“, sondern „Vater vergib“ gewählt, weil er damit die Mitverantwortung aller am Frieden ausdrücken wollte. „Auch heute sind alle gefordert, einen Beitrag zum friedlichen Miteinander zu leisten“, bekräftigte Ludwig.
VertreterInnen von über 10 verschiedenen religiösen Gemeinschaften gestalteten dazu Texte und Lieder aus jüdischer und christlicher Tradition, von muslimischer Seite und der Baha'i-Gemeinde. Inhalt der Friedensgebete war, Frieden über Religions- und Ländergrenzen hinweg zu schaffen und zu erhalten. Bilal Öztürk vom Islamischen Kulturzentrum in der Gymelsdorfer Gasse freute sich über die vielen Gäste in der Moschee und lud im Anschluss an ein vielfältiges Buffet mit kulinarischen Köstlichkeiten.
Friede, Respekt, Dialog
Im Vorfeld des Friedensgebetes wurde im November 2014 in einer gemeinsamen Erklärung das IS-Vorgehen im Irak und in Syrien "mit aller Härte verurteilt", zumal die Nachrichten darüber bei den Mitgliedern des Forums "Entsetzen und ohnmächtige Wut" verursacht hätten. Deren Untaten seien "weder mit Religion noch mit Menschlichkeit vereinbar", hieß es weiter. Die Geschichte zeige, dass Religionen und Weltanschauungen immer wieder missbraucht würden, um Gewalt zu legitimieren. "Weil wir uns dessen bewusst sind, sind Friede, Respekt vor Andersdenkenden, Dialog und Achtung der anderen wesentlich und wichtig." Mit dem Friedensgebet in der Adventzeit solle ein Beitrag zur Stärkung der gegenseitigen Wertschätzung verschiedener Glaubensrichtungen und zur Förderung eines friedlichen Zusammenlebens in Wiener Neustadt geleistet werden.
Die Stellungnahme wurde verfasst von folgenden Mitgliedern des Interreligiösen Forums:
Bildungszentrum St. Bernhard
Evangelische Gemeinde Wiener Neustadt
HAVAS-Integrationsverein für Religion, Kultur, Wissenschaft und Bildung
Islamisches Kulturzentrum Wiener Neustadt
Katholische Aktion Wiener Neustadt
Katholische Arbeitnehmerbewegung Wiener Neustadt
Katholische Jugend
Kirche Jesu-Christi der Heiligen der letzten Tage
Muslimische Jugend Österreich
Neuapostolische Kirche, Gemeinde Wiener Neustadt
Phönix in Niederösterreich
Römisch-katholische Pfarre Flugfeld
Römisch-katholische Stiftspfarrkirche Neukloster
Römisch-katholische Familienkirche Schmuckerau
Römisch-katholische Dompfarre
Shems – Sozialnetzwerk österreichischer Sufis, Wiener Neustadt
Türkisch-Islamischer Verein (ATIB) Felixdorf
Bereits seit 2011 treffen sich Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften mehrmals jährlich im Interreligiösen Forum zum Kennenlernen und Austausch. Schauplatz ist jeweils eine andere Räumlichkeit der beteiligten Gruppierungen. Im vergangenen Mai hatte das Interreligiöse Forum zu "KOST-baren Begegnungen" auf den Wiener Neustädter Hauptplatz eingeladen, Köstlichkeiten aus traditioneller österreichischer, türkischer oder Balkan-Küche wurden dabei zum kulinarischen Brückenschlag.
Azra Hodic, Christoph Watz