Schulterschluss der Religionen für Klimavolksbegehren
"Ein historischer Moment" war laut Volksbegehrenssprecherin Katharina Rogenhofer der bei einer Pressekonferenz in Wien am 24.06.2020 erfolgte Schulterschluss der österreichischen Religionsgemeinschaften für den Klimaschutz und ihr gemeinsamer Aufruf zur Unterzeichnung des Klimavolksbegehrens.
Foto: KA/Franz Vock
Vlnr.: IKG-Präsident Oskar Deutsch, Kardinal Christoph Schönborn, IGGÖ-Präsident Ümit Vural, Sprecherin des Klimavolksbegehrens, Katharina Rogenhofer, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft Gerhard Weissgrab und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic
Schönborn: „Die Klimafrage ist die Frage der Zukunft der Welt“
„Die Klimafrage ist die Frage der Zukunft der Welt“, sagte Kardinal Christoph Schönborn in seinem Statement, der mit weiteren fünf Religionsvertreter zeigte, dass sie "Zukunft sichern" wollen. "In den vergangenen Jahrzehnten haben wir die Welt und ihre natürlichen Ressourcen über die Massen ausgebeutet. Die Folgen sind weltweit schmerzlich spürbar", führte Schönborn aus und appellierte an die Verantwortung aller, "diesen Trend umzukehren und uns für die Bewahrung der Schöpfung, mehr Klimagerechtigkeit, eine nachhaltige Wirtschaft einzusetzen". Er verwies auf Worte von Papst Franziskus: „Wir könne nicht verlangen, in einer kranken Welt gesund zu bleiben. Es liegt an uns, den Trend umzukehren“.
Chalupka: Gemeinsamer Einsatz
Für den evangelisch-lutherischen Bischof Michael Chalupka ist es vor allem Ziel, die Botschaft an die Menschen zu bringen. Neben einer klaren Analyse der Wissenschaft und einem klaren Blick, welche Maßnahmen erforderlich sind, sei es notwendig, „Bewusstsein in den Herzen und Hirnen der Bevölkerung zu schaffen“. Denn erst dann agiere die Politik. Die Religionen müssten sich gemeinsam dafür einsetzen, so der Bischof.
Deutsch: Klimaschutz ist Hausverstand
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, mahnte ebenfalls zur Einsicht: „Es ist ganz einfach: Wir haben nur diesen einen Planeten. Wie wir mit unserer Erde, unserer Umwelt, umgehen, ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen überhaupt. Der vom Menschen verursachte Klimawandel kann niemanden kalt lassen.“
Die Umwelt zu schützen, um sie für die Kinder und Enkelkinder und viele weitere Generationen bewohnbar zu halten, „muss als Gebot für die gesamte Menschheit verstanden werden“. Denn: „Klimaschutz ist nicht nur ein göttlicher Auftrag, sondern ein Zeichen des Hausverstandes. Bitte unterzeichnen Sie das Klimavolksbegehren und tragen Sie dazu bei, die Welt zu retten.“
Cilerdzic: „Schulter an Schulter“ verwirklichen
Die Liebe zur Schöpfung und die Liebe zu Gott könnten nie getrennt, sondern immer nur zusammen verwirklicht werden, sagte der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic. Er zeigte sich erfreut, dass die Religionen ihre Kräfte bei diesem Thema bündeln und "Schulter an Schulter verantwortungsbewusst dieses generationsübergreifende Thema besprechen". Auch gelte es, klimaschädliche Subventionen einzustellen, betonte er.
Vural: „Zeichen des Verantwortungsbewusstseins“
Von einem „Zeichen des Verantwortungsbewusstseins gegenüber den Generationen nach uns“ sprach der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Ümit Vural. Gleichzeitig brauche es auch „ein Zeichen der Solidarität gegenüber jenen Regionen der Welt, die besonders betroffen sind“. Es sei eine „Freude, interkonfessionell zu handeln“, denn das Thema betreffe alle.
„Ich möchte daher Sie, meine Damen und Herren, bitten, das Volksbegehren zu unterstützen.“ Auf die Auswirkungen jedes Handelns in der Klimapolitik verwies der Präsident der Buddhistische Religionsgesellschaft, Gerhard Weissgrab: „Jedes Handeln hat auch für andere Folgen“, sagte er.
Brief an Bundesregierung
Die Glaubensvertreter unterzeichneten auch einen von insgesamt 85 konfessionellen Organisationen unterstützten offenen Brief an die Bundesregierung, in dem diese zu einer „engagierten Klimapolitik“ aufgefordert wird. „Wir wollen Brücken bauen und ein gemeinsames Zeichen für mutige Klimapolitik setzen“, heißt es darin. Der Brief mit dem Titel „Religionen mit einer Stimme“ ist im Internet abrufbar.
Sprecherin Katharina Rogenhofer freute sich über die "Premiere in der Geschichte der Volksbegehren", dass die großen Glaubensgemeinschaften gemeinsam für dessen Ziele eintreten. Die interreligiöse Pressekonferenz und der Brief seien "ein starker Ausdruck dafür, dass die Forderung nach ernsthafter Klimapolitik aus dem Herzen der Gesellschaft kommt und tief in unserer gemeinsamen Kultur verwurzelt ist - über alle sozialen und religiösen Grenzen hinweg!" Dies sollten die verantwortlichen Politiker ernst nehmen "und endlich von vereinzelten Versprechen in die Umsetzung kommen".
Markus Gerhartinger, neu gewählter Sprecher der diözesanen Umweltbeauftragten, hätte sich mehr Unterschriften gewünscht, fand das Ergebnis des Klimavolksbegehrens aber angesichts schwieriger Rahmenbedingungen wie der Corona-Krise durchaus "achtbar": Mit mehr als 380.000 Unterschriften für Anliegen wie die Verankerung des Klimaschutzes in der Bundesverfassung, eine nachhaltige Mobilität und Energie oder den Stopp für klimaschädliche Treibhausgase wurde die 100.000er-Hürde für eine Behandlung im Parlament locker übersprungen.
Auch Volksbegehrenssprecherin Katharina Rogenhofer äußerte sich zufrieden mit dem Ergebnis: Noch nie in der Geschichte habe es "eine so breite Allianz zwischen Wissenschaft, Bevölkerung, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen von Kunst und Kultur bis Glauben für mutigen Klimaschutz" gegeben, sagte sie.
religion.ORF.at/APA/KAP/FV
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