Bischof Schwarz: „Ein feinfühliges Gespür für das Klima haben“
Zu einem Dialog zwischen Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft wurde die 62. Barbara-Feier zum Thema „Klimaschutz jetzt! Was ist mein Beitrag?“ am 1. Dezember 2019 in Matzen, zu der auf Einladung von OMV, Marktgemeinde und Pfarre Matzen-Raggendorf und der Katholischen Arbeitnehmer/Innen Bewegung der ED Wien (KAB) an die 200 BesucherInnen kamen.
Durch die Sozialpartnerschaft einen Zugewinn an Lebensqualität
„Unser Land ist landschaftlich und ökologisch schön gestaltet. Wir leben in einem Land wo wir ein feinfühliges Gespür für das Klima haben. Daher brauchen wir nicht raunzend ins Leben schauen, sondern können dies voll Dankbarkeit tun“, sagte der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz in seiner Ansprache bei der Barbara-Feier in der Pfarrkirche Matzen.
„Österreich hat durch die Sozialpartnerschaft einen Zugewinn an Lebensqualität erlangt. Schau auf deinen Gott. Lebe wachsam; Dazu gehört auch die Dankbarkeit. So gut wie es heute der Menschheit geht, ging es ihr noch nie. Unsere Zeit ist besser geworden“, erläuterte Schwarz. „Die Heilige Barbara ist für alle Bergleute da. Sie soll unsere Schutzfrau sein. Die Menschen haben ein tiefes Gespür für Heiliges. Das hilft in der täglichen Auseinandersetzung die Lebensfreude nicht zu verlieren“, so Schwarz, der allen dankte, „die Arbeit schaffen“ Denn: „Ich kann nur teilen, wenn ich etwas habe; ich kann nur Teilen wenn ich etwas erwirtschaftet habe“. Er schloss: „Wir haben in Niederösterreich einen hohen Grundwasserspiegel an Solidarität und Wachsamkeit füreinander. Wir können daher dankbar sein, weil Gott uns hilft mit seinem Geist seine Schöpfung zu gestalten – auch in Zukunft“.
Das Leben feiern
Zur jüngst von Wirtschaft und Politikern wieder in Frage gestellte Sonntagsruhe und den Forderungen nach Dekarbonisierung, Kohle, Gas und Öl im Boden lassen, lud bei der anschließenden Begegnung im Veranstaltungszentrum Optimum in Matzen die Moderatorin, KAB-Referentin Gabriele Kienesberger, die VertreterInnen der verschiedenen Organisationen ein, Stellung zu nehmen:
Bischof Alois Schwarz, der Kirchliche Sprecher der Sonntagsallianz, dankte dabei vor den Menschen der Region Weinviertel „allen, die heute arbeiten, damit wir den Sonntag feiern können“ und hob besonders „die in der Pflege sind“ hervor. „Der Sonntag ist ein Tag den wir alle zum Durchatmen brauchen. Wenn wir das Leben gut durchstehen wollen, brauchen wir fünf Prioritäten“, legte Schwarz dar: „1. Ausreichend Schlaf ist das wichtigste. 2. Ausreichend Bewegung. 3. Zeit für Gebet, oder eine Viertel-Stunde für mich oder für zweckfreies Dasein, 4. Pflege der familiären Beziehungen und 5. Arbeit. Wenn sie das umdrehen, bestehen sie das Leben nicht“, sagte Schwarz, der den BesucherInnen zurief: „Ich möchte mit Ihnen das Leben feiern. Wenn sie die ganze Zeit durcharbeiten, macht das das Leben kaputt. Unser ganzer Kulturraum braucht den freien Sonntag. Vergessen sie nicht das Leben. Wir sind von Gott geschaffen mit unverletzlicher Liebe“. Was andere als Klimaschutz bezeichnen, nennen wir in der Kirche „Schöpfungsverantwortung. Mein Beitrag ist, dass wir den Schöpfer nicht vergessen“, so Schwarz, der mit „Die Gaben der Schöpfung sind Geschenk unseres Gottes“ das Mittagessen segnete.
Bürgermeisterin Claudia Weber hob hervor, die Gemeinde Matzen habe mit dem Erdölverband, den 55 Erdölverbandsgemeinden, der OMV und dem Österreichischen Bundesforschungszentrum „auf 3,5 Hektar einen Klimaschutzwald mit Bäumen, die die enorme Trockenheit aushalten, zu schaffen begonnen“.
Die Sorge für die Natur und die Armen zu Eigen zu machen
Philipp Kuhlmann, Vorsitzender Katholischen Arbeitnehmer/inngen Bewegung der Erzdiözese Wien und gewerkschaftlicher Sprecher der Sonntagsallianz verwies darauf, Papst Franziskus räumt dem freien Sonntag in der Enzyklika "Laudato si" einen besonderen Stellenwert ein. Statt "zügelloser Unersättlichkeit und dem abgeschotteten Bewusstsein" ermöglicht seine "Ruhe (...) eine Ausweitung des Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu erkennen. So strahlt der Tag der Ruhe, dessen Mittelpunkt die Eucharistie ist, sein Licht über die ganze Woche aus und motiviert uns, uns die Sorge für die Natur und die Armen zu Eigen zu machen." (LS 237). „Die Verbindung der Option für die Armen und der Ökologie zeichnen das Denken von Papst Franziskus aus“, so Kuhlmann. „Im Gegensatz dazu steht das Bemühen politischer Kräfte, die weder den Sonntag, noch die ökologische Frage, noch soziale Anliegen in den Blick nehmen. Dass alle drei Felder, die Franziskus zusammen denkt, dabei vernachlässigt werden, ist sicher kein Zufall sondern bestätigen die Sichtweise von Papst Franziskus“, schloss Kuhlmann.
OMV-Direktor Reinhard Oswald sagte: „Wir stellen uns dem Klimawandel“. Er veranschaulichte das: „Beim Treibhausgas wird ein Watt mehr eingestrahlt als abgestrahlt wird. Methan ist 25 Mal schlechter als CO2, Lachgas N2O ist 22 000 Mal schlechter als CO2, Schwefelhexafluorid ist das schlechteste. Wenn wir auf Kohle, Öl, Gas in Österreich verzichten, müssten wir 70 000 Windräder aufstellen. Österreich trägt mit 0,5 Prozent beim CO2 Ausstoß der Welt bei. Ein Flug nach Asien produziert genauso viel CO2 wie 30 000 km mit dem Auto im Jahr fahren. Der Schutz von Mensch und Natur haben eine hohe Priorität für uns. Die OMV hat jüngst Schritte gesetzt damit sie viele Stunden CO2 Neutral produzieren kann. Die Gasproduktion hat den halben CO2 Ausstoss gegenüber Kohle und den halben von Öl. Streamen bedeutet 10 Prozent des CO2 Ausstoßes“. Oswald schloss: „Die Zukunft lässt sich noch gestalten. Verströmen sie positive Stimmung herzlichen Dank“.
Der Matzner Pfarrer Dechant Kazimierz Wiesyk SAC freute sich, so viele Festgäste aus der Erdöl-Region, darunter die Rhythmische Gruppe der Pfarre Matzen, das OMV Blasorchester unter der Leitung von Kapellmeister Professor Anton Kammerer begrüßen zu können. OMV-Lehrlinge trugen Fürbitten mitten aus dem Leben heraus vor. Beim anschließenden Mittagessen traten die BesucherInnen über die verschiedenen Blickwinkel in einen angeregten Austausch. Mit dem Lied vom Bergmannsstand endete der offizielle Teil. Engagiert dialogisierten die TeilnehmerInnen aber noch länger angeregt weiter über das Gehörte. „Für mich ist es immer wieder von großem Interesse, von der OMV-Leitung aus erster Hand über die Pläne der OMV erfahren zu können“, fasste Moderatorin Gabriele Kienesberger zusammen.
Franz Vock