Gebet um Versöhnung und Befreiung
„Im Gebet um Versöhnung sind Ketten zu Boden gefallen als Symbol der Befreiung“, sagte Ingrid Gaisrucker, die Ehrenamtliche Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde Hietzing, beim Ökumenischen Gottesdienst in der Gebetswoche für die Einheit der Christen am 18. Jänner 2018 in der röm.-kath. Pfarrkirche Baumgarten und ersuchte die 60 Mitfeiernden verschiedener Bekenntnisse in Wien West nicht nur die Schönheit der karibischen Inseln zu sehen, sondern auch „das, was diese Menschen bedrückt und herausfordert“.
Für die Bewahrung der Schöpfung Gottes Partnerinnen und Partner sein
Damit „die Bewahrung der Schöpfung, … die Herrlichkeit der Schöpfung Gottes wieder hergestellt wird, … müssen wir Gottes Partnerinnen und Partner sein, um dieses Ziel nur annähernd zu erreichen“, sagte Gaisrucker. Sie erinnerte an „die verletzte kollektive Psyche“ der Menschen in der Karibik – den „schwerwiegenden Zusammenhang mit unserer europäischen Geschichte“, das „Erbe der Kolonialzeit und des Sklavenhandels“ – die sich heute in vielen „sozialen Problemen“ zeige und fand es daher „großartig, dass wir uns Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen lokal, national und global zu Gebet und Verkündigung vernetzen“.
Im Evangelium „um das Leben von Kindern und Frauen“ (Mk 5,21-43), die „eines besonderen Schutzes bedürfen“, sei eine “feine Sensibilität zu spüren“ für Jesu „heilende Zuwendung“, betonte Gaisrucker. „Um ins Leben zurückzufinden“ habe „der Glaube der Frau, ihr Vertrauen und Mut, die Größe ihrer Seele all die Verzweiflung und Angst besiegt“. Dabei erlebte sie „etwas ganz Einzigartiges, jemand nimmt sie wahr, sieht sie an und ist ganz bei ihr. Dies ermutigt sie, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen“, so Gaisrucker.
In dieser Geschichte spielte nicht nur „die einfühlsame Hand …eine entscheidende Rolle“, sondern „Jesus motiviert die Frauen der Karibik, dass auch sie und ihre Kinder von Gott geliebt sind und ein Recht auf ein erfülltes Leben ohne Entwürdigung und Rechtlosigkeit haben“, sagte Gaisrucker. An die Besucherinnen und Besucher gerichtet fragtesie: „Überlegt auch ihr euch, inwieweit euer Leben von zerstörerischen Kräften bedroht ist. Aber denkt darüber nach, ob ihr nicht auch andere Menschen entwürdigt und diskriminiert, ihnen Wesentliches für ihr Leben vorenthält“. Gaisrucker schloss: „Das rettende Handeln Gottes für sein Volk gibt uns Mut und Hoffnung, an der Seite der Menschen zu stehen und gemeinsam unsere Hände für andere auszustrecken – um die sichtbare Einheit in Jesus Christus zu leben“.
Seelsorgebündnis „Zeit zum Handeln“ wirkt auf politische Veränderungen hin
Mit der gesammelten Kollekte von € 577,20 wurde das ökumenische Seelsorgebündnis „Hora de Obrar“ („Zeit zum Handeln“) für Menschen im „Sojagürtel“ (Teile von Brasilien, Argentinien, Paraguay, Bolivien und Uruguay) unterstützt, das Kirchenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter dieser Länder für „die besonderen Nöte der Menschen in den betroffenen Gemeinden“ schult und diese sich damit „über nationale Grenzen hinweg auf eine gemeinsame Positionierung und Strategie zum Monokulturanbau“ verständigen, wodurch sie „langfristig auf politische Veränderungen hinwirken“.
Die abschließende Agape wurde von den Mitfeiernden der verschiedenen Konfessionen in Wien West dann noch zu einem intensiven Gedankenaustausch über Pfarr- und Konfessionsgrenzen hinweg genutzt. Dem Kreis gehören sechs verschiedene röm.-kath. Gemeinden, Altkatholiken, Evangelische Gemeinden AB und HB, Methodisten, Baptisten, Dominikanerinnen und Kopten an. Auch mehrere KA-VerterterInnen wie Hermann Hunger vom KMB-Vikariatsleitungsteam Wien Stadt, der für die Texthefte sorgte, wirkten mit.
Franz Vock