Wieder verstärkt kampfbereit sein
„In welchem Europa leben wir? Wir müssen wieder verstärkt kampfbereit sein“, sagte Claudia Krizmanic von der KAB Wien, nachdem die rund 30 Delegierten aus Österreich, Tschechien und der Slowakei am Nachmittag des 15. KAB-Regionalkongresses am 7. Oktober 2017 in Bratislava die Licht- und Schattenseiten ihrer Arbeitssituation zur Sprache brachten.
Sorgen …
Dabei wies die St. Pöltner KAB Diözesanreferentin Margarete Bliem auf die in Österreich entstandene Initiative „Christlich geht anders. Solidarische Antworten auf die soziale Frage“ hin und betonte mit dem Papst Franziskus Hinweis: „Sich in die Politik einzubringen ist für den Christen ein muss“. Bei der Ende August stattgefundenen Sommerakademie in Gaming, an der sich seit 20 Jahren VertreterInnen von Kirche, Gewerkschaft und Arbeiterkammer begegnen, sei ein guter Konsens gefunden worden. Tatsache sei auch, angesichts von Arbeitswelt 4.0 haben viele Angst wenn es immer mehr Roboter gibt. Damit werde es Zeit für das bedingungslose Grundeinkommen.
Andere wiesen auf das Waldhüttl bei Innsbruck hin, wo Romas aus der Tschechei auf einem Bauernhof leben und sich selbst versorgen. Der Internationale Tagung für menschenwürdige Arbeit am 7.10. werde nach wie vor genützt, dafür aufmerksam zu machen. Hans Lechner von der KAB Wien stellte das Mentoringprojekt Hands On für Arbeit-suchende Jugendliche vor. Ebenso werde es im November ein Fest zu 85 Jahre Bischof Aichern und 135 Jahre Cardins Geburtstag geben. Auch Romas können einen wertvollen Beitrag für ein gutes Leben leisten, betonte Claudia Krizmanic von der KAB Wien, die sich weiters dafür aussprach, „wieder verstärkt Leute aus Ungarn und Polen einladen“.
Eine slowakische Gymnasiastin erzählte, ihre Schule habe „drei syrische Christen aufgenommen. Wir sind froh, dass wir sie unter uns haben“. Andere erwähnten, am IZA Internationalen Zentrum für Arbeitnehmerfragen im tschechischen Velehrad werde die Spiritualität der Arbeit vom 28.-30. 9. 2018 Thema sein. Sorge bereite aber auch, in ländlichen Gebieten werden viele Geschäfte aufgelöst; oft gebe es nur den Mindestlohn. Ebenso sei für gute Arbeit der gleiche Lohn für Männer und Frauen zu zahlen. Ein weiteres Anliegen war, der Markt müsse menschlicher sein, werde oft als Fetisch betrachtet, daher müsse über eine universale Bruderschaft geredet werden.
Ein weiterer Blickwinkel war, oft werden die Roma als ein europäisches Problem gesehen. Ihr Leben bestehe in ihrem natürlichen Verhalten. Die Leute müssten von sich selbst wollen, ihren Status zu verändern. Gleichzeitig gebe es aber Baufirmen wo ausschließlich Roma angestellt sind.
… und besorgniserregend
Genauso wurde aber auch eine Reihe von besorgniserregenden Arbeits- und Lebenszuständen in diesen Ländern thematisiert. Da war vom Staat zu hören, der sich selbst nicht an den Mindestlohn hält. Eine Firma bot den Angestellten eine Erhöhung der Löhne an, wenn sie das Recht auf Streik aufgeben. Die unterschiedliche Qualität der in den Geschäften zu kaufenden Lebensmittel von Konzernen war genauso ein Thema wie die im Land herrschende Korruption. Eine Person machte sich dazu Luft mit der Frage: „Wann fängt die Slowakei an mit Österreich zusammenzuarbeiten? Die Rumänen haben den Mut gehabt, korrupte Politiker einzusperren“.
In Mitteleuropa hat die Slowakei die größte Arbeitslosigkeit, sagte jemand anderer und untermauerte das mit dem Hinweis: „Viele Frauen arbeiten als Altenpfleger und viele Männer außer Landes. Auch die Migration ist nicht ohne diese Zusammenhänge zu verstehen“. Eine weitere Person berichtete: In der Slowakei leben mehr als 20 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze. Da gibt es Roma die kein Wasser haben. Eine Frau erzählte, sie habe selbst einen Obdachlosen 1 ½ Jahre zu Hause gehabt. Dazu gibt es Tausende Leute, die werden im Baugewerbe nicht bezahlt. Auch in anderen Bereichen gibt es nicht bezahlten Lohn für tatsächlich erbrachte Arbeit.
Der ausgiebige Erfahrungsaustausch bei dem noch eine Vielzahl an fragwürdigen Zuständen aufs Tapet kamen, veranlasste anschließend eine Gruppe von slowakischen und tschechischen TeinehmerInnen, unter ihnen Jiri Konecny, den Leiter des Vereins der christlichen Arbeiter und Arbeitnehmer für Tschechien und Julius Porubsky, den Leiter des Vereins der christlichen Arbeiter und Arbeitnehmer für die Slowakei, zur Abfassung eines Resolutionsentwurfes mit einem Aktionsprogramm, das gleichzeitig viel über die Lebensumstände in diesen beiden Ländern aussagt.
Auch um Segnung der Arbeit wurde gebeten, denn „Wo keine Segnung dort kein Fortschritt“ war einhellig die Meinung. Mit viel Dankbarkeit für die erlebte Solidarität aber auch manch ermutigender Erfahrung verabschiedeten sich die TeilnehmerInnen der Begegnung dann wieder.
Franz Vock