Achtsamkeit, kritisch sein und hoffnungsvolles Warten
„Advent heißt seid wachsam, wacht auf, bleibt wach. Es braucht Wachsamkeit, die eine besondere Lebendigkeit ausmacht. Wachsamkeit trägt aber auch was Prophetisches mit sich, das ist etwas was unsere Zeit besonders braucht“, sagte Propst Maximilian Fürnsinn vom Stift Herzogenburg vor über 200 Mitfeiernden, darunter zahlreichen Bürgermeistern und Gemeinderäten des Weinviertels, bei der 60. Barbarafeier am 3. Dezember 2017 in der Pfarrkirche Matzen, die unter dem Motto „60 Jahre gemeinsame Verantwortung und Partnerschaft“ stand, wozu die Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung des Vikariates Unter dem Manhartsberg, sowie die Pfarre und Marktgemeinde Matzen-Raggendorf und die OMV Austria Exploration & Production eingeladen hatte.
„Wachsamkeit erfordert drei Dinge“, führte Fürnsinn näher aus:
- „Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit. Das ist heute ein Modewort, bedeutet aber gegenwärtig sein, Wahrnehmung, Wertschätzung, keine Schläfrigkeit und kein Versumpern. Es gibt aber auch Achtsamkeitskiller wie wir vergessen unsere eigene Geschichte, Medien die uns zerreißen mit unserer Meinungsbildung. Daher bedarf es heute der Pflege der Achtsamkeit, damit man immer noch die eigene Mitte spürt, mit sich selbst in Berührung ist. Daher müssen wir auch Raum schaffen, für das, was dem Leben Sinn gibt“.
- „Kritisch sein. Wir gehen oft schlecht mit Krisen unsere Zeit um, taumeln mit Krisen herum, der Klimakatastrophe, dem Druck der Migration. Das ist noch nicht überstanden. Wir brauchen dazu eine kritische Distanz, eine Unterscheidung der Geister, ein die Spreu vom Weizen trennen, ein mutiges gegen den Strom schwimmen. Wer das Kommen des Reiches Gottes erwartet, der fördert den kritischen Geist. Die Frage ist: Was richtet auf? Was fördert Freude und Engagement? Kritisch sein bedeutet nicht Ablehnung, sondern den Alltag bewusst und kritisch erleben“
- „Hoffnungsvolles Warten, mit Vertrauen in die Zukunft schauen. Das darf nicht zu Angst führen. Es braucht ein zur Hoffnung anleiten. Das bedeutet Kraft und Mut, unser Leben als Antwort auf Gottes Ruf zu leben. Advent kommt von Ankunft, von Abenteuer. Auf die Ankunft in unserer Zeit warten, dieses Abenteuer möchte ich ihnen wünschen“ schloss Fürnsinn.
KAB-Vorsitzender Kuhlmann: „Es kann nicht sein, dass die Politik spaltet, sie muss versöhnen“
Die FestrednerInnen Bürgermeisterin Claudia Weber, Probst Prälat Maximilian Fürnsinn CanReg, OMV Dir. DI Reinhard Oswald und der KAB Vorsitzender Philipp Kuhlmann, brachten einhellig die gemeinsame Verantwortung und Partnerschaft zwischen Kirche und ArbeitnehmerInnenschaft, insbesondere mit der Belegschaft der OMV, bei ihren Grußbotschaften im Optimum der Gemeinde Matzen zum Ausdruck. KAB-Diözesanvorsitzender Philipp Kuhlmann sagte dabei: „Gott ist im Hochofen und auf der Drehbank“. Er unterstrich mehrfach die Bedeutung der Arbeit in der Sozialpartnerschaft und der „sozialen Verantwortung. Zwischen den Klassen, Rang und Stand gibt es heute wenig Versöhnung. Es kann nicht sein, dass die Politik spaltet, sie muss versöhnen. Es braucht daher ein wachsam sein für das was es auf der politischen Ebene spielt“.
OMV-Direktor Dipl.-Ing. Reinhard Oswald wünschte sich „dass die Heilige Barbara täglich über unsere Kollegen wacht. Die Partnerschaft ist im Grunde wie eine Beziehung zwischen Eheleuten. Eine Diamantene Hochzeit zu feiern heißt diese Beziehung ist nicht mehr angreifbar, sie ins unzerstörbar, sie bleibt. Dazu braucht es ein nachhaltiges Handeln. Die OMV möchte ein guter Nachbar sein. Es braucht gegenseitiges Vertrauen um nachhaltige Investitionen zu tätigen und zur Entwicklung der Region beizutragen. Kohle, Öl und Gas stellen heute laut Statistik Austria 70 Prozent der Energie bei. 30 Prozent entfällt auf Erneuerbare Energien, 1,33 Prozent davon auf die Windkraft. Die OMV wird sich in Zukunft weiter der Nutzung dieser anderen Energien zuwenden, wo es noch viel Luft nach oben gibt. Ein Co2 neutraler Umgang ist ihr wichtig. Und Vertrauen ist einer der grundlegenden Werte in der Partnerschaft. Daher wird auch die OMV wieder das Sonderpädagogische Zentrum unterstützen und diesem ein Blockflötenset überreichen“, schloss Oswald.
Der „Erdölpfarrer“ und Dechant Kazimierz Wiesyk SAC freute sich so viele Mitfeiernde aus der ganzen Erdölregion begrüßen zu können. Darunter waren die RepräsentantInnen des Verbandes der niederösterreichischen Erdölgemeinden mit der Matzener Bürgermeisterin Claudia Weber an der Spitze, der ebenfalls sein 60. Jahre Jubiläum feierte. Propst Fürnsinn segnete anlässlich des 60. Jubiläums die von der OMV-Werkstatt neu gefertigte Gedenktafel für die Barbarfeier. Vier OMV-Lehrlinge stellten sich mit ihrem Lehrberuf vor und baten in den Fürbitten für die Jugendlichen auf der ganzen Welt“ um die Möglichkeit einer Lehrstelle oder eines Arbeitsplatzes und um „Erwachsene zur Seite, die sich um sie kümmern und ihnen ein gutes Vorbild sind“. Die OMV Austria brachte einen Gutschein des „Vereines Tiergeflüster“ zur Gabenbereitung, mit dem sie das therapeutische Voltigieren für bedürftige Schülerinnen und Schüler des Sonderpädagogischen Zentrums (Zis – Zentrum für Inklusion) Matzen unterstützt. Das OMV Blasorchester unter der Leitung von MS-Direktor Kapellmeister Anton Kammerer besorgte mit dem Singkreis Matzen die musikalische Umrahmung der Feier, bei der sowohl das Bergmannslied Der Steiger aber auch das Weinviertler Vater unser erklangen. Die Moderation der Feier nahm M.A. Roland Sperk wahr. Und mit dem gemeinsamen Singen des Bergmannstand-Liedes ging die offizielle Feier zu Ende. Viele nutzten die gemeinsame Agape natürlich auch für ausführliche Gespräche und einen Erfahrungsaustausch.
Franz Vock, Gabriele Kienesberger