Walter Rijs zur Sonntagsöffnungs-Debatte
Für das ORF-Wirtschaftsmagazin „ECO“ (4.12.14 bzw. 5.12.14) wurde KA-Präsident Walter Rijs interviewt für den Beitrag „Handel fordert Sonntagsöffnung: Antwort auf schwächere Kaufkraft und Internet-Konkurrenz“ http://tv.orf.at/eco
Walter Rijs zur Sonntagsöffnungs-Debatte im Wirtschaftsmagazin „Report+PLUS“ - Seite 14 und 15
1. Ist der arbeitsfreie Sonntag Teil der österreichischen Kultur?
Mit der Sonntagsruhe haben wir natürlich ein einzigartiges Kulturgut! Gerade Wien unterscheidet sich dadurch ganz spezifisch von anderen Metropolen: Der Sonntag ist ruhiger - ohne Zulieferverkehr und Stress – und natürlich kommen gerade auch deswegen unsere Kulturschätze erst recht zur Geltung (ohne Konkurrenz von einer fast schon global vereinheitlichten Shopping-Kultur): Die Wiener Kaffeehaus- und Heurigenkultur, offene Kirchen, Grünflächen und Plätze, wunderbare Museen, beeindruckende Architektur, …. Die frühere US-Botschafterin in Wien, Susan McCaw, hat gesagt: "Ich liebe es, dass man am Sonntag mit der Familie ist. In den USA gibt es das nicht. ... Anfangs war es gewöhnungsbedürftig, aber jetzt finde ich das schön."
2) Sollen Geschäfte in Tourismuszonen oder Einkaufszentren auch am Sonntag geöffnet haben?
Souvenirshops und der Laden am Bahnhof für Zahnpasta, Haarshampoo und Milch haben ja ohnehin geöffnet. Hier wird etwas zum Thema gemacht, das nur dem Interesse einzelner Lobbys dient und nicht dem gesamten Wohlbefinden der Bevölkerung. Es würden in erster Linie Ketten und Konzerne auf Kosten der kleinen Wirtschaftsbetriebe profitieren. Der Tourismus hat sich seit dem Jahr 2004 in Wien verdoppelt. Das zeigt doch, dass Gäste nach Wien nicht wegen des Einkaufens herkommen.
3. Was erwarten Sie von einer Lockerung der Ladenöffnungszeiten?
Eine noch stärkere Ausweitung der Arbeitszeiten bringt kleine Gewerbetreibende und Familienbetriebe noch mehr unter Druck. Mehr Sonntagsarbeit brächte auch für die Angestellten im Verkauf eine empfindliche Störung ihres – ohnehin stark bedrängten – Familienlebens. Viele Angestellte leben im Umfeld von Wien. Diese können nicht zugleich im Ort bei einem Feuerwehr-, einem Kirchenfest oder bei der Musikkapelle sein. Damit ruiniert man auch die Kultur und den Zusammenhalt der Umlandgemeinden von Großstädten.