Schönborn unterzeichnete Petition zum Schutz des 8. Dezember
Wien, 05.12.2014 (KAP) Eine Petition zum Schutz des 8. Dezembers hat Kardinal Christoph Schönborn unterzeichnet. Es sei wichtig, "dem Marienfeiertag seinen eigentlichen Charakter wiederzugeben und ein deutliches Zeichen für die gemeinsamen Ruhezonen in unserer Gesellschaft zu setzen", erklärte der Wiener Erzbischof am Donnerstag seine Unterstützung der 2009 ins Leben gerufenen Initiative der Handelskette Billa, die an dem diesmal auf einen Montag fallenden Feiertag österreichweit ihre Filialen geschlossen hält.
v.l.n.r.: Marktmanager Thomas Riegler vor seiner Filiale in der Singerstraße, „KA Nikolaus“ Franz Vock und Regionsmanagerin Bianca Secchi freuen sich, die MitarbeiterInnen können am 8. Dezember „Verschnaufen vom Kaufen“. Diese Ruhezone gibt Raum zum „Denken beim Schenken“.
Feiertagsschließung ermöglicht gemeinsame freie Zeit und Ruhezone für Familien
"Billa"-Vorstandssprecher Volker Hornsteiner erklärte die Feiertags-Schließung der Filialen des Nahversorgers als Ausdruck des Dankes gegenüber den eigenen Mitarbeitern, zumal Zeit das "kostbarste Gut" des Menschen sei. Die Petition solle aufmerksam machen auf die wesentliche Bedeutung und Wertschätzung von gemeinsamer freier Zeit sowie von Ruhezonen. Ähnlich Wolfgang Katzian von der Gewerkschaft GPA-djp, der die Aktion lobte als Maßnahme, die Hektik und Einkaufstress entgegenwirke.
Dieselbe Botschaft vermitteln zahlreiche kirchliche Akteure, die sich auf verschiedene Weise für den Schutz des Feiertages im Advent und die Wiederentdeckung des Marienfestes ausgesprochen haben. Zum Nachdenken und zu einem "Verschnaufen vom Kaufen" regt die Katholische Aktion (KA) Wien an, u.a. durch die Verteilung von Geschenksackerln und Kärtchen: Die Menschen sollten am 8. Dezember bewusst auf Konsumangebote verzichten und den Feiertag wieder zum Tag der Erholung, der sozialen Kontakte und der Familie machen.
"Nur dann haben wir eine berechtigte Chance, dass die großen Handelsketten ihre Geschäfte wieder geschlossen halten", erklärte KA Wien-Präsident Walter Rijs in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Großen Kaufhäuser und Handelsketten seien laut Rijs schließlich Nutznießer der Möglichkeit zur Ladenöffnung am Marienfeiertag, mittlere Betriebe würden eher aus Angst um Umsatzentgänge mitziehen, während Einzelhändler und Kleingewerbe dadurch "eher unverhältnismäßig stark belastet" seien.
Feiertage seien jedoch einst als Möglichkeit der Regeneration geschaffen worden - wobei der 8. Dezember in Österreich 1647 eingeführt, unter dem NS-Regime im 2. Weltkrieg abgeschafft und 1955 auf Tiroler Initiative und mittels Volksentscheid wieder als gesetzlicher Feiertag eingerichtet wurde, wie der KA-Präsident darlegte.
Aushöhlung und Halbherzigkeit
Mit schärferen Worten meldete sich die KA Salzburg zu Wort, die das Verschwinden der Feiertagsruhe am 8. Dezember durch konträre Ausnahmebestimmungen als "halbherzige" und zugleich typisch österreichische Lösung bezeichnete. Der gesetzliche Feiertag sei damit ausgehöhlt und so gut wie abgeschafft worden, vom Marienfest sei ein Einkaufstag übrig geblieben. "Das halbe Land steht 'hinter der Budel' und muss arbeiten, die andere Hälfte soll die Rolle kaufwütiger Konsumenten spielen", so KA Salzburg-Präsidentin Doris Witzmann in einer Aussendung vom Freitag.
Statt einen Feiertag vorzugaukeln, solle die Politik mit den Bürgern offen reden, so Witzmanns Forderung. "Wenn es nichts mehr zu feiern gibt und Tradition scheinbar egal ist - wozu die Fassade aufrechterhalten?" Neben seinem religiösen Aspekt und der großen historischen Bedeutung habe der 8. Dezember jedoch auch wichtige soziale Funktionen: Immer mehr Menschen würden im immensen Stress und Rummel der Adventszeit wieder Zeit für Erholung, Beziehungen und Besinnung wünschen, erklärte die KA-Sprecherin.
Speziell an Pfarren gerichtet ist die Aktion "08.12 statt 08/15", mit der die Katholische Aktion heuer wieder zum "Verschnaufen vom Kaufen" einlädt. Bereitgestellt werden dafür Materialien für Verteilaktionen, mit denen in Pfarren zu Adventbeginn Menschen angesprochen und auch zu den religiösen Veranstaltungen an diesem Tag eingeladen werden können.
http://www.kathpress.at/site/nachrichten/database/66521.html