Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, merkwürdig angeschaut zu werden? In der Stadt Wien geht es immer mehr Menschen so, wenn sie bei einer Fronleichnamsprozession mitgehen. Und manche Pfarren fragen sich, ob es wirklich noch ein sinnvolles Ritual ist (theologisch ist ja der Gottesdienst am Fronleichnamstag wesentlich wichtiger als der Umzug).
Nun kann man zurecht argumentieren, dass es gut ist, wenn wir als Pfarre wenigstens einmal im Jahr im lokalen Umkreis unserer Kirche nach außen gehen. Doch im Gegensatz zu meiner Kindheit, wo noch einer großen Mehrheit klar war, was diese Prozession bedeutet - auch wenn sie nicht mitgegangen sind - ist das heute ganz anders. Für viele ist es nicht viel anders, als wenn ein Zug buddhistischer Mönche durch die Straßen tanzt (am Land ist das noch etwas weniger krass, aber die Bedeutung ist auch hier sehr abnehmend).
Nun will ich deswegen niemanden daran hindern, an Fronleichnamsprozessionen teilzunehmen. Aber ich glaube, es ist wichtig auch anders in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Das ist der Grund, warum ich ein großer Fan der Romaria bin. Auch wenn es ursprünglich als „Wallfahrt“ tituliert wurde, ist es inzwischen doch mehr eine Prozession mit verschiedenen Stationen, die teilweise sehr an Fronleichnam erinnert.
Aber es gibt einen großen Unterschied. Bei der Romaria geht es bei den Stationen um konkrete aktuelle Probleme von Menschen in der heutigen Zeit, die mit der frohen Botschaft Christi in Verbindung gebracht werden. Wer hier von außen zuhört, wird Themen finden, die uns alle beschäftigen. Themen rund um die Schwerpunkte, Flucht, Asyl, Migration. Nicht abgehoben, sondern sehr konkret, oft auch mit sehr persönlichen Schilderungen.
Die Romaria zeigt, wofür wir uns als Christinnen und Christen einsetzen, für ein besseres Leben für alle Menschen, besonders für die Benachteiligten. Und wir laden damit auch ein, sich uns anzuschließen.
Ich finde, es soll natürlich weiterhin Fronleichnamsprozessionen geben, auch wenn sie immer exotischer wirken. Aber ich glaube, es braucht nicht nur eine Romaria im Jahr, sondern viele Romarias in vielen Pfarren. Zeigen wir den Menschen, wofür wir uns aus dem Glauben heraus engagieren! Kommen Sie am 25.4. zu der von KA Wien, Caritas und Pfarrnetzwerk Asyl veranstalteten Romaria in Wien Liesing mitgehen und tragen sie diese Inititive in den nächsten Jahren auch in Ihre Pfarre weiter.
Marcel Kneuer ist engagiert in der Katholischen Jungschar und der Katholischen Aktion
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.