Du musst keine Berge versetzen, nur einen Stein ins Rollen bringen!
Die Idee, unsere Pfarrgemeinde ein Stück voranzubringen in Richtung ökologisch, wirtschaftlich fair und sozial, gefiel uns und so beschlossen wir, 4 Frauen der kfb-Gruppe Bewegte Frauen, an der Initiative “Pfarre FairWandeln” teilzunehmen.
Wir luden Interessierte ein und freuten uns beim ersten Treffen über 17 Teilnehmende. Nach dem Vertraut-Machen mit den Zielen der Initiative sammelten wir Ideen und filterten danach nach Durchführbarkeit und Ressourcen.
Als eines der ersten Projekte entstand die Genussbörse: Oftmals haben Menschen in ihren Gärten Überschüsse an Obst und Gemüse, andere würden sich freuen, hätten sie es. Wir beschlossen, einen Schaukasten zu installieren, um Angebote und Gesuche aushängen zu können. Parallel installierten wir eine WhatsApp-Gruppe namens “Genussbörse”. Ersteres war allerhand Aufwand, wurde aber wenig genutzt.
Die WhatsApp-Gruppe hingegen wurde freudig angenommen und verbreitet, umfasst zurzeit ca. 60 Mitglieder. Neben Früchten wird allerhand verschenkt oder getauscht und geliehen, z.B. ein Kinderhochstuhl, ein Moped für die Ferien, englische Lektüre, Pflanzensetzlinge, Tipps für den Garten, eine extralange Leiter… Neben dem materiellen Genuss schätzen wir es auch, mit anderen interessanten Menschen in Kontakt zu kommen.
Ein weiters Anliegen ist es dem ca. 7-köpfigen FairWandeln-Team, bei möglichst vielen pfarrlichen Veranstaltungen der sechs zugehörigen Pfarren Fairtrade-Kaffee und Glasflaschen zu verwenden. Den örtlichen Caritas-Hofladen konnten wir motivieren, auch Fairtrade-Produkte aus dem Weltladen in der Nachbargemeinde Hollabrunn ins Sortiment zu nehmen. Eine Menge Apfelsaft, die wir aus gesammelten Früchten pressen ließen, übergaben wir der Caritas für die Aktion Le+O.
Im Bereich der Bewusstseinsbildung machten wir die Erfahrung, dass Kooperationen sehr zielführend sind. Unsere Veranstaltungen sind durchwegs gut besucht. Etwa gemeinsam mit dem Weltladen in Form einer Modeschau mit Fairtrade-Mode bei einem Heurigen - die Models natürlich aus unserer Gemeinde. Mit unserem Dorferneuerungsverein gab es einige hochkarätige Vorträge zum Thema Klimawandel, z.B. mit Dr. Sigrid Stagl. Die Gemeindepolitiker konnten wir für einen Vortag zu Natur im Garten gewinnen, Bauern und Bäuerinnen aus der Umgebung zu einem Podiumsgespräch im Anschluss an den Film „Wutbauer“.
Die Pastoralassistentin und die Pfarrsekretärin im Team zu haben, ist natürlich von Vorteil, weil sie sehr bereitwillig Infos zu unseren Themen und Ankündigungen im Pfarrblatt anbringen.
Manchmal haben wir den Eindruck, in den 7 Jahren unseres Tuns ist wenig passiert, wenn wir aber genau hinschauen, sind das viele kleine Bausteine, und ohne sie wäre unsere Pfarrgemeinde definitiv ärmer und eintöniger. Vor allem hat sich eine Art Netzwerk gebildet, man kennt einander mit ähnlichen Anliegen und Zielen und das ist sehr bestärkend. Es ist immer spannend, was sich als nächstes auftut.
Wichtig finde ich es, die Augen offen zu halten und zu schauen, was sich gerade wieder anbietet. Eine von uns erlebte beruflich einen Glücks-Workshop. Sie war so begeistert, dass wir beschlossen, die Referentin für einen Abend zu uns einzuladen. Und da die Einkaufsmöglichkeiten im Ort nicht so besonders interessant sind, ist eine neue Idee, gemeinsame Einkaufs-Genuss-Fahrten in den nächsten Weltladen und/oder eine bio-faire Gemixtwarenhandlung in der Nachbargemeinde zu unternehmen. Die sehr wertschätzende Betreuung vom Büro der ED bzw. von Welthaus ist immer wieder neu motivierend.
Wir werden dranbleiben!
Traude Reinwein, Pfarre Ziersdorf
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.