Die Schöpfung, alles, was uns umgibt, ist einzigartig im Universum, soweit wir das überblicken können - wir Menschen, die Vielzahl an Tieren und Pflanzen und nicht zuletzt die Atmosphäre, die alles Leben erst möglich macht.
Die Art und Weise aber, wie wir mit unserer Mitwelt umgehen, bedroht die sensiblen Ökosysteme und hat bereits zu tiefgreifenden Veränderungen des Klimas geführt.
Im Verlauf der letzten Jahrhunderte werden wir von einem Wirtschaftssystem beherrscht, das propagiert, „dass es nie genug ist und dass alles immer mehr werden muss – Wirtschaftswachstum, Gewinnsteigerung, Konsum, Arbeitsleistung, Einkommen und Besitz. Es ist ein Drang zum Mehr – ohne Grenze und um jeden Preis.“*
„Warum gibt es ein Nebeneinander von obszönem Reichtum und erschreckendster Armut und warum wird das weitgehend als normal betrachtet?“*
„Wie kommt es, dass die Wirtschaftswissenschaft als vernunftgeleitete Disziplin gilt, während ihre grundlegenden theoretischen Annahmen und Empfehlungen die natürlichen Lebensgrundlagen systemisch bedrohen?“*
Das sind die zentralen Fragen, die gleichzeitig den Zustand darstellen, den die Ökonomie der Maßlosigkeit, wie Bernhard Ungericht sie nennt, hervorgerufen hat.
Wer aber diese Wirtschaft in Frage stellt, ist schnell mit der Angst vor dem Gespenst des Verzichtenmüssens konfrontiert.
Allerdings ist es bereits jetzt so, bei einer globalen Erderwärmung von „nur“ 1,5 Grad, dass wir zunehmend auf ein Gefühl der Sicherheit verzichten. Durch Überflutungen und Murenabgänge ist in vielen Gegenden Wohnen nicht mehr sicher.
Die Ernährungssicherheit gerät sowohl dadurch als auch durch anhaltende Hitze zunehmend in Bedrängnis.
Immer mehr Menschen spüren, dass da etwas nicht in Ordnung ist. Und es spüren immer mehr Menschen, dass dieses Zuviel, das uns umgibt und jederzeit verfügbar ist, nicht jenes Glück in sich birgt, das versprochen wird.
Spürbar ist aber auch die Ohnmacht gegenüber den gigantischen Mächten, wie etwa den transnationalen Konzernen und Lobbyorganisationen, welche etwa die Lebensmittelproduktion dominieren.
Diese Ohnmacht lässt sich vielleicht ein wenig dadurch besänftigen, dass man selbst aktiv wird und jene unterstützt, die sich für Gemeinwohl und einen respektvollen Umgang mit der Erde und allen Lebewesen einsetzen. Auf diesem Hintergrund entstand unser Projekt in der Pfarre Aspern im 22. Bezirk, das wir „Andachtsweg für unsere Erde“ genannt haben.
Im Andachtsweg sind vor allem Werke von Kinder– und Jugendgruppen ausgestellt. Sie haben sich mit Themen aus dem Bereich der Ökologie theoretisch auseinandergesetzt.
Die Eindrücke aus der Beschäftigung damit wurden in einer künstlerischen Gestaltung umgesetzt und an verschiedenen Orten im Pfarrgarten ausgestellt.
So wird im Andachtsweg verschiedenen Elementen oder Lebewesen eine Stimme verliehen, die unter der Art und Weise, wie wir mit ihnen umgehen leiden oder bedroht sind. Und es werden verschiedene Problembereiche wie etwa das Thema der Lebensmitteltransporte dargestellt.
Letztendlich aber geht es immer um die Frage: Wie kann Veränderung geschehen?
Verbunden ist das Projekt deshalb auch mit einem einmal wöchentlich stattfindenden Markt, der lokale, ökologisch produzierte Produkte anbietet. Damit findet sich darin ein konkretes Element, das aufzeigt, in welche Richtung wir uns bewegen sollten.
Momentan aber sind all diese Projekte und Initiativen, die es mittlerweile weltweit gibt, Tropfen auf „brennheiße“ Steine und es ist höchst ungewiss, ob sie dieser fatalen Entwicklung, deren Maxime weiterhin endloses Wachstum ist, rechtzeitig Einhalt gebieten werden.
Renate Delpin, Pfarre Wien-Aspern (22. Bezirk)
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.
*Ungericht, Bernhard: Immer-mehr und Nie-genug. Eine kurze Geschichte der Ökonomie der Maßlosigkeit. Marburg 2021