Unser gemeinschaftliches Europa ist eine großartige historische Errungenschaft.
Nur wenige hätten sich vor fünfzig Jahren vorstellen können, dass die notorisch verfeindeten Nationen des Kontinents zueinander finden und in der Europäischen Union gemeinsame Perspektiven entwickeln würden.
Die EU ist mittlerweile ein bedeutender „global player“, eine der wichtigsten Volkswirtschaften und ein Garant von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.Vieles ist nicht perfekt und daher verbesserungswürdig. Aber gerade die Fähigkeit aus Fehlern zu lernen ist eine ihrer definitiven Stärken.
Das Europäische Parlament wurde im Lauf der Jahre immer mehr zum Zentrum dieses einzigartigen Integrationsprozesses. Es ist von den Wählerinnen und Wählern in den Mitgliedstaaten durch direkte Wahlen dafür legitimiert. Sein Wahlrecht wahrnehmen heißt daher auch in erster Linie, sich an diesem unverzichtbaren Prozess der Weiterentwicklung und Verbesserung beteiligen zu wollen.
Wir stehen vor riesigen Herausforderungen, die sich einfach nicht mehr nationalstaatlich lösen lassen.
Die bereits in Gang gekommene Klimakatastrophe, die epochalen technologischen Veränderungen, der dramatische Anstieg sozialer Ungleichheit und die zunehmende Bereitschaft zwischenstaatliche Konflikte gewaltsam zu lösen erfordern ein starkes, ein besser funktionierendes Europa, das vom Vertrauen seiner Bürgerinnen und Bürger getragen wird. Ein besseres Europa erreicht man nicht durch Zurufe von aussen und auch nicht dadurch, dass man aus kurzsichtigem innenpolitischen Kalkül alles Negative Brüssel anlastest. Es geht nicht um Befindlichkeiten, sondern um eine sachliche Auseinandersetzung wie wir unsere Zukunft gestalten wollen.
Jetzt ist der historische Moment, sich einzubringen, indem man an der Wahl teilnimmt und vor allem aber seine Wahlentscheidung daran ausrichtet, welche der Parteien bzw. wer von den präsentierten Kandidat:innen am Besten geeignet erscheinen, einen Beitrag zur Lösung der Probleme leisten zu können.
Josef Weidenholzer (SPÖ) war von 2011 bis 2019 Abgeordenter zum Europaparlament.
Der Kommentar ist die persönliche Meinung der Autorin/des Autors und muss nicht mit der Meinung der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien übereinstimmen.