Unsere Gesellschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Nach der Pandemie, den darauffolgenden hohen Kosten fürs tägliche Leben wirken unsichere Arbeitsverhältnisse, Globalisierung, Künstliche Intelligenz uvm. massiv auf unsere Arbeitswelt ein und bewirken oft Verschlechterung für die Arbeitnehmer*innen. Prekäre Arbeitsformen nehmen stark zu.
Was heißt nun prekär?
Im Duden wird prekär so erklärt: „in einer Weise geartet, die es äußerst schwer macht, die richtigen Maßnahmen, Entscheidungen zu treffen, aus einer schwierigen Lage herauszukommen; schwierig, heikel, misslich“
Das trifft auch für viele Frauen und Männer auf ihre Arbeitssituation zu. Laut Statistik Austria sind in Österreich fast 1,2 Millionen Menschen a-typisch beschäftigt. Davon sind 289.000 Menschen trotz Arbeit Armutsgefährdet. Ihr monatliches Gesamteinkommen setzt sich aus Arbeit, Soialtransfers und anderem zusammen und beträgt nicht mehr als 1.138 Euro 14 mal im Jahr. Die Palette der Betroffenen reicht von Paketzusteller*innen bis zu Akademiker*innen, von Essenszusteller*innen bis zu Künstler*innen.
29. Februar – Santa Precaria
Für all diese Menschen, die unter prekären Arbeitsbedingungen ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, wurde als fiktive Schutzheilige die Symbolfigur „Santa Precaria“ kreiert.
2001 riefen italienische Aktivist*innen „San Precario“ als Schutzpatron ins Leben. Da in Österreich besonders Frauen von prekären Arbeitsbedingungen betroffen sind, soll uns hier symbolisch „Santa Precaria“ als Schutzheilige beistehen. Ihr Namenstag wird am 29. Februar gefeiert. Diesen Tag gibt es nur alle 4 Jahre – sie ist damit eine echte „Teilzeitheilige“! Mit „Santa Precaria“ wird die alte kirchliche Tradition der Schutzpatrone aufgegriffen.
Schutzpatrone sind Menschen, die sich aus eigener Betroffenheit heraus engagiert haben und damit für die Nachwelt zu Identifikationsfiguren geworden sind. „Santa Precaria“ ist als moderne Symbolfigur für die vielen oft unbekannten Frauen und Männer zu verstehen, die sich in ihrem Lebensumfeld für eine faire Arbeitswelt einsetzen.
„San Precario" und "Santa Precaria“ treten inzwischen als wichtige Figuren bei vielen Sozialprotesten in ganz Europa auf. Sie stehen für Widerstand gegen die derzeit vorherrschenden menschenfeindlichen Strukturen der Wirtschaft, für den Glauben, dass positive Veränderungen möglich sind und für den Mut, gute Arbeitsbedingungen für alle Menschen einzufordern.
FAIR statt PREKÄR – ALLE HABEN EIN RECHT AUF GUTE ARBEIT
Besonders am 29. Februar haben wir diese Menschen im Blick. Die Liste der Forderungen ist lang: Sie reicht von planbaren Arbeitszeiten statt "allzeit bereit" über eine existenzsichernde Mindestentlohnung statt "von der Hand in den Mund leben" bis zu umfassender sozialer Absicherung statt Armutsgefährdung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter.
Wir gehen davon aus, dass alle ein Recht auf GUTE ARBEIT haben, denn diese
garantiert die Würde des Menschen
sorgt für gerechtes Einkommen
trägt Verantwortung für die Umwelt
Wir fordern daher eine Wirtschaft, die dem Menschen dient, die den Menschen in die Mitte stellt und eine Arbeit, die als Mitgestaltung am Schöpfungsauftrag Gottes verstanden werden kann.
Gebet zur Santa Precaria
Oh Santa Precaria,
Beschützerin unser, der Prekären dieser Erde!
Gib den Frauen bezahlten Mutterschutz
und Absicherung den alleinstehenden Müttern und Vätern,
schütze die Abhängigen der Handelsketten,
die Engel der Callcenter,
die Leiharbeiter:innen in dauerndem Wandel
und alle Mitarbeiter:innen, die an einem seidenen Faden hängen.
Gib ihnen allen bezahlten Urlaub, eine sichere Pension,
Sozialleistungen, Abfertigung, Kündigungsschutz,
ein sicheres Einkommen und eine gerechte Entlohnung.
Oh Santa Precaria,
die du uns vor der Tiefe des sozialen Absturzes schützt,
bete für die Projektarbeiter:innen und kreativ Schaffenden,
für die armen Seelen mit befristeten Verträgen,
für die Gequälten von den Gottheiten des freien Marktes
und der Flexibilität.
Vergiss nie die, die wandeln müssen in Unsicherheit,
ohne Zukunft und gesichertem Heim,
ohne Pension und würdevollem Sein.
Gib uns die Kraft, um für menschenwürdige Arbeits- und