Der Sonntag muss ein Ruhetag bleiben
Der Sonntag als Ruhetag ist eine zentrale Errungenschaft unserer Arbeitswelt und darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Er dient nicht nur als dringend benötigte Erholungsphase für die arbeitende Bevölkerung, sondern hat auch eine wichtige soziale und kulturelle Funktion in unserer Gesellschaft und garantiert Ruhe in der Stadt. Sonntagszustellung bringt tatsächlich Lärm und Unruhe. Sonntagsarbeit nimmt Arbeitnehmer:innen und deren Familien die wertvolle gemeinsame Zeit und verschärft den Druck, jederzeit verfügbar sein zu müssen.
Obwohl die Post argumentiert, sie setze auf externe Dienstleister und gewährleiste Sonntagszuschläge sowie Zeitausgleich, bleiben die negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Beschäftigten nicht außer Acht. Dazu Christian Lindmeier, Gewerkschaftssprecher der Wiener Sonntagsallianz: „Externe Transportunternehmen sind häufig weniger gut reguliert, und der Druck auf deren Mitarbeiter:innen, insbesondere in Niedriglohnsektoren, nimmt enorm zu. Diese Praxis könnte Tür und Tor öffnen für eine weitergehende Aushöhlung der Arbeitsrechte, indem das reguläre Arbeitszeitmodell umgangen wird.“
Das Argument des „Black Friday“ und des Weihnachtsgeschäfts dient als Rechtfertigung für eine temporäre Maßnahme, die sich rasch zu einer dauerhaften Ausweitung der Sonntagsarbeit entwickeln könnte – und dies nicht nur in der Zustellbranche. Es ist jedoch fraglich, ob der Bedarf an noch schnelleren Lieferungen tatsächlich so groß ist, dass er den Eingriff in die Ruhezeiten der Arbeitnehmer:innen rechtfertigt. Die langfristigen Folgen für das Wohlbefinden der Beschäftigten und die gesellschaftlichen Strukturen sind weitaus gravierender als die kurzfristigen Vorteile einer 7-Tage-Lieferung.
Der Sonntag gehört allen! Antonia Indrak-Rabl, kirchliche Sprecherin der Wiener Allianz: „Der Sonntag gehört den Familien, den Freundschaften, der Erholung. Er darf nicht zu einem weiteren gewöhnlichen Werktag degradiert werden, nur um den Wünschen einer kleinen Gruppe von „Premium“-Kunden gerecht zu werden. Vielmehr sollte es Aufgabe eines sozial verantwortlichen Unternehmens wie der Post sein, nach innovativen Lösungen zu suchen, die sowohl den Bedürfnissen des Marktes als auch dem Schutz der Arbeitnehmer:innen und ihrer Lebensqualität gerecht werden.
Wir fordern die Post und andere Unternehmen auf, von solchen Maßnahmen abzusehen und den Sonntag als gemeinsamen Ruhetag zu respektieren. Denn Marktinnovation darf niemals auf Kosten der Arbeitnehmerrechte gehen.
Die Wiener Allianz für den freien Sonntag ist Teil der Allianz für den freien Sonntag Österreich. Ihr gehören über 50 Organisationen aus Kirche, Arbeit, Wirtschaft und Vereinen an. Gemeinsam setzen sie sich für Zeitwohlstand und Lebensqualität in Form gemeinsamer freier Zeit ein, wie sie der freie Sonntag bietet.
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